Zu den schönsten Friedhöfen des Saarlandes gehört der Friedhof von St. Johann. St. Johann, heute das Zentrum von Saarbrücken, war von 1332 bis 1909 eine selbständige Stadt in der Grafschaft Saarbrücken bzw. in der preußischen Rheinprovinz. Anders als im auf der anderen Saarseite gelegenen Alt-Saarbrücken lebten in St. Johann viele Katholiken. Die legten mehr als die Protestanten Wert auf bildliche Darstellungen, Monumente, Statuen und religiöse Kunst. Davon ist auch die Anlage des St. Johanner Friedhofs geprägt. Die parkähnliche Anlage steht unter Denkmalschutz und lädt auch zum Spaziergang oder zum besinnlichen Verweilen ein. Ein Besuch lohnt sich daher auch für Menschen, die keinen verstorbenen Angehörigen oder Freund auf dem Gelände beerdigt haben.
Friedhöfe sind Führer durch die örtliche Geschichte. Heinrich Heine hat sogar gesagt: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“ Auf dem St. Johanner Friedhof finden wir die Gräber von Kaufleuten, Politikern, Künstlern, Ärzten, Anwälten und vielen anderen, die zur Entwicklung Saarbrückens beigetragen haben.
Auf den Grabmälern lesen wir u. a. die Namen Bruch, Karcher, Neufang, Heckel, Schmoll, Knipper, Fritz Schuster und Karl Lohmeyer, die selbst bzw. deren Familien bis heute den Saarbrückern ein Begriff sind. Eine besondere Rolle nimmt die Grabstätte von Willi Graf ein, der als Mitglied der „Weißen Rose“ zu den bedeutendsten Widerständlern gegen die Hitlerverbrechen gehörte. Sein Grab im Feld 22a, direkt gegenüber der Einsegnungshalle ist eine von 5 Ehrengrabstätten, in denen namhafte Saarbrücker Bürger beigesetzt wurden.
Von 1914 an wurde der St. Johanner Friedhof durch den neuen, an der Metzer Straße gelegenen, Saarbrücker Hauptfriedhof ersetzt. Bis heute sind jedoch noch Urnenbestattungen oder Beerdigungen in angestammten Familiengräbern möglich.
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Fotos: Rita Dadder