Louis Pinck, geboren 1873 im damals deutschen* Lemberg (heute zum Arrondissement Sarreguemines in Lothringen gehörend), gestorben 1940 in Saarbrücken, ist ein Paradebeispiel für die Menschen dieser Grenzregion und deren Geschichte, dieein Teil deutscher, ein Teil französischer Historie ist.
Vita:
Louis Pinck war das drittälteste von dreizehn Kindern eines Lemberger Ehepaares. Nicolas, der Vater, war dort Bürger- und Postmeister. Die Mutter, die tief religiös war, erzog die Kinder im christlichen Glauben, so dass eine Schwester Nonne und ein Bruder ebenfalls Priester wurden. Louis wurde nach seiner Priesterweihe Vikar an Saint-Vincent und Prediger an der Kathedrale Saint-Étienne in Metz.
Als Herausgeber zweier katholischer Zeitschriften, in denen er sich kritisch über die damalige preußische Politik in Lothringen äußerte, handelte er sich als Konsequenz eine Strafversetzung nach Hambach bei Saargemünd ein.
Marginalie: Bekannt ist Hambach heute als Sitz einer Produktionsstätte des „Smart“, der Smartville Hambach.
An dieser Pfarrstelle erfolgte nun der Auslöser an seinem Interesse an lothringischen Volksweisen in der dortigen Kirche, als er durch einen Zufall Papa Gerné beobachtete.
„Papa Gerné“ (Jean Pierre Gerné, 1831-1923), ein alter Mann der Gemeinde, sang in der Fastenzeit bei dem Beten der Kreuzwegstationen in der Kirche ein altes lothringisches Passionslied. Als sich Pinck daraufhin näher mit ihm befasste, stellte er fest, dass Papa Gerné ihm hunderte alter Lieder aus Lothringen vorsingen konnte. Nun begann Louis Pinck systematisch diese uralten Volkslieder zu sammeln. Er bereiste über 150 Dörfer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Pferdefuhrwerk.
Das Ergebnis war eine mehrbändige Liedersammlung „Verklingende Weisen“. Die Goethe-Universität in Frankfurt verlieh ihm dafür (1929) den Titel Dr. phil. h. c. , die Stadt Bonn verlieh ihm den Joseph-von-Görres-Preis (1936); auch der Papst übersandte durch Kardinal Andreas Frühwirt OP, dem Kanzler der Hl. Römischen Kirche, ein Anerkennungsschreiben.
Da mit Beginn des Zweiten Weltkrieges die Grenzregion evakuiert wurde, musste Louis Pinck nach Südfrankreich, von wo er krank zurückkehrte und am 8. Dezember in Saarbrücken starb. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Hambach (Sarreguemines/Lorraine).
Würdigung und Nachwirkung:
Das fünfbändige Werk (Band 5 posthum) wurde von der Schwester Angelika Merkelbach-Pinck und dem Saarbrücker Musikwissenschaftler Joseph Müller-Blattau herausgegeben.
Der Saarländische Chorverband und der Saarländische Rundfunk schreiben seit 1998 einen Kompositionswettbewerb aus, der sich dem Erbe Louis Pincks verpflichtet sieht.
Im katholischen Gebet- und Gesangbuch Gotteslob der (Erz-) Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück ist das bekannteste Lied seiner Sammlung, das Marienlied „Die Schönste von allen“, auf den Seiten 1198/1199 unter der Liednummer 892 zu finden. Als Fußnote ist darunter vermerkt: T: Louis Pinck, aus Lothringen, M: Louis Pinck 1927.
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* Von 1871 bis 1918 gehörte die Region zum „Reichsland Elsaß-Lothringen“, das dem deutschen Kaiser unmittelbar unterstand (s. auch : Grosbliederstroff und Kläänblidaschdorf und Franz Xaver Hoën in: www.saarland-lese.de).
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Illustrationen: alle public domain, gefunden auf wikipedia commons,
- 1. Pfarrer Louis Pinck, Diözese Metz, Lothringer Volkskundler,1928. Quelle: Lothringer Dichter, Autor: Henri Bacher (1890-1934).
- 2. Papa Gerné aus Hambach, Lothringen, 1927. Quelle: Lothringer Dichter, Autor: Henri Bacher (1890-1934).
- 3. Louis Pinck, Verklingende Weisen, Bd.1, Metz 1926, Illustration von Henri Bacher. (Louis Pinck, †1940; Henri Bacher, †1934.