Sie ist das bekannteste Wahrzeichen des Saarlandes, in keinem Bildband über das Land an der Saar darf sie fehlen, Touristen aus allen Teilen der Welt besuchen sie, gekrönte Häupter und Gäste der saarländischen Landesregierung haben sie ebenso besichtigt wie z. B. der französische Dichter Victor Hugo: die Saarschleife, heute Teil des Naturparks Saar-Hunsrück.
Bei Mettlach muss sich der Fluss, von dem das Land seinen Namen hat, durch Quarzitgestein graben, windet sich in einer 180-Grad-Schleife um das felsige Hindernis, um dann fast parallel zurückzufließen. Für die 2 km Luftlinie zwischen Besseringen und Mettlach legt die Saar dabei einen romantischen Umweg von nahezu 10 km zurück.
Nun ist allerdings die Schleife, die die Saar an dieser Stelle zieht, nicht die einzige bemerkenswerte Krümmung, mit der der Fluss sich durch die Ausläufer des rheinischen Schiefergebirges schlängelt. So gibt es bei Taben-Rodt in Rheinland-Pfalz auch noch eine sogenannte kleine Saarschleife. Unsere „große" Saarschleife ist etwas Besonderes vor allem durch den rund 180 Meter über dem Scheitelpunkt der Flusskrümmung gelegenen Felsvorsprung und Aussichtspunkt „Cloef" im Mettlacher Ortsteil Orscholz.
Von diesem Platz aus hat man den berühmten, oft fotografierten und gemalten Blick auf den Verlauf der Saar, über die felsigen Hänge rechts und links des Flusses und auf den bewaldeten Bergrücken innerhalb der Saarschleife.
Auf besagtem Bergrücken befindet sich die gern als Hochzeitskirche genutzte Kirche St. Gangolf sowie die aus dem Mittelalter stammende Burg Montclair, deren Spitze auch von der Cloef aus zu sehen ist. Die Burgruine kann übrigens dank einer umfassenden Sanierung heute wieder besichtigt werden.
„Von hier aus begab Sich Se. Majestät nach Nennig zur Besichtigung des Mosaikbodens und von da auf die CIef, wo Allerhöchstderselbe ganz entzückt waren über die herrliche Aussicht, die sich vor Seinen Blicken entfaltete."*Im Vorfeld dieses Besuches, den der König zuvor schon zweimal hatte verschieben müssen, war der Aussichtspunkt sorgfältig vorbereitet worden. Vor allem auf Initiative des damaligen Landrats von Saarburg, eines Herrn von Cohausen, war in langjähriger Arbeit und gegen viele Widerstände der Weg zur Cloef ausgebaut worden. Buschwerk, das die Aussicht behinderte, war entfernt, der Platz planiert und mit einer Schutzmauer umgeben und ein überdachter Pavillon errichtet worden. Der Schlossherr von Thorn, Johann Baptist de Musiel, stiftete einen runden Steintisch, der sich noch heute auf der Cloef befindet, und der Fabrikant Boch stiftete den Mosaikboden im Pavillon.
Der Besuch seiner Majestät hatte denn auch durchaus erwünschte Folgen. Die Zahl der Touristen, die die wunderbare Aussicht von der Cloef aus genießen wollten, nahm in den folgenden Jahren deutlich zu. Daher bezog sich wohl auch der Kurort Orscholz auf das Jahr des königlichen Besuches, als er im Jahr 2006 „150 Jahre Aussichtspunkt Cloef" feierte. Eine Festschrift mit Text- und Bildauszügen aus der Orscholzer Chronik von Herrn Dr. Albert Enderlein, veröffentlicht auf der Internetseite der Gemeinde Orscholz*, gibt weitere spannende Details zur Geschichte des Aussichtspunktes preis.
Für die Herkunft des ungewöhnlich anmutenden Namens „Cloef" gibt es mehrere Erklärungsansätze. Nach einer wissenschaftlichen Begründung geht das Wort „Cloef" auf die keltische Sprache zurück und bedeutet „steiles Felskerbtal". Eine andere Deutung leitet die Herkunft aus dem niederdeutschen Wort für „Klippe" ab, was ja auch der Felsformation des Aussichtpunkts entspricht. Eine dritte Erklärung bezieht sich auf das lateinische Wort „Clavis" = der Schlüssel. Das könnte bedeuten, dass man von dieser Stelle den Transportweg Saar im besten Blick hatte und daher den Schlüssel besaß zu Wegzöllen und anderen Einnahmen. Eine vierte Deutung schließlich, versucht den Namen historisch zu erklären: Orscholz gehörte seit dem Mittelalter zur Herrschaft Montclair und die Herren der Burg Montclair stammten aus dem Hause Clermont oder Clefmont und trugen als Wappen einen roten Schlüssel in Silber. Das französische Wort für Schlüssel lautet „Clef" oder „Clé" und die Ähnlichkeit mit dem Namen „Cloef" lässt auch diese Erklärung durchaus plausibel erscheinen.
Wie dem auch sei, die Cloef gehört einfach zum „Pflichtprogramm" eines Saarland-Besuchers, aber auch der Blick von unten, vom Saarufer aus, auf den Fluss und die ihn umgebende wild-romantische Felsformation ist lohnend. Spazierwege gibt es viele, und bei schönem Wetter kann man in einem der Gartenlokale in Dreisbach nur wenige Meter neben der Saar ausruhen und dabei zum Beispiel beobachten, wie sich ein großes Frachtschiff vorsichtig um die enge Schleife herumschiebt. Auch ein Ausflug auf einem der Boote, die um die Saarschleife herumfahren, ist lohnend. Zum Übersetzen auf die andere Saarseite, um z. B. die Burg Montclair zu besuchen, kann eine Fähre genutzt werden, die bei Dreisbach an- und ablegt - übrigens die einzige Fähre im Saarland und an der Saar.
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*Textquelle: „Die Cloef" auf der Internetseite der Gemeinde Orscholz
www.orscholz-saar.de/cloef.html
Fotos: Rita Dadder