Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Christoph Werner

Schloss am Strom
Roman


Schinkel kämpft in seinen Fieberträumen um die Vollendung seines Bildes "Schloss am Strom". Er durchlebt auf seinem Krankenbett noch einmal sein erfülltes und von krankmachendem Pflichtgefühl gezeichnetes Leben und die Tragik des Architekten und Künstlers, der sich zum Diener des Königs machen ließ

Drei mutige Damen

Drei mutige Damen

Florian Russi

Dr. Maria Caspar, Dr. Helene Hilger, Dr. Maria Kiefer

Im Jahr 1935 hatten sich die Saarländer bei einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit für einen Anschluss an das Deutsche Reich ausgesprochen. Dort herrschten seit 1933 Adolf Hitler und seine NSDAP. Es dauerte nicht lange, da hielten sie auch das Saarland voll im Griff. Alle leitenden Postionen wurden von Nationalsozialisten besetzt und vor allem von den Lehrern wurde erwartet, dass sie das Gedankengut der neuen Herren unter ihren Schülern verbreiteten.

Am Mädchenrealgymnasium in Saarlouis, dem heutigen Robert-Schuman-Gymnasium, unterrichteten damals drei Lehrerinnen, die hohen Respekt genossen und miteinander befreundet waren. Alle drei kamen aus dem, wie sie es nannten, Kampfstudentinnentum, d. h. sie gehörten zur Generation der frühesten weiblichen Studenten in Deutschland. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts hatten Frauen in Deutschland allmählich Zugang zu Universitäten erhalten, zunächst in Baden und Bayern, in Preußen sogar erst ab 1908. Alle drei hatten promoviert, alle drei waren sehr belesen und hoch gebildet. Entsprechend der neuen politischen Lage befassten sie sich auch mit dem nationalsozialistischen Schrifttum.

Im Sommer 1935 kam ein Kollege, der ihnen zuvor als Zentrumspolitiker und engagierter Katholik bekannt war, zu ihnen und sagte: „Hitler hat mit dem Vatikan ein Konkordat abgeschlossen. Jetzt gilt es, dass viele Katholiken in die NSDAP eintreten um sie von innen her auf eine auch für Christen vertretbare Linie zu bringen." Der Mann redete so überzeugend, dass die drei Kolleginnen ihm zusagten, sich bei nächster Gelegenheit im Parteibüro der NSDAP zu melden und einen Aufnahmeantrag in die Partei zu unterschreiben.

Gemeinsam machten sie sich wenig später auf den Weg zur Parteizentrale. Unterwegs meinte eine von ihnen: „Ich lese gerade Alfred Rosenbergs ‚Mythus des 20. Jahrhunderts‘." Rosenberg gehörte zu den führenden NS-Ideologen und war später Leiter des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete „Er schreibt Dinge", so fuhr die Studienrätin fort, die dem christlichen Glauben völlig entgegenstehen. „Du hast Recht", bestätigte eine andere, auch ich lese gerade in dem Buch. Da heißt es zum Beispiel: ‚Wir ersetzen den christlichen Glauben durch eine Religion des Blutes‘." „Und ich habe mir in den vergangenen Tagen Hitlers ‚Mein Kampf‘ zugemutet", ergänzte die Dritte. Auch dort stolpere ich ständig über Aussagen, die gegen die Kirche und den christlichen Glauben gerichtet sind."

Den ganzen Weg über setzten die drei das Gespräch fort, und als sie schließlich vor der Geschäftsstelle der NSDAP angelangt waren, sagten sie zu sich: Jetzt haben wir ständig Gründe genannt, die gegen die NS-Ideologie sprechen. Wir sollten uns treu bleiben und nicht in die Partei eintreten."

Alle drei waren sich darüber im Klaren, dass ihr Parteibeitritt von der Schulleitung erwartet wurde und sie mit Pressionen rechnen mussten, wenn sie sich dem widersetzten. Dennoch blieben sie bei ihren Bedenken und anstatt in das Parteibüro gingen sie in ein nahe gelegenes Café und feierten ihren Entschluss mit heißer Schokolade und Kuchen.

Als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im damals von der Christlichen Volkspartei (CVP) regierten Saarland politisch unbelastete Schulleiter gesucht wurden, fiel der Blick auch auf die drei mutigen Damen. Frau Dr. Hilger, sie war eine Tante des damaligen Justizministers Dr. Erwin Müller, wurde Direktorin des Auguste-Victoria-Gymnasium in Saarbrücken, das 1945 in Städtisches Mädchenrealgymnasium umbenannt worden war (heute Gymnasium am Rotenbühl) und das sie von 1947 bis 1954 leitete. Frau Dr. Kiefer wurde 1948 Leiterin des Mädchenrealgymnasiums Merzig (heute Peter-Wust-Gymnasium), dem sie bis 1957 vorstand. Dr. Maria Caspar, die nicht von Saarlouis wegziehen wollte, berief man zur Oberstudienrätin und Stellvertretenden Direktorin am Mädchenrealgymnasium Saarlouis, an dem sie bereits tätig war.

So wurden die Damen unerwartet noch für ihren Mut belohnt. Sie hatten es sich auch verdient. Alle drei waren herausragende Persönlichkeiten und Pädagoginnen.
 

 

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Bilder:
- Vorschaubild: Parteibuch der NSDAP, Scan von User Henryart on de.wikipedia; CC BY-SA 3.0, via  Wikimedia Commons
- Buchumschlag „Der Mythus des 20. Jahrhunderts" von Alfred Rosenberg. Quelle: Wikimedia. Commons

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