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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Ausstellung im Schloss Ettersburg
Weimarer Galerie

Unter dem Motto "Licht und Schatten" fanden sich im Frühjahr sechs Künstler der virtuellen Dauerausstellung "Weimarer Galerie" (http://www.weimarer-galerie.com/) zu der dritten Präsensausstellung des Projektes im Schloss Ettersburg zusammen. Der Katalog zeigt die ausgestellten Werke und gibt einen Einblick in die Vielseitigkeit der von den Künstlern gefertigen Kunstwerke. 

Cerf Beer von Medelsheim

Cerf Beer von Medelsheim

Herbert Kihm

Hof-und Handelsjude saarländischer Herkunft

(Yiddish: ??????????????? ???? ????? Naftali Hertz ben Dov Beer)

Medelsheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Gersheim in der Landschaft Parr, im Biosphärenreservat Bliesgau. Der Ort gehörte damals zum Gebiet der Reichsgrafen von der Leyen, die ihren Sitz in Blieskastel hatten. Hier wurde der berühmteste Sohn der Gemeinde, Naphtalie Ben Dov Beer, - auch Hirtz von Medelsheim oder Hertz Medelsheim oder häufiger Cerf Beer genannt - um das Jahr 1726 geboren.

Die besondere Bedeutung des erfolgreichen Hof- und Handelsjuden* als wohl profiliertester Vorkämpfer der bürgerlichen Anerkennung seiner Glaubensgenossen soll im Folgenden herausgestellt werden.

Sein Vater, Bärr Hertz, betrieb schon 1743 in Medelsheim ein Handelsgeschäft. So ist in einem „Schatzungs-Renovations-Protokoll Deß Dorfs Medelsheim De Anno 1734" zu lesen: „Jud Bärr Hertz Ein schön zwey stockwerk Haus, Stallung und Garten an einander" Geschätzt wurde er steuerlich auf 50 Gulden.

Wann Cerf Beer seinen Geburtsort verlassen hat, ist nicht bekannt. In einer Heiratsurkunde in Straßburg ist dann wieder der Eintrag zu finden: „Heute, am 3. September 1748 erschienen gegen Mittag vor mir, dem königlichen Notar in Straßburg, die Endunterzeichner, nämlich der ehrenwerte Cerf Berr, Jude aus Medelsheim... und Demoisselle Juttelé Weyl..." (Übersetzung des französischen Textes von Karl Lillig, Saarpfalz,2007/1,S.37).
Aus dieser ersten Ehe gingen acht Kinder hervor.

Um 1784 heirate der Witwer in zweiter Ehe die ebenfalls verwitwete Hannah Ratisbonne, geborene Brull, die aus erster Ehe drei Kinder hatte. Die Söhne Théodore und Alphone des Auguste Ratisbonne - also des Stiefsohns von Cerf Beer - konvertierten später zum katholischen Glauben und wurden Ordensgründer. Sie stifteten 1843 die Kongregation: „Notre-Dame de Sion", deren ursprüngliches und primäres Engagement die christlich-jüdische Verständigung ist. .

Cerf Beer hatte sich in Bischheim/Elsass niedergelassen. Hier wurde aus dem Dorfbuben aus dem kleinen Medelsheim ein prominenter Hofjude, der in Fürstenhäusern aus- und einging und mit wachsendem Wohlstand auch an Ansehen und Einfluss gewann. Seinen Reichtum erwarb er als Pferdehändler und vor allem dadurch, dass er die Armee mit Futter versorgte.

Cerf Beer blieb dabei ein großer Wohltäter seiner Glaubensgenossen. Er stellte gewaltige Summen zur Verfügung, um elsässische Juden vom Leibzoll freizukaufen. Auf sein Betreiben wurde 1785 in Paris der erste Friedhof für deutsche Juden eingerichtet. Gegen Ende seines Lebens stiftet er 175.000 Livres für das Talmudstudium der Jugend und zur Unterstützung armer heiratswilliger Mädchen.

Cerf Beer gehörte zu den bedeutendsten Juden von ganz Frankreich. Dies ermöglichte es ihm, sich als Vorkämpfer des französischen Judentums für deren Gleichberechtigung und die Erlangung der bürgerlichen Freiheit einzusetzen. Hoch verdient wurde er schließlich „Préposé Général" der elsässischen Juden genannt.

Am 7. Dezember 1793, einem Sabbat, starb Cerf Beer in Straßburg-Finkenweiler. Seine Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof in Rosenwiller ist bis heute erhalten.

Cerf Beer hat Honoré de Balzac zur Romanfigur des Baron Jean-Baptiste d'Aldrigger inspiriert. Zu den Nachfahren Cerf Beers zählen so bekannte Namen wie Seligmann und Mayerbeer. Der berühmte Opernkomponist Giacomo Mayerbeer (1791-1884) war sein Neffe.

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* Mit dem Begriff "Hoffaktor" oder "Hofjude" wurden jüdische Kaufleute bezeichnet, die an einem höfischen Herrschaftzentrum beschäftigt waren.

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Vorschaubild: Porträt von Cerf Berr (ca. 1726-1793). (unbekannter Künstler, Öl auf Leinwand, Momentaner Standort: Strasbourg, Historisches Museum).

 

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