Die Wohnung von Dr. Maria Caspar in Saarlouis lag von der Innenstadt aus gesehen am Ende der Von-Schütz-Straße. An der hinteren Seite des Hauses führte eine unbewohnte Straße vorbei und direkt dahinter lag eine große und weite Wiese, von den Kindern der benachbarten Wohnviertel schlicht nur als „die Wies" bezeichnet. Dr. Caspars Haus eignete sich deshalb während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft über das Deutsche Reich besonders gut als Ort für Gespräche, denn damals lauerten überall Informanten der SS oder der Geheimen Staatspolizei und manches unbedachte Wort konnte dem, der es aussprach, Kopf und Kragen kosten.
Die „Wies" wurde gerne von Spaziergängern genutzt und so fiel nicht auf, wenn der ein oder andere von ihnen im Haus der Studienrätin verschwand. Häufig trafen sich dort die drei „mutigen Damen", neben Dr. Caspar, Frau Dr. Hilger und Frau Dr. Kiefer aber auch andere Kollegen, so der ehemalige Zentrumspolitiker, der den drei Kolleginnen blauäugig aber vergeblich nahe gelegt hatte, der NSDAP beizutreten. Die Gespräche im Hause Caspar waren nicht konspirativ, es ging nicht um Widerstand gegen das NS-Regime, aber um freie Information und Meinungsäußerung.
Einmal saßen die drei Damen beisammen und Frau Dr. Hilger, die vielerlei Kontakte hatte, erzählte, dass die deutsche Wehrmacht an der Ostfront wieder mal eine Schlacht verloren hätte. Von Adolf Hitler ging das Gerücht, dass er nach jeder verlorenen Schlacht Tobsuchtsanfälle bekommen, sich auf den Boden geschmissen und in einen Teppich gebissen hätte.
„Es war nur eine kleine, keine kriegsentscheidende Schlacht", klärte Frau Dr. Hilger auf.
„Na, für `n Bettvorleger reichts", antwortete darauf Frau Dr. Kiefer.
Diese Bemerkung hätte zur damaligen Zeit alle drei Studienrätinnen in ein KZ bringen können.