In den Jahren 2013 und 2014 hat die Stadt Merzig umfangreiche Baumaßnahmen auf dem Kirchplatz durchgeführt, die durch archäologische Grabungen begleitet wurden. Dabei konnten, wie erwartet, Fundamente einer der hl. Walburga geweihten Kirche freigelegt werden. Merzig hatte also zeitweise zwei bedeutende romanische Kirchen direkt nebeneinander stehen. St Walburga war ein Vier-Konchen-Bau mit einem quadratischen Mittelteil, an dem vier halbrunde Apsiden/Konchen angesetzt waren. Über dem Mittelquadrat hat sich ein Turm erhoben, der das Merziger Stadtbild damals mit dominiert hat. Im Zuge der Erdarbeiten fand man stellenweise bis zu drei Schichten aus Sand- und Bruchsteinen, aber stellenweise nur noch die Sohle der Fundamentgrube.
Der Grundriss hat einen Durchmesser von fast 14 Metern bei Wandstärken von rund 1,2 Metern. Diese dürften notwendig gewesen sein, um den Turm über dem Mittelbau zu tragen. Diese typisch romanische Bauform, die bis in die Spätantike zurückgeht, ist noch bis ins 12. Jh. weit verbreitet.
Wie der Innenraum und die Ausstattung der Kirche ausgesehen haben, wird aber nicht mehr zu klären sein, denn es gibt aus dieser Zeit nur wenige Dokumente aus der gesamten Region.
Im Inneren des Vier-Konchen-Grundrisses wurden Reste einer Mauer gefunden, die von einer später errichteten Walburga-Kapelle stammen, die auf Stadtplänen von Merzig Ende des 18. Jahrhunderts. zu sehen ist.
Da der Kirchplatz und seine Umgebung, wie man heute weiß, mindestens tausend Jahre als Friedhof genutzt wurden, hat es nicht verwundert, dass bei den Grabungen auch mittelalterliche Gräber mit Gebeinen zum Vorschein kamen, die entsprechend ihrer Entstehungszeit ohne Grabbeigaben waren. Außerdem wurden noch ein größeres Gefäßfragment und eine Keramikscherbe aus der Merowingerzeit gefunden.
Auf dem neu gestalteten Kirchplatz ist der Grundriss der St Walburga-Kirche originalgetreu durch Sandsteinplatten sichtbar gemacht worden. Eine von dem saarländischen Künstler Werner Bauer 1964 geschaffene Bronzeskulptur der hl. Walburga und eine Informationstafel runden das Ensemble ab.
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Textquelle: D. Wolfgang Adler, Ein neu entdeckter romanischer Zentralbau in Merzig, in: Jahrbuch für den Kreis Merzig-Wadern, Herausgeber: Verein für Heimatkunde Merzig-Wadern e.V.
Fotos: Ferdinand Luxenburger