Auf dem Marktplatz von Mettlach steht eine überlebensgroße Statue des Hl. Lutwinus, was auf seine große Bedeutung für Mettlach hinweist. Der aus einem fränkischen Adelsgeschlecht stammende Lutwinus hat die Mettlacher Abtei gegründet und den Ort damit zu einem geistigen Mittelpunkt der Region gemacht.
Nach seinem Tod im Jahr 715 in Reims wurde Mettlach zu einem wichtigen Wallfahrtsort für zahlreiche Pfarreien in der näheren und ferneren Umgebung, denen die jährliche Wallfahrt vom Erzbischof zu Trier als Pflicht auferlegt wurde. Offensichtlich ist diese Wallfahrt irgendwann eingeschlafen, weshalb sie im 12. Jahrhundert wiederbelebt und für insgesamt 75 Pfarreien in einem Dekret von Erzbischof Albero (1131-1152) wieder zur jährlichen Pflicht erhoben wurde.
Der Untergang des Klosters in der französischen Revolution brachte das Ende der Pflichtwallfahrt, für die Pfarreien in der näheren und weiteren Umgebung. In der Folgezeit pilgerten dennoch zahlreiche Gläubige zum Hl. Lutwinus nach Mettlach. Es wird berichtet, dass zur Zeit des Pfarrers Lenarz (1855-1863) zwischen 4000 und 5000 Pilger nach Mettlach kamen.
Im Jahre 1924 wandelte der Mettlacher Pfarrer, Prälat Roman Koll, der große Wiederbeleber der Mettlacher Lutwinus-Verehrung, die Sakramentsprozession am Kirmestag in eine Prozession mit dem Reliquienschrein des Kirchenpatrons um.
Nachdem die Wallfahrt erneut eingeschlafen war, fand im Jahre 2003 die erste Lutwinuswallfahrt im 21. Jahrhundert statt, wie sie bis heute zelebriert wird: Als Gebetsnovene am Grab des Heiligen Lutwinus um die Gaben des Heiligen Geistes in der Zeit von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten. Alljährlich lädt die Pfarrgemeinde Mettlach und das, mittlerweile gegründete, katholische Lutwinuswerk Mettlach als Erinnerung an den Tod des Hl. Lutwinus vor 1300 Jahren zur Lutwinuswallfahrt ein.
Eröffnet wird die Wallfahrt an Christi Himmelfahrt in der Mettlacher Pfarrkirche mit einem feierlichen Pontifikalamt und der Erhebung des Lutwinusschreines, der während des Jahres seinen Platz im Hochaltar der Kirche hat, wo die Gebetsnovene an Pfingstsonntag ebenfalls mit einem Pontifikalamt beendet wird. Beide Festgottesdienste werden naturgemäß jeweils von hohen kirchlichen Würdenträgern, einem Bischof, Weihbischof oder Abt, zelebriert. Die Gläubigen vertrauen auf die Fürsprache des Heiligen, der selbst auf die Hilfe des Heiligen Geistes vertraut hat, ob als Familienvater, Ehemann, Politiker, Mönch oder Bischof.
An allen Tagen der Wallfahrt werden Gottesdienste angeboten, sowie verschiedene Möglichkeiten für Gebete. So kann der Gläubige an jedem Tag ein Morgenlob oder ein Abendlob besuchen, oder auch an verschiedenen Tagen an Fußwallfahrten von Sankt Gangolf oder Saarhölzbach teilnehmen. Es gibt aber auch immer wieder zahlreiche Gruppen, die aus nah und fern an diesem Tagen zu Fuß zum Hl. Lutwinus nach Mettlach pilgern. Der Freitag vor Pfingsten ist der Tag der Jugendwallfahrt für Firmlinge, Messdiener, Kinder- und Jugendgruppen, der mit einem Jugendgottesdienst und einem anschließenden Solidaritätsmarsch der Jugend endet. Einer der Höhepunkte der Novene ist die Lutwinusprozession am „Hellemädach“, der Mettlacher Kirmes, an der der Schrein des Heiligen durch Mettlach getragen wird, zur Lutwinusfigur am Marktplatz, zum Alten Turm und zurück zur Kirche. Sämtliche Gottesdienste und Prozessionen werden von Musikvereinen, Chören und Musikensembles feierlich begleitet.
Während der Wallfahrtszeit werden ein in der Mettlacher Abteibrauerei eigens gebrautes „Lutwinusbräu“ und ein, von einem örtlichen Bäcker, gebackenes „Lutwinusbrot“ nach den Gottesdiensten vor der Kirche den hungernden und dürsteten Pilgern und Gläubigen als weltliche Stärkung angeboten.
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Fotos: Ferdinand Luxenburger