„Lass' die Kirch' im Dorf!" sagt einer, der seinen Gesprächspartner zu Bescheidenheit und Zurückhaltung in der Argumentation bitten möchte. Angesichts der Veränderungen, die heute in der Kirche geplant und durchgeführt werden, könnte man sich vorstellen, dass ein besorgtes Mitglied des Pfarrgemeinderats dem Bischof sagt: „Lass' die Kirch' im Dorf!" und das wäre dann wortwörtlich gemeint. Aber in der Kirche im Dorf sind sonntags manchmal so wenig Gläubige, dass es hier und da gut tut, eine volle Kirche zu erleben.
So war es am Sonntag, dem 23. Januar 2011, in St Gangolf. Die kleine Kirche, idyllisch in der Saarschleife, am Hang über dem Saartal zwischen Besseringen und Mettlach gelegen, war bis auf den letzten Platz besetzt. Es war der Sonntag in der Gebetsoktav für die Einheit der Christen. Wie jeden Sonntag um 11 Uhr hielt Herr Pastor Maas die hl. Messe. In seiner Predigt zum Thema des Tages sprach er in eindringlicher Weise Herz und Verstand der Gläubigen an. Die Chorgemeinschaft „Saargau" mit Sängern aus Weiler, Tünsdorf und Orscholz unter ihrem Leiter Hermann Josef Hiery trug Gesänge aus der griechisch-orthodoxen Liturgie vor. Beides fand - ungewöhnlich genug in einer katholischen Kirche - den Beifall der dankbaren Kirchenbesucher.
Zurück zu der eingangs zitierten Redewendung: St. Gangolf war nie „die Kirch' im Dorf". Manche werden das kleine Gotteshaus als eine Kapelle ansehen. So war es auch zwischen 1901 und 1974, als der Kapuzinerorden hier ein Kloster hatte. Aber errichtet wurde die jetzige Kirche 1775 an der Stelle, wo seit Jahrhunderten die Pfarrkirche für einige Dörfer rechts und links der Saar stand. So war denn auch St, Gangolf z.B. die Pfarrkirche für Dreisbach auf der anderen Saarseite, und die Dreisbacher kamen nicht nur zur Sonntagsmesse über den Fluss, sie bestatteten auch ihre Toten neben der Kirche, im Kirchhof. Ein Gedenkstein erinnert daran.
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Fotos: Günter Frey