Die Bayrische Pfalz umfasste im 19. Jahrhundert nicht nur die heutige Pfalz, sondern auch Teile des Saarlandes, sodass man Fritz Aulenbach am besten als „Saar-Pfälzer“ bezeichnen muss.
Vita:
Fritz, wie sein Rufname war, wurde am 20. Juli1810 in Annweiler am Trifels geboren, mit drei Jahren zogen seine Eltern in die Amtsstadt Homburg, wo er die Volksschule besuchte. Nach dem Abitur in Zweibrücken, studierte er Jura in Heidelberg und München, sowie Theologie in Erlangen.
Nach dem Studienabschluss arbeitete er als Rechtssekretär am Friedensgericht in Waldfischbach und zuletzt in Blieskastel. Ab 1871 bis zur Pensionierung war er Kanzleivorstand in Bad Dürkheim.
Friedrich Aulenbach als Dichter:
„Kennst Du ihn noch, den alten Thurm von Beeden.
Im Kornfeld dort? Man denkt jetzt seiner kaum.
Doch stand er hoch und tausend Lippen flehten
Dereinst in seiner Kirche. weitem Raum.
Die Stätte zwar, die heil’ge liegt zertrümmert,
Wo sich gestärkt manch Herz im trüben Leid,
Und nur der Thurm noch einsam ragt und schimmert
Als ein Vermächtniß längstvergang’ner Zeit.“
(Einatmen will ich die Zeit – Ein Saarpfalz Lesebuch (2003)
Fred Oberhauser – Bernhard Becker – Martin Baus
ISBN 3-935731-49-3, Gollenstein-Verlag)
Zur Dichtkunst kam Aulenbach sicherlich durch sein familiäres Umfeld.
Der Großvater mütterlicherseits, Georg Jacob Schweppenhäuser, war Nachfolger von Pfarrer Johann
Jakob Brion im elsässischen Sessenheim. Goethe hatte in seiner Straßburger Phase bekanntlich Friederike Brion, der Pfarrerstochter, dort den Hof gemacht und dieser damit einen Platz in der Literaturgeschichte gesichert.
In den oben zitierten Zeilen des Gedichts (das Gedicht umfasst im Original vier Strophen) zeigt sich einerseits die typisch romantische Grundstimmung, andererseits die Verbundenheit des Dichters mit seiner saar-pfälzischen Heimat, die ihn lebenslang auszeichnete.
So schilderte er in einem Gedicht, das er einem Wirtshaus in Blieskastel widmete, welches in den 1870er-Jahren als Wartesaal, für den noch von Pferden gezogenen „Omnibus“ diente (das heutige Hotel zur Post vielleicht), ein wahres Sittengemälde des damaligen Lebens.
Auch in seinen weiteren Werken, wie zum Beispiel: „Aus sonnigen Tagen. Ein Blüthenkranz von Erinnerungen, gewunden auf fremdem und heimischem Boden“ ist diese romantisch geprägte Heimatliebe zu spüren.
In Blieskastel hielt er am 6. Mai 1866 „auf mehrfaches Verlangen“ die Festrede zum 50-jährigen Jahrestag der Zugehörigkeit der Pfalz zum Königreich Bayern, wobei erwähnt werden muss, dass er ein durchaus reserviertes Verhältnis zum bayerischen Staat hatte, was nicht förderlich für seine berufliche Karriere war. In schriftlicher Form solidarisierte sich Friedrich Aulenbach mit der pfälzischen Freiheitsbewegung, die 1831/32 ihr Zentrum in Homburg und Zweibrücken hatte und im Hambacher Fest ihre Sternstunde fand.
Aulenbach widmete sich darüber hinaus der Musik und dem Chorgesang.
Als Mitglied des Homburger Männergesangsvereins bekam er so Kontakt zu Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Hierzu habe ich eine köstliche Anekdote in der Saarbrücker-Zeitung gefunden. (Martin Baus, Das Leben des romantischen Dichters Friedrich Aulenbach aus Homburg, in SZ vom 02.05.2023)
Zum besseren Verständnis: Nach dem Tode eines Freundes widmete ihm Aulenbach ein Trauergedicht und bat Mendelssohn-Bartholdy um die Vertonung. Dieser Bitte kam Mendelssohn-Bartholdy umgehend nach. (Mendelssohn-Bartholdy, Trauergesang Op. 116).
„…. Zustande gekommen waren die Kontakte zwischen dem bedeutendsten Dichter der pfälzischen Romantik und dem Musikgenie beim „Rheinbayerischen Musikfest“ anno 1844 in Zweibrücken. Mendelssohn Bartholdy war „Stargast“ dieses Festivals, während Friedrich Aulenbach zusammen mit seinem Freund Theodor Zimmermann als aktiver Sänger mit von der Partie war. Mendelssohn-Bartholdy dirigierte sein großes Oratorium „Paulus“ in der Reithalle des Gestüts, Aulenbach gehörte zum Chor.
Nach getaner Arbeit wurde die Stimmung ausgelassen: Zuerst wurde ganz weinselig auf den Tischen getanzt und der Chor anstatt mit einem Taktstock mit einer typisch pfälzischen Hausmacher Leberwurst dirigiert. So entstand die Freundschaft.“
Friedrich Aulenbach starb am 30. Januar 1882 in Zweibrücken.
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Bildquellen:
- Vorschaubild Blieskastel Altstadt: Herbert Kihm
- Turm in Beeden: Beeder Turm, gotischer Chorturm in Homburg-Beeden,Deutschland, 2011, Author: EHaseler, CC-BY-SA 3.0, via wikimedia commons
- Foto Blieskastel Hinnereck: Herbert Kihm