Johannes Bückler, Schinderhannes genannt, ist wohl der vollkommenste Räubertypus. Er hat schon zu seinen Lebzeiten schwärmerische Köpfe begeistert und sich gewogen gemacht, er stand trotz der bewegten napoleonischen Zeit in dem Mittelpunkt des Interesses vieler Menschen. Kurz nach seinem Tode erschienen mehrere Lebensbeschreibungen, die ihn zum Teil in ein gutes Licht rückten, und die Anekdoten vom Räuberhauptmann Schinderhannes mehrten sich von Tag zu Tag. Ein schreibgewandter Franzosenhasser und Judenfeind verfasste um die Mitte des vorigen Jahrhunderts sogar einen zweibändigen Schinderhannesroman, in dem der Held der Erzählung als ein edler Mensch geschildert wird, als ein Weltverbesserer, der sich an der Bibel erbaute und an Schillers Räubern schulte, als ein schneidiger Kavalier, der sowohl den Bauernmädchen des Hochwalds als auch adligen Frauen sympathisch war.
Schinderhannes wurde im Jahre 1781 in einem Dörfchen an der Nahe geboren und kam als Vierzehnjähriger zu einem Schinder in die Lehre, der ihn aber wegen eines Hammeldiebstahis davonjagte.
Schinderhannes wurde im vierten Jahre seiner Unternehmungen eingefangen und in Saarbrücken eingekerkert; er brach wieder aus, geriet aber bald wieder in Gefangenschaft. In Mainz wurde er am 28. Oktober 1803 mit zehn seiner Spießgesellen zum Tode verurteilt. Zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde „Julie Bläsius, Beyschläferinn des Schinderhannes, 21 Jahre alt, eine Musikantin von Badenweierbach gebürtig. Sie hat ein Kind mit ihm gezeugt, mit welchem sie in ihrer Gefangenschaft niederkam, und welches auf Kosten der Nation erzogen wird." Am 21. November 1803 wurde Schinderhannes guillotiniert. Er war kaum 24 Jahre alt. Am Tage seiner Hinrichtung wurden Schinderhannesbildnisse und Broschüren mit seiner Lebensbeschreibung verkauft. Man sang Spottlieder, Moritaten und Gassenhauer, darunter ein ellenlanges Räuberlied, das mit der Strophe schließt:
Schinderhannes:
So wandre ich dann stille
Zur Schreckensbühne hin,
Mein einz'ger Wunsch und Wille,
Mein ganzer Herzenssinn
Sei an die liebe Jugend
Mit diesen Worten hier:
„Befleißigt euch der Tugend,
So sterbt ihr nicht wie wir!"
Besonders im Hochwald singt man das Schinderhanneslied „In der Welt bin ich herumgegangen".
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* Der berühmte Räuber Schinderhannes trieb sein Unwesen vor allem im Gebiet des Hunsrücks, suchte aber auch Orte im Saarland heim und hatte dort einige Verstecke. Von seinen 130 protokollierten Verbrechen beging er mindestens 3 in saarländischen Gemeinden, so in Sötern und Illingen.
Bilder:
- Vorschaubild: Porträt des Johannes Bückler (Schinderhannes) von Karl Matthias Ernst (1803), heutiger Standort: Stadtarchiv Mainz.
- oben rechts: Bronzebüste des Schinderhannes im Museum der Kreisstadt Simmern, hergestellt von Jutta Reiss (2011), Fotograf: Manfred.reiss, Lizenz CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
- Kugelbeutel des Schinderhannes. Austellungsstück im im Schinderhannes-Turm in Simmern. Fotograf: CTHOE (2013)., Lizenz CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
- Johannes Bückler, genannt Schinderhannes oder Robin Hood vom Hunsrück und seine Frau Juliana Bläsius mit der gemeinsamen Tochter, gemalt von K. H. Ernst (1803)