Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Maria Caspar

Maria Caspar

Florian Russi

Eine saarländische Persönlichkeit

Sie war eine der „drei mutigen Damen", und in ihrem Haus fand das Gespräch über den Bettvorleger statt. Geboren im Jahr 1895 gehörte sie zur Generation der frühesten deutschen Studentinnen. Sie erinnerte sich noch daran, dass männliche Studierende johlten oder mit den Füßen trampelten und manche Professoren den Hörsaal verließen, wenn sie oder andere weibliche Wesen zur Vorlesung erschienen. Maria Caspar focht das nicht an. Sie ging konsequent ihren Weg, freundete sich sogar mit einigen namhaften Professoren an, schloss ihr Studium in Englisch, Germanistik und Geographie mit erfolgreicher Promotion ab und wurde Studienrätin am Mädchenrealgymnasium in Saarlouis. Bis zu ihrer Pensionierung unterrichtete sie dort Generationen von jungen Damen und führte sie zum Abitur. Nur mit großem Respekt habe ich ihre ehemaligen Schülerinnen über sie reden hören.
Dr. Maria Caspar (1948)
Dr. Maria Caspar (1948)

Für alle, die sie näher kannten, war sie ein menschliches Vorbild. Sie lebte die bürgerliche Tugenden vor, liebte das klare und deutliche Wort, ließ ihre Gesprächspartner an ihrem immensen Wissen teilhaben, konnte sich hervorragend auch mit Kindern verständigen, wusste fast immer Rat und verstand es auch, wenn nötig zu trösten.

Als ehemalige Kollegin meines Vaters war sie häufig in unserer Familie zu Gast und ich ebenso oft bei ihr zu Besuch. Sie konnte wunderbar erzählen und Dinge verständlich machen. Als ich zum ersten Mal nach Weimar kam, fand ich mich ohne Stadtführer, nur aufgrund ihrer Erzählungen sofort dort zurecht.

Sie war gläubige Katholikin und die Grundwerte der Religion standen für sie ebenso wie Kants kategorischer Imperativ außer Frage. Da allerdings, wo es nicht um eherne Glaubenssätze ging, behielt sie sich ihr freies Urteil vor. So glaubte sie weder an die Marienerscheinung von Lourdes noch an die von Fatima und konnte auch nach intensiver Lektüre mehrerer Biographien nicht verstehen, wieso Papst Johannes XXIII. die unbedarfte junge Therese von Lisieux, die (- Frau Dr. Caspars voller Vorname war Marie Therese -) ihre Namenspatronin war, zur „Heiligen des Atomzeitalters" erklärt hatte.

Während der nationalsozialistischen Zeit musste sie feststellen, dass der damalige Direktor ihrer Schule religiöse Einflüsse im Unterricht eindämmen wollte und deshalb kontrollierte, wer aus dem Lehrerkollegium kirchlich gebunden war. Eines Sonntags traf sie ihn auf ihrem Weg zur Kirche und sagte freundlich: „Guten Morgen, Herr Direktor, leider bin ich in Eile, ich will zum Gottesdienst. Sie müssen wissen, dass meine Vorfahren aus Kempen stammen, aus einem Ort, an dem sich schon zur Römerzeit eine frühe Christengemeinde gebildet hatte. Deshalb gehört der Kirchgang seit Generationen zu unserer Familientradition." Da der Direktor als Wissenschaftler über Volks- und Brauchtum gearbeitet hatte, fiel ihm zu dieser Begründung kein schlagendes Gegenargument ein. Er ließ sie ziehen, und als sie dann noch sagte: „Gern würde ich für Sie beten, aber davon halten Sie ja wohl nichts", antwortete er: „Ich glaube, dass es sich immer positiv auswirkt, wenn jemand gut über einen anderen denkt." Damit war für beide das Thema Kirche einverständlich erledigt und Frau Dr. Caspar hatte von dieser Seite keine Pressionen mehr zu befürchten.

„Man muss auf Auseinandersetzungen vorbereitet sein, sich mit der Position des Gegenspielers vertraut machen und sich geeignete Argumente und Äußerungen vorher ausdenken und sie einüben", war ihr Standpunkt. Als ebenfalls während der NS-Zeit ein junger SS-Offizier in ihre Schule kam und die Schülerinnen bei einer Gesundheitskontrolle in Verlegenheit bringen wollte, baute sie sich vor ihm auf und erklärte getreu der NS-Ideologie: „Sie sind Offizier und befehlen beim Militär, hier in der Schule habe ich das Kommando. Stellen Sie bitte meine Autorität nicht in Frage." Der Offizier schwieg und ließ die Schülerinnen unbehelligt.

Erfrischend und einprägsam klangen auch ihre Lebensweisheiten. Spontan fallen mir zwei Sätze von ihr ein: „Wer seinen Beruf nicht mit einem Wort nennen kann, hat keinen", oder - daran erinnere ich immer wieder bei Casting-Shows im Fernsehen - „Unglaublich, was Leute alles tun, um nicht arbeiten zu müssen."

Sie war unverheiratet, ihrem Neffen eine liebevolle Tante, ihren jungen und älteren Freunden (zu den ersteren durfte ich mich zählen) eine wertvolle Gesprächspartnerin und Beraterin und ihren Schülerinnen eine kluge Lehrerin. Im Alter stellte sie fest, dass ihr in großer Treue einige Schülerinnen verbunden waren, für die sie aus irgendwelchen Gründen anfänglich wenig Sympathien empfunden hatte. „Wenn ich das an mir festgestellt habe, war ich immer sehr bemüht, mir es nicht anmerken zu lassen und war wohl zu ihnen besonders nett.", sagte sie.

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