Den Anstoß zum Kirchenbau in Schaffhausen gab Dechant Ludwig, Pfarrer in Wadgassen, im Jahr 1930. Ein Kirchbauverein wurde gegründet, ein Vorstand gewählt, 1. Vorsitzender: der Dechant, 2. Vorsitzender: ein Lehrer usw., unter den Beisitzern die einzige Frau: Johanna Abel, die Vorsitzende des katholischen Frauenvereins, besser bekannt im Dorf als „Tant' Hannchen". Vielleicht kennen die älteren Schaffhauser den Namen noch aus den Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern. Sie gehörte zu den ca. 40 Sammlerinnen und Sammlern, die in den umliegenden Pfarreien von Haus zu Haus gingen und Spenden erbaten. Zu den Vereinsbeiträgen und Kollekten kam eine bedeutende Zuwendung der Mutterpfarrei Wadgassen.
Wohin baut man ein neues Gotteshaus? Der Platzbedarf für Kirche, Pfarrhaus und eventuell eine Freifläche ist erheblich. Das Dorfzentrum war eng bebaut. Die Lösung ergab sich auf einer kleinen Anhöhe in der Fortsetzung einer neu angelegten Straße, damals ein wenig außerhalb des Ortskerns. Heute könnte man vermuten, die Stelle sei mit Bedacht und im Hinblick auf die Zukunft gewählt worden: Kirche, Pfarrhaus, Pfarrheim, Kindergarten und Dorfplatz sind von Straßen umgeben, die in den letzten Jahrzehnten angelegt wurden.
Als man nach den Plänen der Saarbrücker Architekten Weihs und Schultheiß im Juni 1933 mit dem Kirchbau begann, war ringsum noch alles frei, und mancher alte Schaffhausener wird mit Staunen oder, je nach Einstellung, mit Kopfschütteln vom Dorfbrunnen im Tal den Hügel hinauf geblickt haben. Sollte das eine Kirche oder eine Fabrikhalle werden? In achtzehn Tagen wuchs ein Stahlgerüst empor, das die Gestalt des zukünftigen Baus erkennen ließ, nicht einmal das hohe Kreuz über der Fassade fehlte. Die Stahlbaufirma Seibert aus Saarbrücken führte die Arbeiten aus mit Material, das die Völklinger Hütte zu einem Vorzugspreis geliefert hatte. Die Architekten hatten sich zu dieser Bauweise entschlossen nicht nur, weil sie ein modernes Gebäude errichten wollten, sondern auch um möglichen Grubenschäden vorzubeugen. Unter Schaffhausen war in der Vergangenheit von der Grube Hostenbach aus Kohle abgebaut worden. Deshalb sollten 65 Tonnen Stahl ein sicheres Trägergerippe für die neue Kirche bilden. Am 10. September 1933 wurde der Grundstein gelegt. In der Urkunde heißt es an erster Stelle, dass dies der letzte Tag der Ausstellung des Heiligen Rockes in Trier sei. Dann folgt wie üblich die Aufzählung der Repräsentanten von Kirche und Staat: Papst Pius XI., Bischof Franz Rudolf Bornewasser von Trier, ... Reichspräsident Paul von Hindenburg, Reichskanzler Adolf Hitler, der Engländer Geoffrey Knox als Präsident der Völkerbundsverwaltung des Saargebiets ... . Der Rohbau wurde noch vor dem Winter fertig, dann ruhte die Arbeit, bis im Frühjahr 1934 der Innenausbau begann. Am 7. Oktober 1934 wurde der erste Gottesdienst gehalten.
Warum Bauhauskirche? Ob man während Planung und Bau davon sprach, ist nicht bekannt. Jedoch ist der Einfluss dieser neuen Stilrichtung unverkennbar. Nicht nur die verwendeten Baustoffe Stahlskelett, Beton, Schlackensteine deuten darauf hin, sondern auch die betont sachliche Form, der Verzicht auf schmückendes Beiwerk. Entstanden ist ein imponierendes Bauwerk - wenn auch noch ohne Turm, er wurde erst 20 Jahre später errichtet - dessen Bedeutung für das Dorf durch seine Lage auf einer kleinen Anhöhe unterstrichen wird.
„Zu den Heiligen Schutzengeln" wurde die Kirche genannt. Es gibt weit und breit keine andere, die den himmlischen Schutzgeistern der Menschen geweiht ist. Man ist versucht zu sagen: ein ahnungsvoller Name für das Gotteshaus, das im letzten Jahr vor Anbruch der Naziherrschaft über das Saargebiet und fünf Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fertig gestellt wurde. Im September 1939 wurde der Rote Zone genannte Grenzstreifen geräumt. Ein Jahr lang standen die Häuser leer, gab es keinen Gottesdienst in der neuen Kirche. Anders im Herbst 1944. Zwar verließen die meisten Familien das Dorf, als man den Donner der amerikanischen Geschütze von Lothringen her hörte, aber einige blieben zurück, mit ihnen der Pfarrer. Er verließ seinen Platz nicht, so lange noch Angehörige seiner Pfarrei da waren. An Weihnachten 1944 - die Amerikaner hatten das Dorf bereits Anfang Dezember besetzt - konnte er für die wenigen Zurückgebliebenen den Weihnachtsgottesdienst in der Kirche halten. Wieder unter deutscher Herrschaft, lag Schaffhausen bis in den März hinein unter amerikanischem Beschuss. Viele Häuser wurden ganz oder teilweise zerstört, die Kirche nur leicht beschädigt. Um eine geläufige Redewendung zu gebrauchen: Hatte sie einen guten Schutzengel?
Betritt man die Kirche durch den Haupteingang in der Mitte der Fassade, so geht man unter einem Tympanon durch, dessen Relief eine Schutzengelszene zeigt. Engelsszenen aus dem Alten und dem Neuen Testament sind auch das Thema der meisten der vierzehn Fenster, die den Innenraum erhellen. Sie sind schmal, aber sehr hoch, eine Herausforderung für den Glasmaler, der die Figuren nicht nebeneinander stellen kann, sondern übereinander anordnen muss, wodurch die Bilder an Dynamik gewinnen. Über dem rechten Seitenaltar zeigt ein Wandbild den Erzengel Raphael, der den jungen Tobias auf seiner Wanderung begleitet und beschützt.
Solange die Schaffhauser Katholiken keine eigene Kirche hatten, besuchten sie den Sonntagsgottesdienst in Wadgassen „Mariä Heimsuchung" ebenso wie die Hostenbacher vor 1923. Die Straßen aus den beiden Orten treffen wenige hundert Meter vor dem Ziel auf die Provinzialstraße, im örtlichen Sprachgebrauch die Chaussee. Das letzte Stück gemeinsamen Weges war für Verwandte und Bekannte aus beiden Dörfern eine Gelegenheit, Neuigkeiten auszutauschen, wenn man sich während der vergangenen Woche nicht gesehen hatte. Der Kirchweg der Schaffhauser führte an der evangelischen Kirche vorbei. In der Bürgermeisterei Wadgassen ist Schaffhausen das einzige Dorf mit zwei Kirchen. Zur evangelischen Pfarrei gehören alle Dörfer im Bisttal von Wadgassen bis Überherrn.
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Quellen:
Die beiden Festschriften:
- 40 Jahre Schutzengelkirche Schaffhausen
- 60 Jahre „Zu den Hl. Schutzengeln" Schaffhausen, 70 Jahre „St. Antonius von Padua" Werbeln
sowie
- alte Aufzeichnungen in Familienbesitz
Alle Bilder sind entnommen der Website der „Kirche zu den Hl. Schutzengeln Schaffhausen" - mit freundlicher Genehmigung