Im Jahr 1925, 10 Jahre vor Beginn der nationalsozialistischen Judenverfolgung lebten in Saarbrücken 2.200 Juden als angesehene Bürger der Stadt. Heute, unter friedlichen Verhältnissen, gibt es wieder eine kleine Synagogengemeinde. Als Begräbnis- und Kultstätte errichtete die Saarbrücker Synagogengemeinde im Jahr 1920 den „Israelitischen Friedhof“. Er liegt am Beginn der Auffahrt von der „Goldenen Bremm“ zu den Spicherer Höhen rechter Hand an einer Seitenstraße.
Die Gräber sind mit Symbolen jüdischen Glaubens verziert. Auf mehreren Grabplatten findet man kleine Steine abgelegt. Sie deuten darauf hin, dass die an dieser Stelle beerdigten Personen noch trauernde Hinterbliebene haben. Im Herkunftsland der Juden, in Israel, sind die Steine eine übliche Trauerbekundung. Blumenschmuck würde sich in einem heißen Klima nicht lange halten.
Unter den Toten sind bekannte Saarbrücker Namen, Anwälte, Ärzte, Banker, Kaufleute und Lokalpolitiker Sie alle gehörten und gehören zu dieser Stadt und trugen nicht unerheblich zu deren kultureller und wirtschaftlicher Entwicklung bei.
An der Mauer neben dem Eingang zum Friedhof ist nahezu unauffällig eine kleine Messingplatte angebracht. Auf ihr ist ein Brief wiedergegeben, den eine verschleppte jüdische Mutter auf dem Weg zum Konzentrationslager aus einem Viehwaggon ins Freie geworfen hat. Darin heißt es:
„Liebe Sarah, liebe Susanne, in diesem Augenblick bin ich in einem Viehwaggon, und wir rollen einem unbekannten Ziel entgegen… Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, wie schmerzhaft es für mich ist, von meinen drei Kindern getrennt zu sein. Nicht einmal Tiere hätte man so behandelt wie uns. Wahrscheinlich wird es eine sehr lange Reise…“
Das schlichte Dokument mahnt, dass sich eine Barbarei wie der Holocaust nie mehr wiederholen darf.
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Fotos: Florian Russi (2) und Rita Dadder (2)