Der Südfranzose Pierre de Salabert (geboren um 1735 in Albi, gestorben 1807 in München) war ein Kind seiner Zeit, Geistlicher und zugleich Höfling, der weltlichen Genüssen, der Leichtigkeit der Salons und dem frivolen höfischen Treiben durchaus zugewandt war. So wird von dem Leichtfuß Salabert, französisch gebildet, gewandt und listig ,berichtet, er habe sich "wie hier zu Lande üblich einen Harem gehalten", weswegen er auch hämisch „Sultan von Blieskastel" genannt wurde.
Pierre de Salaberts Lebensumstände berühren die Lokalgeschichte von Zweibrücken, Tholey, Homburg und Blieskastel.
Geboren in Albi wurde er in Metz zum Priester geweiht. Durch bisher unerforschte Umstände kam er in Kontakt mit dem Zweibrücker Prinzen Carl August, dessen Lehrer in Religion und Geschichte er wurde. Vermutet wird, dass Salabert bis zum Tode von Herzog Carl II. August einen in vieler Hinsicht negativen Einfluss auf diesen ausübte.
Seine geistliche Würde hinderte ihn nicht daran auf der Zweibrücker Gesellschaftsbühne Theater zu spielen und sich von der illustren Gesellschaft feiern zu lassen. Die Gräfin Marianne von der Leyen aus Blieskastel zählte zu den regelmäßigen Theaterbesuchern.
Treibende Kraft war die theaterbegeisterte Gräfin von Forbach, die, einer Straßburger Schauspielerfamilie entstammend, selbst eine gelernte Bühnenkraft war. Sie hatte die kuriose und pfiffige Idee, junge, hübsche und begabte Mädchen aus der Pariser Gesellschaft durch Verheiratung mit Hofbediensteten an das Zweibrücker Theater zu binden.
Inzwischen hatte König Ludwig XV. von Frankreich auf die Fürsprache von Christian IV., Salabert zum Titularabt von Tholey ernannt, ein Amt, das nicht mit Aufgaben verbunden war aber eine jährliche Rente von 30.000 Livres (1 Livre entspricht heute etwa 7 €, je nach Goldpreis) einbrachte.
Mit dem Tode Christians IV. 1775 siedelte er an den Hof der Reichsgräfin Marianne nach Blieskastel über, wo er als Erzieher des Erbgrafen Philipp in Erscheinung trat. Auch hier soll er keinen günstigen Einfluss aus seinen Zögling ausgeübt haben.
Johann Christian von Mannlich (1741-1822), ein als verlässlich zu bezeichnender Historiograph, schreibt in seinen Lebenserinnerungen, dass der Prälat mit der verwitweten Gräfin „intimement lié" war.
Bald darauf berief Herzog Carl II. August seinen früheren Erzieher in seine Residenz nach Homburg zurück. Während der Französischen Revolution begleitete er den Herzog ins Exil. Über Mannheim gelangte er nach München und so in die Nähe von Kurfürst Max Joseph. Als er 1807 an einem Schlaganfall starb, hinterließ er das „Palais Salabert", das heute als „Prinz-Carl-Palais" Dienstsitz des bayerischen Ministerpräsidenten ist.
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Textquelle:
Karl Lillig, Abbé Pierre Salabert, Titularabt von Tholey, auch „Voltaire" von Blieskastel genannt, in Saarpfalz, Blätter für Geschichte und Volkskunde, 1999/3, S.5-8.
Bildquellen:
- Foto Abbé Pierre Salabert: www.saarpfalz-Kreis.de/buergerservice.
- Foto Prinz-Carl-Palais: Wikimedia Commons, Photograph Luidger, CC BY SA 3.0