Ausonius, ein kaiserlich-römischer Hofpoet des 4. Jahrhunderts, spricht von den Palästen, die die Moselufer schmücken. Einer dieser Paläste ist sicherlich die römische Villa von Nennig, die nach bisherigem Wissensstand die größte der erwähnten Prachtbauten ist. Ganz gewiss wurde aber in Nennig keine einfache römische Villa ausgegraben.
Dafür spricht schon die Gesamtlänge der Anlage von 600 Meter. Die Fassade der Porticus-Villa betrug immerhin 140 Meter und bestand aus einer Säulenfront mit zwei übereiander stehenden Säulenreihen, die von zwei Seitenflügeln begrenzt waren. Daran schlossen sich dann rechts und links je ein vorgezogenes Gebäude an, die einem Tempel ähnelten. Rechts und links davon standen je zwei Wandelhallen von 250 Metern Länge und acht Metern Breite.
Die Innenwände der Villa waren sehr aufwändig mit farbenprächtigen Ornamenten und figürlichen Darstellungen von Pflanzen, Tieren sowie menschlichen Wesen verziert, wie die gefundenen bemalten Putzfragmente belegen. Der zentrale Raum dieses Palastes war der heute so genannte Mosaiksaal. Besonders prächtig dürften seine Wandbemalungen gewesen sein.
Sein prachtvoller Mosaikfußboden ist der bedeutendste Schatz, den die Erde freigegeben hat. 1852 hat ein Landwirt bei Feldarbeiten Mosaiksteinchen entdeckt. Bei genauerer Untersuchung kam dann ein 161 m² großer römischer Mosaikfußboden zum Vorschein. Er ist der größte seiner Art nördlich der Alpen. Zwischen 1866 und 1876 wurden umfangreiche Ausgrabungsarbeiten vorgenommen, die neben dem genannten Mosaikboden die Grundmauern der riesigen Prachtvilla freilegten, soweit sie nicht vom heutigen Ort Nennig überbaut sind. 1874 entstand der Schutzbau, der noch heute das kostbare Kunstwerk beherbergt. Durch drei Eingänge konnte man damals von der vorgelagerten Säulenhalle aus in den prachtvollen Saal gelangen.
Der Mosaikteppich zeigt einen streng gegliederten geometrischen Aufbau. Sieben achteckige Bildmedaillons, ein rechteckiges Bild und ein Marmorbecken bilden die Hauptelemente der Gestaltung. Die bildlichen Darstellungen sind Szenen aus dem Amphitheater, sie geben die wichtigsten Stationen eines Gladiatorenkampftages wieder. Zwischen den achteckigen Bildern sind auf der Spitze stehende Quadrate mit Ornamenten angeordnet, die ein Gegengewicht zu den Oktogonen darstellen und die Bilder gleichzeitig zusammenhalten.
Der Inhalt des ersten Oktogons, zu dem der damalige Besucher kam, ist unbekannt und trägt heute folgende Inschrift: Dieser römische Mosaikfußboden wurde 1852 gefunden, 1874 wiederhergestellt und 1960 restauriert. Möglicherweise war hier einmal der Erbauer genannt und später hat ein Nachbesitzer diesen entfernen lassen.
Gladiatorenkampftage begannen schon morgens mit Tierkämpfen. Rechts und links des Marmorbeckens finden wir zwei Bildmedaillons mit solchen Darstellungen. Vom Schriftfeld ausgehend ist im Bild links vom Marmorbecken der ungleiche Kampf eines Tigers und eines Wildesels zu sehen. Auf der rechten Seite des Beckens ist das blutige Ende einer Raubtiermahlzeit festgehalten. Ein Wärter scheint den wütenden Löwen, der noch den übrig gebliebenen Eselskopf verschlingen möchte, aus der Arena zu drängen.
Danach folgten an einem Kampftag Zirkusnummern mit dressierten Tieren. An das Marmorbecken schließt sich in der Mitte eine solche zirzensische Darstellung an, auf der drei Personen mit Peitschen und ein Bär zu sehen sind (Bild ganz oben links).
Diesen folgten dann in der Regel die Tierhetzen, die von eigens ausgebildeten Kämpfern ausgetragen wurden, die ein noch geringeres Ansehen als die Gladiatoren hatten. Hierbei wurden vor allem Jagdspeere benutzt. Es begann mit harmlosen Tieren wie Hirschen und endete mit der Jagd auf gefährliche Tiere. Vom Marmorbecken her gesehen finden wir eine solche Darstellung rechts vom Hauptbild. Zu sehen ist ein Kämpfer, der stolz einen erlegten Panther präsentiert.
Links davon ist, sozusagen als Auftakt zu den eigentlichen Gladiatorenkämpfen, ein unblutiger Schaukampf mit ungefährlichen Waffen zu sehen. Diese wurden von Gladiatoren vorgetragen, gelegentlich konnten es aber auch Adelige sein, die auf diese Weise zur Unterhaltung des Publikums beitrugen.
Zwischen diesen beiden Bildern finden wir die Hauptdarstellung, den eigentlichen Gladiatorenkampf. Dieses Bild ist als einziges viereckig und größer als die anderen szenischen Darstellungen des Steinteppichs. Es zeigt zwei Gladiatoren im Kampf auf Leben und Tod, die von einem Schiedsrichter genau beobachtet werden.
Sehr gut ist ihre Ausrüstung zu sehen, aber auch die Anspannung der Kämpfer an ihrer Körperhaltung zu erkennen.
Das letzte Oktogon zeigt zwei Musikanten, einer spielt die Tuba, ein anderer die Wasserorgel. Sie waren zur musikalischen Umrahmung des Spektakels nicht wegzudenken.
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Fotos: Ferdinand Luxenburger