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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Dieser Leitfaden richtet sich an Vorstände gemeinnütziger Vereine und soll eine Orientierungshilfe bieten im Hinblick auf grundsätzlich zu beachtende Themen und Aufgabenbereiche der Vereinsgründung und -Verwaltung, insbesondere in Bezug auf rechtliche, steuerliche und verwaltungsrelevante Aspekte.

Die barocke Nikolausfigur von St. Peter in Merzig

Die barocke Nikolausfigur von St. Peter in Merzig

Ferdinand Luxenburger

St. Nikolaus in der PFarrkirche St. Peter in Merzig
St. Nikolaus in der PFarrkirche St. Peter in Merzig

In zahlreichen Kirchen an der Saar gibt es Nikolausfiguren. Sie zeugen von der Bedeutung dieses Heiligen für die Region. Eine besonders beeindruckende, fast lebensgroße Nikolausskulptur aus dem Spätbarock steht in der romanischen Kirche St. Peter in Merzig. Der im Bischofsornat dargestellte St. Nikolaus trägt eine reich verzierte Mitra und hält in der linken Hand einen Bischofsstab. Die rechte Hand hat er mit drei ausgestreckten Fingern zum Segnen erhoben, die Augen schauen nach unten. Zu seinen Füßen sitzen drei Knaben in einem Bottich. Obwohl es dieses Motiv öfters gibt, verwundert diese Darstellung zunächst.

Um Nikolaus, Bischof von Myra, der um 450 n.Chr. starb, rankten sich schon bald unsäglich viele Legenden. Die ersten sind im 6. Jh. in Myra selbst und in Konstantinopel nachgewiesen. Sein Kult war zu dieser Zeit in der griechischen Kirche schon sehr groß und er breitete sich schnell in den slawischen Ländern, insbesondere in Russland aus, wo er seit dieser Zeit als Patron des russischen Volkes galt. Im 9. Jh. wurde er bereits in Unteritalien und Rom verehrt. Der aus Byzanz stammenden deutschen Kaiserin Theophanu, Gemahlin Ottos II. ist zu verdanken, dass er im 10. Jh. auch in Deutschland große Verehrung erfuhr. Am 9.5.1087 wurden die Gebeine des Hl. Nikolaus von Myra nach Bari in Unteritalien verbracht, was zu einem umfassenden Bekanntheitsgrad im gesamten Abendland führte.

Eine Legende besagt, dass unter Kaiser Konstatin drei Offiziere unschuldig wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurden. Als sie nun im Kerker auf ihre Hinrichtung warteten, beteten sie zu Gott, er möge ihnen Nikolaus zu Hilfe schicken. Dieser soll daraufhin Kaiser Konstantin höchst selbst erschienen sein und ihm mit der Rache Gottes im Falle einer Hinrichtung der wackeren Offiziere gedroht haben, woraufhin Konstantin ihnen die Freiheit schenkte.

Drei Knaben im Pökelfass
Drei Knaben im Pökelfass

Im Mittelalter wurden Gefangene üblicherweise im Gefängnisturm dargestellt. Um die Gefangenen sichtbar zu machen, hat man sie gelegentlich in einem aufgeschnittenen, halb hohen Turm dargestellt. Diese Art der Darstellung mag dazu geführt haben, dass dieses Bildnis mit der Zeit fehlinterpretiert und aus dem Turm ein Bottich oder Pökelfass wurde. Allem Anschein nach sind dabei aus den Offizieren drei Scholaren geworden, von denen die Legende besagt, dass sie unterwegs zur Schule nach Athen waren und des Abends bei einem Gastwirt um ein Nachtlager baten. Dieser soll sie getötet und eingepökelt haben. Nikolaus erweckte sie dann wieder zum Leben. In einem lothringischen Kinderlied sind dann aus den Schülern Kinder geworden, die von einem verbrecherischen Metzger geschlachtet, gepökelt und mit dem Schweinefleisch im Fass aufbewahrt wurden, bis Nikolaus sie ins Leben zurückholte. Die Darstellung des hl. Nikolaus mit dem Pökelfass oder Bottich, in dem sich drei Knaben befinden, ist schon im Mittelalter üblich. Und genau in dieser Tradition steht die Skulptur in St. Peter in Merzig.

Seine Verehrung ist offenbar so groß, dass ihm alle möglichen Wundertaten zugeschrieben wurden, auch solche, die keineswegs von ihm vollbracht worden sein können, sodass irgendwann fast jede (Berufs-)Gruppe ihn als Schutzpatron verehrte. Er errettete die Stadt Myra von einer Hungersnot. Deshalb gilt er bis heute als Schutzpatron der Bäcker, Müller, Kornhändler, Kaufleute und Krämer. Er ist aber auch der Schutzheilige der Advokaten, Notare, Apotheker, Bierbrauer, Fassbinder, Pilger, Reisenden, Chorknaben, Schüler usw.

Einer anderen Legende nach, ist ein Schiff in Seenot geraten. Die Seeleute riefen Nikolaus an. Er kam ihnen zu Hilfe und sogleich legte sich der Sturm. Daher wurde er auch von den Seeleuten, Fährleuten, Flößern, Fischern und auch von den Saarschiffern und Saarfischern zum Schutzpatron erkoren. Auch an der Saar selbst gibt es auch heute noch Skulpturen von ihm, beispielsweise in einer Nische in der Ufermauer im Scheitel der Saarschleife und an der Einfahrt zum Sportboothafen in Saarburg, die allerdings eine ältere abhandengekommene Figur ersetzt.

Man kann davon ausgehen, dass die Nikolausskulptur in St. Peter in Merzig eine Stiftung der Merziger Schiffer und Fischer ist, deren Gewerbe mit der Belebung der Saarschifffahrt im 18. Jh. ihnen ein gutes Auskommen sicherte, worauf die Stiftung zurückgeführt werden kann. Weshalb sie aber gerade dieses Motiv gewählt haben, bleibt ihr Geheimnis.

 
*****
Textquellen:
- Alfred Diwersy, Die barocke Nikolausskulptur von St. Peter in: Jürgen Waldorf (Hrsg.), Die Pfarrkirche St. Peter. Merziger Druckerei 2005, ISBN 978-3938415030.
- www.heiligenlexikon.de

Fotos: Ferdinand Luxenburger

 

 

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