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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Gerhard Klein

Leipzig-Skizzen

Gerhard Kleins Städteskizzen zeigen jeweils 18 ausgewählte Gebäude, Denkmäler und Plätze der Stadt. Auch Leipzig stellt er in einem zusammengestellten Skizzenheft von seiner charmantesten Seite dar. 

Die römische Villa Nennig

Die römische Villa Nennig

Ferdinand Luxenburger

 Der heutige Schutzbau und die Mauerreste lassen die alte Pracht nur schwer erahnen
Der heutige Schutzbau und die Mauerreste lassen die alte Pracht nur schwer erahnen

 

Ausonius, ein kaiserlich-römischer Hofpoet des 4. Jahrhunderts, spricht von den Palästen, die die Moselufer schmücken. Einer dieser Paläste ist sicherlich die römische Villa von Nennig, die nach bisherigem Wissensstand die größte der erwähnten Prachtbauten ist. Ganz gewiss wurde aber in Nennig keine einfache römische Villa ausgegraben.

Dafür spricht schon die Gesamtlänge der Anlage von 600 Meter. Die Fassade der Porticus-Villa betrug immerhin 140 Meter und bestand aus einer Säulenfront mit zwei übereiander stehenden Säulenreihen, die von zwei Seitenflügeln begrenzt waren. Daran schlossen sich dann rechts und links je ein vorgezogenes Gebäude an, die einem Tempel ähnelten. Rechts und links davon standen je zwei Wandelhallen von 250 Metern Länge und acht Metern Breite.

Ein Tiger zerfleischt einen Esel
Ein Tiger zerfleischt einen Esel
Die traumhafte Villa, die mit ihren Gärten, Parks, Terrassen, Grotten und Wasserspielen harmonisch in die Natur eingepasst war, hatte eine wunderschöne Lage mit Blick auf die Mosel und die Hügelkette auf der anderen Seite des Flusses. Damals konnte man sie schon von Weitem sehen und beim Näherkommen ihre Pracht bestaunen. Heute ist der Blick auf die Ruinen, aber auch der Blick von der Villa auf das Moseltal von den Häusern des Ortes verdeckt. Man braucht beim Betrachten der ausgegrabenen Mauerreste allerdings sehr viel Phantasie, um sich das prachtvolle Gebäude vorstellen zu können.
Ein Wärter drängt den wütenden Löwen vom Eselskopf weg
Ein Wärter drängt den wütenden Löwen vom Eselskopf weg
Der Palast war äußerst luxuriös. Es gab Räume, die speziell als Sommerwohnung dienten. Sie waren mit Wasserbecken und Springbrunnen versehen, um die Hitze erträglicher zu machen. Mit Fußbodenheizungen ausgestattete Räume wurden im Winter bezogen und sollten in der kalten Jahreszeit ein behagliches Wohnen ermöglichen. Weiterhin gab es im unteren Geschoss noch einige Wirtschaftsräume. Im Obergeschoss standen den Bewohnern ebenfalls noch mehrere Räume zur Verfügung. Außerdem gab es noch Weiteres zu bewundern. Beispielsweise konnte man über Wandelhallen alle Einrichtungen der Luxusvilla erreichen, auch das prunkvoll ausgestattete Badehaus in der äußersten südwestlichen Ecke der Anlage mit seinen sieben Baderäumen, wovon drei beheizt waren. Außerdem gab es dort noch ein rund 65 m² großes Schwimmbecken.
Auf der Spitze stehendes Quadrat mit Ornamenten
Auf der Spitze stehendes Quadrat mit Ornamenten

Die Innenwände der Villa waren sehr aufwändig mit farbenprächtigen Ornamenten und figürlichen Darstellungen von Pflanzen, Tieren sowie menschlichen Wesen verziert, wie die gefundenen bemalten Putzfragmente belegen. Der zentrale Raum dieses Palastes war der heute so genannte Mosaiksaal. Besonders prächtig dürften seine Wandbemalungen gewesen sein.  

Sein prachtvoller Mosaikfußboden ist der bedeutendste Schatz, den die Erde freigegeben hat. 1852 hat ein Landwirt bei Feldarbeiten Mosaiksteinchen entdeckt. Bei genauerer Untersuchung kam dann ein 161 m² großer römischer Mosaikfußboden zum Vorschein. Er ist der größte seiner Art nördlich der Alpen. Zwischen 1866 und 1876 wurden umfangreiche Ausgrabungsarbeiten vorgenommen, die neben dem genannten Mosaikboden die Grundmauern der riesigen Prachtvilla freilegten, soweit sie nicht vom heutigen Ort Nennig überbaut sind. 1874 entstand der Schutzbau, der noch heute das kostbare Kunstwerk beherbergt. Durch drei Eingänge konnte man damals von der vorgelagerten Säulenhalle aus in den prachtvollen Saal gelangen.

Ein Speerkämpfer erlegt einen Panther
Ein Speerkämpfer erlegt einen Panther

Der Mosaikteppich zeigt einen streng gegliederten geometrischen Aufbau. Sieben achteckige Bildmedaillons, ein rechteckiges Bild und ein Marmorbecken bilden die Hauptelemente der Gestaltung. Die bildlichen Darstellungen sind Szenen aus dem Amphitheater, sie geben die wichtigsten Stationen eines Gladiatorenkampftages wieder. Zwischen den achteckigen Bildern sind auf der Spitze stehende Quadrate mit Ornamenten angeordnet, die ein Gegengewicht zu den Oktogonen darstellen und die Bilder gleichzeitig zusammenhalten.

Der Inhalt des ersten Oktogons, zu dem der damalige Besucher kam, ist unbekannt und trägt heute folgende Inschrift: Dieser römische Mosaikfußboden wurde 1852 gefunden, 1874 wiederhergestellt und 1960 restauriert. Möglicherweise war hier einmal der Erbauer genannt und später hat ein Nachbesitzer diesen entfernen lassen.

Kampfeinlage mit Stab und Peitsche
Kampfeinlage mit Stab und Peitsche

Gladiatorenkampftage begannen schon morgens mit Tierkämpfen. Rechts und links des Marmorbeckens finden wir zwei Bildmedaillons mit solchen Darstellungen. Vom Schriftfeld ausgehend ist im Bild links vom Marmorbecken der ungleiche Kampf eines Tigers und eines Wildesels zu sehen. Auf der rechten Seite des Beckens ist das blutige Ende einer Raubtiermahlzeit festgehalten. Ein Wärter scheint den wütenden Löwen, der noch den übrig gebliebenen Eselskopf verschlingen möchte, aus der Arena zu drängen.

Danach folgten an einem Kampftag Zirkusnummern mit dressierten Tieren. An das Marmorbecken schließt sich in der Mitte eine solche zirzensische Darstellung an, auf der drei Personen mit Peitschen und ein Bär zu sehen sind (Bild ganz oben links).

Der Mosaikboden mit Marmorbecken aus südwestlicher Sicht
Der Mosaikboden mit Marmorbecken aus südwestlicher Sicht

Diesen folgten dann in der Regel die Tierhetzen, die von eigens ausgebildeten Kämpfern ausgetragen wurden, die ein noch geringeres Ansehen als die Gladiatoren hatten. Hierbei wurden vor allem Jagdspeere benutzt. Es begann mit harmlosen Tieren wie Hirschen und endete mit der Jagd auf gefährliche Tiere. Vom Marmorbecken her gesehen finden wir eine solche Darstellung rechts vom Hauptbild. Zu sehen ist ein Kämpfer, der stolz einen erlegten Panther präsentiert.

Links davon ist, sozusagen als Auftakt zu den eigentlichen Gladiatorenkämpfen, ein unblutiger Schaukampf mit ungefährlichen Waffen zu sehen. Diese wurden von Gladiatoren vorgetragen, gelegentlich konnten es aber auch Adelige sein, die auf diese Weise zur Unterhaltung des Publikums beitrugen.

Zwei Gladiatoren kämpfen auf Leben und Tod
Zwei Gladiatoren kämpfen auf Leben und Tod

Zwischen diesen beiden Bildern finden wir die Hauptdarstellung, den eigentlichen Gladiatorenkampf. Dieses Bild ist als einziges viereckig und größer als die anderen szenischen Darstellungen des Steinteppichs. Es zeigt zwei Gladiatoren im Kampf auf Leben und Tod, die von einem Schiedsrichter genau beobachtet werden.

Sehr gut ist ihre Ausrüstung zu sehen, aber auch die Anspannung der Kämpfer an ihrer Körperhaltung zu erkennen.

Das letzte Oktogon zeigt zwei Musikanten, einer spielt die Tuba, ein anderer die Wasserorgel. Sie waren zur musikalischen Umrahmung des Spektakels nicht wegzudenken.

Musikanten gehören auch zum Spektakel
Musikanten gehören auch zum Spektakel
Heute kann man nicht mehr wie die einstigen Bewohner und ihre Besucher durch den Haupteingang in den Saal gelangen, das Betreten des kostbaren Mosaikbodens ist natürlich nicht mehr gestattet. Man kann ihn aber recht gut von einem Rundgang aus dem zweiten Stock betrachten. Das konnten die Römer übrigens auch schon.

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Fotos: Ferdinand Luxenburger

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