Die Bäckerei Kuhn am Schlossberg in Blieskastel ist eine der ältesten Bäckereien im Saarland, die sich noch im Familienbesitz befindet. Die Existenz der Bäckerei kann bis in die Zeit der Grafen von der Leyen (s. Marianne von der Leyen) zurückverfolgt werden.
Ein Jahr vor der Jahrhundertwende, 1899, gründete Vater Ludwig Kuhn am Schlossberg eine Bäckerei. Damit legte er den Grundstein für den heutigen Betrieb. Sohn Ludwig, der heutige Senior-Chef des Schloss-Cafés, kam 1936 in den Betrieb und erlernte den Bäckerberuf. Arbeits- und Kriegsdienst zwangen ihn zur Pause, bevor er eine weitere Lehre als Konditor und danach die Meisterprüfung ablegen konnte. 1951 übernahm er den elterlichen Betrieb. Ludwig Kuhn konnte im März 2017 seinen 95. Geburtstag in geistiger und körperlicher Frische feiern.
Inzwischen ist im Hause Kuhn die dritte Generation am Werk, Klaus (Konditormeister) und Steffi Kuhn (Diplom-Kauffrau) sind jetzt die lenkenden Kräfte in der Bäckerei.
Klaus Kuhn, Konditormeister seit 1978, gehört zu den absoluten Könnern seiner Zunft und hat 1988 mit seiner „Saarlandtorte“ den Wettbewerb des Saarländischen Konditorengewerbes gewonnen. Zu seinem Grundsatz gehört es, dass seine Kreationen ausnahmslos mit Frischprodukten vor allem aus dem Biosphärenreservat Bliesgau hergestellt werden, Fertigprodukte sind tabu.
Handelte es sich bei der Siegestorte, der „Saarlandtorte“, um eine
Stachelbeertorte, so ist die Schwarzwälder-Kirsch-Torte von ihm nicht
minder berühmt, ja begeisterte Genießer bezeichnete sie im Internet
sogar als eine der besten Schwarzwälder-Kirsch-Torten im Saarland.
So reklamiert der im schwäbischen Riedlingen geborene Konditor Josef Keller (1887–1981) die Kreation der Schwarzwälder Kirschtorte für das heute nicht mehr bestehende Café Agner in der ehemaligen Stadt Bad Godesberg, heute ein Stadtteil von Bonn im Jahr 1915; der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch benennt dagegen den Tübinger Konditormeister Erwin Hildenbrand des Café Walz in Tübingen als „Erfinder“, datiert auf das Frühjahr 1930.
Tübingen, das heute für gewöhnlich nicht mehr mit dem Schwarzwald in Verbindung gebracht wird, gehörte von 1818 bis 1924 zum Schwarzwaldkreis. Marginalie: Als Ex-Student der „Alma mater tubigensis“ neige ich natürlich eher zu der zweiten Variante.
Hier noch eine eher skurrile Anmerkung, aber in Deutschland unterliegt nun auch eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte staatlichen Regelungen. Die in Deutschland übliche Verkehrsauffassung zur Schwarzwälder Kirschtorte ist nämlich in den Leitsätzen für feine Backwaren staatlich geregelt. Hier wird die Torte folgendermaßen beschrieben: (aus: Wikipedia, Schwarzwälder Kirschtorte)
20. Schwarzwälder Kirschtorte
Schwarzwälder Kirschtorten sind Kirschwasser-Sahnetorten oder Kirschwasser-Butterkremtorten, auch deren Kombination. Als Füllung dienen Buttercreme und/oder Sahne, teilweise Canache sowie Kirschen, auch als Stücke in gebundener Zubereitung. Der zugesetzte Anteil an Kirschwasser ist geschmacklich deutlich wahrnehmbar.
Für die Krume werden dunkle und/oder helle Wiener- oder Biskuitböden verwendet. Die Masse für die dunklen Böden enthält mindestens 3 Prozent Kakaopulver oder stark entölten Kakao. Für den Unterboden wird auch Mürbeteig verwendet.
Die Torte wird mit Butterkrem oder Sahne eingestrichen, mit Schokoladenspänen garniert.
Nur Torten, die diese Kriterien erfüllen, dürfen in Deutschland unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte verkauft werden.
Wie dem auch immer sei, lassen Sie sich dadurch nicht den Appetit verderben und genießen sie weiterhin die Schwarzwälder-Kirsch-Torte im Café Kuhn.Das gemütliche Schloss-Café am Aufgang zur Schlossbergstraße im Obergeschoss der Bäckerei ist beliebter Treffpunkt für die Blieskasteler und viele Gäste der malerischen Barockstadt Blieskastel.
*****
Mein herzliches Dankeschön an dieser Stelle für die tolle Zusammenarbeit bei der Erstellung des Beitrages an Steffi Kuhn und Fredi Brabänder.
Bildquellen:
Alle Fotos von Fredi Brabänder