Der von der Saarschleife umschlossene Bergrücken ist geradezu geschaffen für ein solches Schutzbauwerk. So wundert es dann auch nicht, dass der Berg, der von der Saar umflossen wird, schon zur Zeit der Römer zum Schutz vor einfallenden Germanen genutzt wird und wir hier Reste einer keltischen Fliehburg finden, die vermutlich aus der Zeit um 300 bis 500 n. Chr. stammt. Aus dem Mittelalter sind noch Ruinen von drei Burgen zu finden.
Die ältere der Burgen, eine Turmhügelburg trägt den schönen Namen Skiva, und ist wahrscheinlich in Anlehnung an die Schiffsform des Burgberges gewählt worden. Wir wissen nicht viel von ihr, aber immerhin so viel, dass sie 1016 im Besitz von Probst Adalbero von St. Paulin zu Trier ist und im gleichen Jahr vom neu eingesetzten Erzbischof Poppo von Trier eingenommen und wie damals üblich geschleift wird, weil ihr gewalttätiger Besitzer sich gegen ihn aufgelehnt hat.
Im Jahre 1180 wird, so steht es in einer Verleihungsurkunde, Arnulf von Walecourt vom Trierer Erzbischof erlaubt, auf dem Bergrücken der Saarschleife, wo die Skiva gestanden hat, eine neue Burg zu bauen. Allerdings muss er versprechen, dass er keine Feinde der Kirche unterstützt und keine Zölle auf der Saar erhebt. Im Übrigen soll die neue Burg, die Arnulf Burg Montclair (Mons clarus: heller Berg) nennt, nicht für Überfall und Raub genutzt werden, wozu ihre Lage strategisch besonders geeignet ist. Er soll vielmehr für den Schutz und die Sicherheit der Menschen sorgen. Nach derer von Walcourt beherrschen noch weitere vier Familien die Geschicke der Burg Montclair, wobei die von Arnulf erbaute Burg zur Unterscheidung der später neu erbauten als Alt-Montclair bezeichnet wird.
Da Arnulfs Sohn schon vor ihm starb und er keinen weiteren männlichen Nachkommen hat, erlischt das Lehen und es wird 1218 an Simon aus dem Hause von Joinville gegeben, in deren Besitz sie bis 1250 bleibt. Seine Nachfahren geraten in Streit mit dem Kurfürsten von Trier, sodass dieser Gyot aus dem Hause von Clermont, der sich später Gyot von Montclair nennt, mit der Burg belehnt. Gyot und sein Sohn Simon leben in Frieden mit dem Kurfürsten von Trier.
Simons Sohn Jakob von Montclair ist allerdings aus anderem Holz geschnitzt. Der verschlagene und ränkesüchtige Herr von Montclair, der sich ab 1344 mit Rudolph, Herzog von Lothringen die Burg teilen muss, ist vor allem auf den eigenen Vorteil bedacht, zumal es der Ritterschaft mittlerweile wirtschaftlich schlecht ergeht, denn das Rittertum ist wegen der Neuerungen in der Waffentechnik allgemein im Niedergang.
So erhebt er, obwohl verboten, auf der Saar Zölle, überfällt Bürger und Bauern, gerät mit seinem Lehnsherrn dem Erzbischof und Kurfürst Balduin von Trier in Streit und verbündet sich mehrfach mit dessen Feinden gegen ihn. Zuletzt unterstützt er die Stadt Trier bei einer Streitigkeit gegen ihren Erzbischof. Jakob wird gefangen genommen, vor Gericht gestellt und kommt in ritterliche Haft. Bald jedoch ist er auf Vermittlung des Herzogs von Lothringen wieder frei, nicht ohne mit „Brief und Siegel" seine Treue gegenüber Balduin geschworen zu haben. Er bleibt sich jedoch in seinem Verhalten treu und mordet und brandschatzt wie eh und je. Denn er fühlt sich sicher, da er zwischenzeitlich seine Burg so ausgebaut hat, dass sie als uneinnehmbar gilt. Immerhin hat sie eine Ausdehnung in der Länge von ca. 900 Metern erreicht.
Nachdem die Geduld des kurfürstlichen Erzbischofs erschöpft ist, greift er mit großem Aufwand im Jahre 1358 die Burg Montclair an. Zunächst können seine Truppen trotz erheblicher Anstrengungen die Burg nicht erobern. Erst als es ihnen gelingt, mit großem Einsatz auf der Dreisbacher Seite des Burgberges in die Vorburg einzudringen und die Wasserquelle zu erobern, kapituliert Jakob nach achtmonatiger Belagerung am 22. Dezember des gleichen Jahres. Erst wird noch das Weihnachtsfest auf der Burg gefeiert, dann lässt Balduin sie schleifen. Jakob söhnt sich 1358 zwar wieder mit dem Erzbischof aus und erhält seine Güter zurück, allerdings nicht den Burgberg an der Saar. 1371 stirbt Jakob von Montclair.
1427 erhält Ritter Arnold von Sierk Montclair als Lehen und bald die Erlaubnis, eine neue Burg zu bauen. Zeitgleich mit der Burg Meinsberg bei Mandern in Lothringen wird sie 1439 fertig gestellt, von ihrem Erbauer aber nie als Residenz benutzt. Die heutigen Ruinen der Burg Neu-Montclair sind noch Teile der von Arnold errichteten Feste.
Als letzte Familie finden wir das Haus von Sayn, das 1493 die Montclair als Lehen erhält, das aber mit dem Tod des Grafen Heinrich von Sayn 1606 erlischt. Um 1620 beginnt der Verfall von Neu-Montclair.
Nachdem die Kulturstiftung für den Landkreis Merzig-Wadern die Burgruine von der Familie von Boch übernommen hat, sind seit 1991 umfangreiche Konservierungsarbeiten durchgeführt worden. Man kann die gesicherte Burgruine heute besichtigen und sich in der Burgschenke von der Anstrengung des Aufstiegs zu dem historischen Gemäuer bei einem Burgtrank erholen.
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Quelle:
Johann Heinrich Kell, Geschichte des Kreises Merzig, 1925
www.burg-montclair.de
Fotos: Ferdinand Luxenburger