Wenn man Mitte des vergangenen Jahrhunderts nach dem größten Arbeitgeber im Saarland gefragt hätte, wäre ohne Zögern die Antwort „der Kohlebergbau" gewesen. Anfang des 21. Jahrhunderts hat nach vielen wirtschaftlichen Krisen und Umstrukturierungen die Autozulieferindustrie diesen führenden Platz eingenommen 46.700 Menschen waren im Jahr 2014 dort beschäftigt. Die meisten Arbeitsplätze, nämlich 9.000, stellte die Firma ZF bereit. Laut Statistik der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes lag sie damit vor den Ford-Werken in Saarlouis (6.000 Arbeitnehmer), den Dillinger Hüttenwerken (5.100), der Robert Bosch GmbH in Homburg (4.600) und der Firma Saarstahl in Völklingen (3.900) an der Spitze der saarländischen Industriebetriebe. Im ZF-Werk in Saarbrücken werden in modernsten Fabrikationsstätten Automatikgetriebe hergestellt. Vom Saarland aus gehen diese Produkte in die ganze Welt.
Der volle Firmenname lautet heute „ZF Friedrichshafen AG". Firmenzweck ist die Entwicklung und Produktion von Antriebs- und Fahrwerktechnik für Fahrzeuge und Maschinen. Das Kürzel ZF stand ursprünglich für Zahnradfabrik, wurde in der Öffentlichkeit aber auch mit Zeppelin und dem Produktionsort Friedrichhafen in Verbindung gebracht. In einer schwimmenden Montagehalle in einer Bucht im Bodensee bei Friedrichshafen war 1899 durch die „Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt" der erste Zeppelin hergestellt worden. ZF wurde 1915 von den Firmen „Luftschiffbau Zeppelin GmbH" und „Max Maag Zahnräderfabrik" in Friedrichshafen am Bodensee gegründet. Firmenzweck war die Entwicklung und Produktion von Getrieben für Luftschiffe und Fahrzeuge.
ZF Friedrichshafen gehört heute zu den 10 größten Automobilzulieferern in der Welt und betreibt 122 Produktionsgesellschaften in 26 Ländern. Weltweit waren dort im Jahr 2014 72.700 Mitarbeiter beschäftigt. Der gesamte Geschäftsumsatz betrug 16,8 Milliarden Euro. 5 % ihres Umsatzes steckt die Firma traditionell in die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien. Haupteigentümer der Gesellschaft ist mit 93,8 % Anteilen die von der Stadt Friedrichshafen verwaltete Zeppelin-Stiftung.
Dass sich die Firma mit einem bedeutenden Geschäftszweig im Saarland niedergelassen hat, hängt auch damit zusammen, dass dort in den vergangenen Jahren durch die Schließung der Bergbaubetriebe und den Rückgang der Stahlindustrie viele gut ausgebildete technische Fachkräfte arbeitsuchend geworden waren. Außerdem gelten die saarländischen Arbeitnehmer in Wirtschaftskreisen als solide, zuverlässig und fleißig. So liegen die Voraussetzungen günstig, dass der weltweit wachsende Getriebemarkt die Zahl der Arbeitsplätze im Saarland auch zukünftig weiter steigen lässt.
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Alle Fotos „ZF Friedrichshafen AG in Saarbrücken": Florian Russi