Für den Leser, der nicht aus dem Saarland stammt („Heergeloffene“) ist es sicherlich angebracht, ein paar Erklärungen voraus zu schicken, um sein Wissen über diese spezielle Grenzregion der Bundesrepublik und deren Geschichte zu vertiefen oder gegebenenfalls erst zu schaffen (siehe auch: Aus einem fremden Land I und II, Notwendige Korrektur des ... Gemeinen Saarländers).
Groß- und Kleinblittersdorf waren in Mittelalter und früher Neuzeit lediglich zwei an gegenüberliegenden Ufern der Saar gelegene Teile des im Jahr 777 als Besitztum des Abtes Fulrad von St. Deniserstmals urkundlich erwähnten lothringischen Ortes Bliederstorff.
Kleinblittersdorf kam mit Lothringen 1766 an Frankreich und durch einen Gebietstausch 1781 in den Besitz der Grafen von der Leyen (s. Marianne von der Leyen). Nach den Napoleonischen Kriegen verlief die Geschichte der beiden Orte Klein- und Großblittersdorfdann wieder getrennt. Kleinblittersdorf wurde in die preußische Rheinprovinz eingegliedert.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg kam auch wieder Großblittersdorf ab 1871 mit dem Reichsland Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich. Ab 1919 war Großblittersdorf dann wieder eine Gemeinde in Frankreich, während Kleinblittersdorf infolge des Versailler Vertragesim französisch kontrollierten Saargebiet lag und ab 1935 an das Dritte Reichfiel. Es folgte bis 1956 – wie schon von 1919 bis 1935 – erneut eine Zeit, in der beide Orte unter französischem Einfluss standen: Großblittersdorf – mittlerweile in Grosbliederstroff umbenannt – als Gemeinde im Département Moselle, Kleinblittersdorf im teilautonomen Saarland, das infolge eines weiteren Plebiszites im Jahre 1955in die Bundesrepublik eingegliedert wurde.
Beide Gemeinden sind durch die „Freundschaftsbrücke“ miteinander verbunden. Obwohl die Amtssprache in Großblittersdorf französisch ist, spricht ein Großteil der Bevölkerung deutsch. Bedingt durch die Nähe des Großraumes Saarbrücken sind rund 20% der Bevölkerung Deutsche. Trotz des (historisch begründeten) Namens hat Großblittersdorf nur etwa 3400 Einwohner, Kleinblittersdorf dagegen etwas über 11000.
Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis
Saargemünd-Forbach im Reichsland Elsass-Lothringen
Hoën besuchte von 1869 bis 1874 die Volksschule Großblittersdorf und dann das Gymnasium in Saargemünd. Er übernahm nach einer Lehre im Betrieb des Mühlenbesitzers Martin in Faulequemont als ältester Sohn des jung verstorbenen Vaters dessen Mühle im Alter von 18 Jahren. Weiter war er u. a. gelegentlicher Korrespondent von Zentrumsblättern, Vorsteher des Spar- und Darlehnsvereins und Vizepräsident der Produktenbörse in Saarbrücken.
1894 wurde Franz Xaver Hoën in den Gemeinderat in Großblittersdorf gewählt. Am 27. Juni 1906 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Zentrumswahlvereins Saargemünd und wurde zum Vorsitzenden gewählt.
Bei den Reichstagswahlen 1907 wurde Hoën als Kandidat der Elsass-Lothringischen Zentrumsparteifür den Wahlkreis- Saargemünd-Forbach mit 51 % der Stimmen in den Deutschen Reichstag gewählt. Im Jahr 1913 war er Mitglied des Präsidiums des Deutschen Katholikentags in Metz.
Vom 11. - 21. November 1918 war er Vizepräsident der provisorischen Regierung von Elsaß-Lothringen. Danach zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück.
Hier zwei Protokollausschnitte seiner Redebeiträge im Deutschen Reichstag
(Reichstagsprotokolle, 1909/10, 3, 60. Sitzung, Donnerstag, den 17. März 1910):
*****
Bildquellen:
- Franz Xaver Hoën (1864-1935), Deutscher Reichstags- und elsass-lothringischer Landtgsabgeordneter (Zentrum)Festschrift Deutscher Katholikentag 1913, Metz, via wikimedia commons
- Foto "Freundschaftsbrücke zwischen Kleinblittersdorf und Grosbliederstroff". Ostwärtiger Blick, vom lothringischen Grosbliederstroff auf das saarländische Kleinblittersdorf. Urheber: Gemeindeverwaltung Kleinblittersdorf, Lizenz CC-By-SA 3.0, via wikimedia commons