In Wallerfangen, von Saarlouis aus etwas saarabwärts gelegen, gibt es ein kleines aber interessantes Heimatmuseum. Darin sieht man schönes Geschirr aus der ehemaligen Steingutfabrik, Bodenfunde aus vorgeschichtlicher Zeit, die auf dem von Papen'schen Gelände zu Tage kamen, Fossilien und Mineralien, manche Stücke von so eindrucksvoller blauer Farbe, bei deren Betrachten der Laie sich wundert, dass so etwas in der Erde gefunden wird. Das ist Azurit, ein kupferhaltiges Mineral mit einer komplizierten chemischen Formel [2CuCo³Cu(OH)²], das als Grundstoff zur Herstellung blauer Farbe Wallerfanger Bergblau genannt wurde. Nach einer Überlieferung sollen die Deckengewölbe des Papstpalastes in Avignon, die mit eingestreuten Sternen das Firmament symbolisieren, damit eingefärbt worden sein. Albrecht Dürer hat mit Wallerfanger Blau gemalt.
Der Azuritabbau bei Wallerfangen geht jedoch nicht erst auf die Zeit Dürers (16. Jh.) oder der Päpste in Avignon (14. Jh.) zurück, er ist wenigstens tausend Jahre älter. Schon zu römischer, wenn nicht gar keltischer Zeit wurde hier Bergbau betrieben. Ein Herr namens Emilianus ist der älteste Bergbaubetreiber auf deutschem Boden, dessen Namen wir kennen. Eine Inschrift in der Felswand in der Nähe des Mundlochs eines Stollens bei Wallerfangen nennt ihn:
INCEPTA OFFICINA EMILIANI NONIS MART.
Im März hat er also mit der Arbeit begonnen. In welchem Jahr? Schade, es ist nicht zu ermitteln. Warum dann die Inschrift? Emilianus hatte eine Konzession der römischen Verwaltung erlangt, musste pünktlich mit der Arbeit beginnen, durfte sie nicht willkürlich unterbrechen und musste den Erfolg nachweisen, um sie fortsetzen zu dürfen.
Wer war Emilianus? Ein echter Römer aus Italien oder wenigstens Südfrankreich? Wohl eher nicht. Er wird ein Einheimischer gewesen sein, der sich als Römer verstand, ein romanisierter Gallier, wie man heute sagt, aus der unmittelbaren Umgebung, vielleicht auch aus Pachten auf der anderen Saarseite. Dort fand man im Theater einen Sitzstein, in den der Name Emilianus eingemeißelt ist. Wer weiß, wie viele Väter damals diesen Namen schön fanden für einen ihrer Söhne! Immerhin, fänden wir eines Tages bei der Ausgrabung eines römischen Gräberfeldes am Fuß des Limbergs oder in Pachten einen Gedenkstein, der noch Spuren einer ehemaligen Blaufärbung zeigte - römische Grabsteine wurden gern bunt bemalt, die Igeler Säule war auch bunt - und dessen Inschrift etwa lautete: Diesen Stein setzte Emilianus seinem Vater ..., und dann folgte ein keltischer, kein römischer Name, dann wüssten wir ... ach, dann wüssten wir immer noch nicht, aber wir hätten einen Grund mehr für die Vermutung, dass der erste namentlich bekannte Bergbaubetreiber auf deutschem Boden ein Treverer von der Saar war, und er hat nicht nach Steinkohlen gesucht, womit man den saarländischen Bergbau üblicherweise verbindet, sondern nach Kupfererz, nach Wallerfanger Bergblau.
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Quellen:
- Der Emilianusstollen in Wallerfangen-St. Barbara. Sehenswertes im Kreis Saarlouis.
- Das Kupfererzbergwerk des Emilianus bei St. Barbara. Jürgen Kölb in Saarbrücker Bergmannskalender 1990.
- Mit Wallerfanger Bergblau malte auch Albrecht Dürer. Jürgen Kölb in Saarbrückerv Bergmannskalender 1992.
Bildnachweis:
- Vorschaubild: Wappen der Gemeinde Wallerfangen
- Fotos von Dieter Niemeyer, Wallerfangen, mit freundlicher Genehmigung