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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Die Fibel zum Dresdner Schriftspracherwerb

Die Fibel ist eine farbenfrohe leseanregende Ergänzung zur Arbeit mit den Schülerarbeitsheften des Dresdner Schriftspracherwerbs. Auch sie basiert auf der gleichen Buchstabenprogression und arbeitet mit Lautzeichen. Zur besseren Lesbarkeit sind die Silben konsequent farbig abgesetzt.

Kapelle St. Jakobus Keßlingen

Kapelle St. Jakobus Keßlingen

Ferdinand Luxenburger

Baugeschichtliche Rarität in einem kleinen Dorf bei Perl

Das Innere der Kapelle St. Jakobus in Keßlingen
Das Innere der Kapelle St. Jakobus in Keßlingen

Das 140-Seelen-Dorf Keßlingen gehört seit der Gebietsreform des Saarlandes von 1973 zur Gemeinde Perl. Bis dahin war der Ort selbstständige Gemeinde.

Seine Geschichte reicht jedoch in die graue Vorzeit der Menschheit zurück. Davon zeugt ein Mahlstein aus der Neusteinzeit (Neolithikum: ca. 5000 - 2000 v.Chr.), der 1902 gefunden wurde. Zeugen aus späterer Zeit sind ein fränkisches Gräberfeld am Keßlinger Berg sowie seine erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1309, als Gertrud von Keßlingen der Abtei Mettlach Allodialgut (hier: Land zum Eigentum) vermachte.

Eine baugeschichtliche Rarität ist zweifelsohne die Kapelle des Ortes, der unweit der bekannten römischen Villa Borg liegt. Sie findet ihre erste Erwähnung in einem bischöflichen Visitationsbericht aus dem Jahre 1569.

Darstellungen der Evangelisten aus dem 14. Jh. im Kreuzrippengewölbe des Chorraumes.
Darstellungen der Evangelisten aus dem 14. Jh. im Kreuzrippengewölbe des Chorraumes.

Spätgotische Fresken - vermutlich aus dem 14. Jahrhundert - belegen, dass das Kirchlein viel älter ist. Dargestellt sind die Symbole der vier Evangelisten, wie sie in der christlichen Ikonographie üblich und in vielen bedeutenden großen Gotteshäusern zu finden sind. Matthäus wird in Menschengestalt dargestellt, für Markus steht der Löwe, der Stier symbolisiert Lukas und der Adler Johannes. Schaut man im Chorraum zum Altar gewandt nach oben, so erkennt man in dem rechten Viertel des Kreuzrippengewölbes in östlicher Richtung vor dem Fenster die engelhafte Menschengestalt, die Matthäus darstellen soll. In dem Abschnitt, der zum Hauptschiff zeigt, ist als Darstellung des Evangelisten Markus ein geflügelter Löwe zu erkennen. Gegenüberliegend - der größte Teil hinter dem Hochaltar verschwindend - findet man die Abbildung des Adlers für Johannes. Das nach Westen zeigende Viertel ist ohne Bild. Zu vermuten ist, dass das Symbol des Lukas, der Stier, Witterungseinflüssen zum Opfer gefallen ist. Auf dem Medaillon im Schnittpunkt der Kreuzrippen ist Jesus dargestellt.

Bei Instandsetzungsarbeiten zwischen 1977 und 1979 wurden dieses kunsthistorisch wertvolle Tetramorph (Viergestalt) entdeckt und restauriert.

Der Altar mit dem römischen Grabstein als Stipes. Der hl. Jakobus über den Tabernakel, darüber der hl. Gangolf.
Der Altar mit dem römischen Grabstein als Stipes. Der hl. Jakobus über den Tabernakel, darüber der hl. Gangolf.

Eine weitere Besonderheit ist der barocke Säulenaltar aus dem Jahre 1724. Der hölzerne Altartisch, die Mensa hat als Mittelsäule einen römischen Grabstein, den zwei Brüder für ihre verstorbenen Eltern und im Voraus für sich selbst aufgestellt hatten. Die Kapelle ist dem hl. Jakobus geweiht, der auch Schutzpatron von Keßlingen ist. Ebenfalls ist der Brunnen im Ort nach ihm benannt. Entsprechend seiner Bedeutung ist er in der Hauptnische des Hochaltars als Pilger mit einem Pilgerstab in der rechten und einem Buch in der linken Hand sowie mehreren Jakobsmuscheln an seinem Umhang dargestellt. Der aus Trier kommende Jakobsweg nach Santiago de Compostela führt ebenfalls an der Kapelle vorbei. In der Nische darüber steht der hl. Gangolf, der ein Schwert in der linken Hand hält. Rechts neben ihm ist die Kirche von Oberleuken zu erkennen, was darauf hindeuten soll, dass Keßlingen zur Pfarrei St. Gangolf Oberleuken gehörte.

Den linken Seitenaltar ziert die Gottesmutter mit dem Kinde. Auf dem rechten Seitenaltar finden wir die hl. Anna, die die zweite Schutzpatronin der Kapelle ist. Sie steht dort mit der ihrer Tochter, der Gottesmutter Maria, die kleiner dargestellt ist und ein blaues Gewand trägt.

Noch eine Kostbarkeit ist die bunte Figurengruppe der Siebenschläfer. Es ist eine volkstümliche Bildhauerarbeit aus dem 17. Jahrhundert. Sie bezieht sich auf die Legende von sieben Brüdern aus Ephesus, die vor der Christenverfolgung in eine Höhle fliehen, eingemauert werden und Jahrhunderte bis zur Öffnung der Höhle dort schlummern und dann wieder aufwachen. Auffallend ist, dass die Figuren aus Eichenholz geschnitzt sind. Die Gruppe ist vorne links im Mittelschiff in einer Mauernische untergebracht und durch ein schmiedeeisernes Gitter geschützt. Zu dieser Zeit soll die St. Jakobus Kapelle auch Wallfahrtsort gewesen sein. Noch heute sagt der Volksmund, dass Menschen mit Schlafstörungen zu den Siebenschläfern gepilgert sind.

Die Inschrift des Grabsteins besagt: Die Söhne Mensor und Moratus Dubitatus haben zu Lebzeiten diesen Grabstein für ihre verstorbenen Eltern Publius Sincorius Dubitatus und Memorialia Sacrilla und schon für sich selbst gesetzt.
Die Inschrift des Grabsteins besagt: Die Söhne Mensor und Moratus Dubitatus haben zu Lebzeiten diesen Grabstein für ihre verstorbenen Eltern Publius Sincorius Dubitatus und Memorialia Sacrilla und schon für sich selbst gesetzt.

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich auf gleicher Höhe ebenfalls eine Nische. Sie beherbergt eine Pieta, die allerdings neueren Datums ist.

Die Sakristei, die sich genau hinter dem Altar befindet, sowie das Schiff und der schlanke, kunstvolle Turm mit schiefernem Turmhelm an der Westseite wurden 1796 von einem Baumeister Ternes errichtet, das neogotische Portal stammt jedoch aus dem 19. Jahrhundert.

Wegen der starken Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges - der Orscholzriegel verlief unmittelbar in der Nähe - waren umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig, die in den 1950er Jahren durchgeführt wurden. Weitere Sanierungsarbeiten waren später immer wieder nötig, so auch zwischen 2005 und 2008, die unter großen Anstrengungen der Dorfbewohner bewerkstelligt wurden.

Der hl. Jakobus mit Pilgerstab und Buch in der Hand und Jakobsmuscheln am GewandIn der oberen Nische des Altars steht der hl. Gangolf mit der Kirche von Oberleuken. Im hinteren Viertel des Kreuzrippengewölbes ist - z.T. verdeckt -der Adler für Johannes.Die menschliche Figur als Symbol für den Evangelisten MatthäusDer Löwe verkörpert den Evangelister Markus.Auf dem Medaillon im Schnittpunkt der Kreuzrippen ist Jesus dargestellt.Die Siebenschläfer aus dem 17. Jh. waren laut Volksmund Wallfahrtsziel von Menschen mit Schlafstörungen.Die hl. Anna mit ihrer Tochter, der kleiner dargestellten Gottesmutter Maria.Die Pieta in der rechten Nische ist neueren Datums.

 

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Quellen:
- Festschrift 700 Jahre Keßlingen, Keßlingen 2009
- Saarbrücker Zeitung vom 17.07.2009

Fotos: Ferdinand Luxenburger

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