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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Klaus Beer

Zwei Welten

Kurz vor dem Mauerbau kommt Klaus Beer mit Frau und Kind in den „goldenen Westen“. Der Autor erzählt von seinen persönlichen Erlebnissen im geteilten Deutschland - in den „Zwei Welten“. Das Buch endet mit der Wiedervereinigung.

Jagdschloss Karlsbrunn

Jagdschloss Karlsbrunn

Hans Herkes

Das ehemalige Lust- und Jagdschloss der Saarbrücker Grafen im Warndt

 

Auf die Frage: „Wo liegt der Warndt?" kann man natürlich antworten: „westlich von Saarbrücken, zwischen Saar und französischer Grenze und zwischen den beiden linken Nebenflüssen der Saar, der Rossel und der Bist. Etwas scherzhaft, einfacher auch und doch zutreffend wäre die Auskunft: „Der Warndt liegt da, wo Frankreich im Osten liegt." Wer in dem einen oder anderen Warndtdorf mit dem Handy telefoniert, merkt das, denn er wird über das französische Netz weitergeleitet.

Der Warndt ist ein etwa 50 km² großes Waldgebiet, das vom Lauterbach durchflossen und in eine nordwestliche und eine südöstliche Hälfte geteilt wird. Ein so ausgedehnter Wald war in alter Zeit siedlungsfeindlich. Rührt es daher, dass sich gewisse Unterschiede in den Dialekten der Dörfer diesseits und jenseits des Waldes ausgebildet und bis heute erhalten haben?

Allein drei Dörfer im Warndt verweisen mit ihren Namen auf die Gründung durch Saarbrücker Grafen: Karlsbrunn, Ludweiler, Friedrichweiler. So geht denn auch die stärkere Besiedlung des Warndts in der Neuzeit auf die Initiative der Landesherren zurück. Im 17. Jahrhundert boten sie aus Frankreich vertriebenen Hugenotten eine Heimstatt an. Das war der Ursprung der Glasindustrie in der Gegend. Darauf folgte der Bergbau nach Eisen und Kohle. Es entstanden Dörfer, sie wurden größer, der Wald blieb und war bis zur Französischen Revolution Jagdgebiet der Saarbrücker Grafen.

Noch der letzte von ihnen, Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken (1768-1794), ließ bei dem Dorf Karlsbrunn ein Haus bauen. Das war wenige Jahre vor Ausbruch der Revolution. Zunächst entstand ein zweigeschossiger Bau mit hohem Mansarddach an einem bewaldeten Hang über einem Wiesental in unmittelbarer Nachbarschaft des Dorfes. Gern wüsste man, wie oft im Jahr die Herrschaften aus Saarbrücken „mit Sack und Pack", will sagen mit ganzen Wagenladungen fürstlichen Bedarfs und Kutschen zum Transport der Personen in den Warndt kamen. Vielleicht gar nicht so selten, lag er doch vor der Haustüre. Schnell konnte man für einige Tage der engen Residenz entfliehen. In Luftlinie sind es von Saarbrücken nach Karlsbrunn nicht mehr als 13 oder 14 Kilometer. Blieb man für die Reise auf eigenem Territorium saarabwärts und dann durchs Rosseltal, oder nahm man die kürzere Strecke und schaute unterwegs bei den Nachbarn in Forbach vorbei?

Es muss dem Grafen im Warndtwald gefallen haben, denn bald ließ er das Haus bei Karlsbrunn durch zwei Seitenflügel erweitern, und nun verdiente das, was auf diese Weise entstand, den Namen Lust- oder Jagdschloss. Erstaunlich ist, dass es heute noch so da steht. Die Kriege, die in 2¼ Jahrhunderten über das Land gegangen sind, haben ihm weder Zerstörung noch einschneidende Veränderung gebracht. Als die Revolution ausbrach, war es noch ein neues Haus. Es wurde enteignet, versteigert, verkauft, wie die neuen Herren damals mit den Adels- und Kirchengütern umzugehen pflegten. Bald nachdem das Land preußisch geworden war, kam es in Staatsbesitz und dient seitdem der Forstverwaltung.

Ob schon zur Fürstenzeit am Hang hinter dem Schloss ein Garten war, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich entstand er erst im 19. Jahrhundert, als die Förster hier wohnten und mit heimischen und exotischen Pflanzen experimentierten. Wie der Forstgarten sich jetzt dem Besucher darbietet, wurde er vor einigen Jahren auf einer Fläche von etwas mehr als einem Hektar vom Tourismus-Netzwerk „Gärten ohne Grenzen" angelegt. Wege und Pfade führen über Gräben und durch Mulden unter hohen Bäumen den Hang hinauf. Bänke laden zum Verweilen und Betrachten ein. Geht man ein paar Schritte weiter, bietet sich schon wieder ein anderes Bild wegen der unregelmäßigen, dem Relief angepassten Verteilung der Staudenbeete und Sträucher. Hat der Besucher die mit Obstbäumen bestandene Wiese ganz oben erreicht, so bietet sich ihm ein schöner Ausblick über den Garten, das Schloss, den Wiesengrund dahinter und den alles umschließenden Wald.

Das Jagdschloss Karlsbrunn ist Ausgangsort für geführte Wanderungen mit unterschiedlicher Thematik je nach der Jahreszeit: Bäume, Kräuter, Pilze. Es gibt Führungen durch den Garten sowie Lesungen und Musikveranstaltungen im Schloss. Und natürlich - wie könnte es anders sein - braucht der Besucher nicht hungrig nach Hause zu fahren; dafür gibt es das Schlosscafé. Die Herrschaften, die im 18. Jahrhundert in den Warndt kamen, wussten es ganz gewiss zu schätzen, wenn auch der Tag im Wald mit einem guten Essen ausklang.

*****

Quellen:
- www.saarlandlexikon.de Karlsbrunn
- www.warndt.eu Jagdschloss Karlsbrunn

Fotos: Hans Herkes

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