Die wirtschaftliche Basis des Anwesens war, wie bei allen Villen in der Antike, die Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht. Der erwirtschaftete Überschuss an landwirtschaftlichen Gütern dürfte wohl an die in Trier stationierten römischen Legionäre oder aber auch an die Zivilbevölkerung verkauft worden sein, denn das Landgut liegt nahe der alten Römerstraße von Metz nach Trier, das nur eine Tagesreise oder 40 Kilometer entfernt ist.
Die Villa rustica erlebte im 1. und 2. Jhd. n. Chr. ihre Blütezeit. Im 3. Jhd. wurde sie bei den Germaneneinfällen teilweise zerstört, wurde wieder aufgebaut, bestand noch bis zum Ende des 4. Jhds. n. Chr., wurde aber dann endgültig aufgegeben.
Der Standort der Villa ist ein uralter Siedlungsplatz. Die ältesten Funde stammen aus der Altsteinzeit und sind 50.0000 Jahre alt. Gegenstände aus der mittleren Steinzeit wurden gefunden, wie auch Steingeräte und Beile, die der späten Jungsteinzeit um 3000 v. Chr. zugeordnet werden können. Weitere Funde um 2100 v. Chr., 1000 v. Chr. und aus dem 6. Jhd. v. Chr. weisen die Kontinuität der Besiedlung an diesem Ort nach.
Die Grabungen haben ergeben, dass an der gleichen Stelle ein spätkeltisches Gehöft, aus frühester römischer Zeit ein Fachwerkgebäude mit mediterranen Einflüssen, eine sogenannte Protovilla und schließlich die römische Steinvilla, eine sog. Villa rustica gestanden haben, die in weiten Teilen „modellhaft rekonstruiert" wurde.
Üblicherweise stand das Herrenhaus einer römischen Villa auf dem höchsten Punkt. In Borg steht es einige Meter tiefer als die vorgelagerte Toranlage. Die Fachleute erklären diesen Umstand damit, dass es sich um einen sehr alten Siedlungsplatz handelt, den man auch in römischer Zeit nahtlos übernommen hat.
Der Lehrer Johann Schneider aus Oberleuken hat um die Jahrhundertwende des vorletzten Jahrhunderts kleinere Ausgrabungen durchgeführt und wissenschaftliche Nachforschungen angestellt. Daher weiß man, dass die Funde auf die römische Zeit zurückgehen. Seit 1987 wird von der Kulturstiftung des Kreises Merzig-Wadern in Kooperation mit dem Staatlichen Konservatoramt, der Arbeitsverwaltung und der Gemeinde Perl systematisch ausgegraben.
Eine römische Villa war in der Regel das, was wir heute als Landgut bezeichnen würden. Sie hatte nach städtischem Vorbild einen Wohn- und Herrschaftsbereich, den pars urbana und einen Wirtschaftstrakt, den pars rustica. Diese Einteilung gilt auch für die 7,5 ha große Anlage in Borg. Allerdings ist der Wirtschaftstrakt mit den Vorratsscheunen nicht ausgegraben und liegt noch zum Teil im angrenzenden Wald Richtung Borg versteckt.
Durch die Toranlage (Vorschaubild oben links) gelangt man in den Innenbereich des bereits ausgegrabenen und rekonstruierten Teils. Das neue Torhaus steht zwar wie alle Gebäude auf den römischen Fundamenten, der Zuschnitt der Innenräume ist jedoch den heutigen Bedürfnissen angepasst.
Über die Brücke, die über das 30 mal 10 Meter große Wasserbecken führt, erreicht man den Innenhofgarten und stößt direkt auf das imposante Herrenhaus, an dem die ganze Anlage ausgerichtet ist. Dessen Herzstück ist die etwa 100 qm große Eingangshalle, die quer zur Längsachse der Anlage steht.
Der prächtige Saal war teilweise mit Marmor ausgestattet, mit Pilaster und Gesimsen geschmückt und besaß einen großen, schwarz-weißen Mosaikfussboden. Die heutige Rekonstruktion lässt noch die alte Pracht erahnen. Die wichtigsten Funde sind in den oberen Räumen des Herrenhauses ausgestellt.
Steht man vor der Eingangshalle, erblickt man zur Rechten einen Gebäudetrakt, der ein typisch römisches Villenbad mit der sich anschließenden Taverne beherbergt und zur Linken einen großzügigen Wohn- und Wirtschaftstrakt.
Das Villenbad ist mit einem Kaltbad, in das man nach dem Eingangsbereich kommt, einem Warmbad und mit Räumen, die der Entspannung und Unterhaltung dienten, schon recht luxuriös ausgestattet. In einer Raumecke ist der Aufbau einer römischen Fußbodenheizung zu besichtigen. Die Taverne, die sich anschließt, ist ebenfalls nach römischem Vorbild eingerichtet und bietet neben regionalen Gerichten römische Spezialitäten. Das äußere rechte Gebäude ist die römische Küche, die mit dem Vorratsraum recht anschaulich rekonstruiert wurde. Hier ist neben den Kochstellen und verschiedenen Gerätschaften u.a. ein Nachbau einer römischen Handmühle zum Getreidemahlen zu sehen.
Der Wohn- und Wirtschaftstrakt links neben der Eingangshalle ist nur der äußeren Erscheinung nach in das Villenensemble eingepasst. Im Inneren finden wir vor allem einen großen Saal, der für Tagungen und andere Veranstaltungen bestens geeignet ist.
Die Gebäudeflügel sind durch umlaufende Korridore miteinander verbunden, sodass man auch bei Regenwetter die verschiedenen Gebäudeteile trockenen Fußes erreichen kann.
Die Gartenanlage wurde im Rahmen des EU-Projektes „Gärten ohne Grenzen" gestaltet. Sechs Gärten sind auf dem Villengelände zu besichtigen, die vom Kräutergarten über den Rosengarten bis hin zum Obst- und Gemüse- sowie Blumengarten römische Gartenkunst lebendig und anschaulich nachahmen.
Verschiedene Veranstaltungen, die römisches Flair vermitteln, werden das ganze Jahr hindurch angeboten, wie beispielsweise der exklusive römische Badeabend. Den jährlichen Höhepunkt bilden die „Römertage", die den Besucher in die Welt der Römer zurückversetzen. Zu sehen sind dann Feldlager mit bewaffneten Legionären, aber auch friedliche Handwerker und Händler.
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Fotos: Ferdinand Luxenburger