Diesen beiden Einrichtungen kann sich die Adolf von Galhau'sche Sophienstiftung mit dem St.Nikolaus-Hospital in Wallerfangen nicht an die Seite stellen, was ihr Alter und die kulturhistorische Bedeutung der Gebäude angeht, sie ist ein halbes Jahrtausend später gegründet worden, im 19. Jahrhundert, aber sie kann auf mehr als 100 Jahre segensreichen Wirkens im Dienst der Kranken, der Alten und Armen und der Kinder zurückblicken.
Im Gegensatz zu den beiden oben erwähnten Gründungen waren die Anfänge bescheiden und ließen nicht erwarten, dass daraus ein Werk entstehen könnte, das ein Jahrhundert überdauern würde. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es noch keine geregelte Versorgung der Alten, Kranken und der nicht mehr Arbeitsfähigen. Wenn die Familie nicht für diese Personen einstehen konnte, war oft die Not groß, nicht nur in den entstehenden Industriezentren, sondern auch im ländlichen Bereich, wo durch Erbteilung der Grundbesitz so klein geworden war, dass sich eine Familie nicht mehr darauf ernähren konnte. So muss es auch in den Dörfern am Limberg, in Wallerfangen, Niederlimberg und St. Barbara, gewesen sein, wo ein kleiner Teil der Einwohner in der seit Anfang des Jahrhunderts bestehenden Villeroy'schen Steingutfabrik arbeitete, die meisten aber kleine Bauern oder Tagelöhner waren. Die Armut mancher Familien oder auch allein lebenden Personen muss buchstäblich in die Augen gesprungen sein, so dass andere, denen es besser ging, der Not ihrer Mitmenschen nicht mehr tatenlos zusehen wollten: Sie gründeten einen „Armenverein". Das war im Jahr 1838. Vorsitzender wurde der Pfarrer der katholischen Pfarrei zu Wallerfangen. Die Mitglieder entrichteten halbjährlich ihren Beitrag und sammelten darüber hinaus Geld und Gegenstände des täglichen Gebrauchs und verteilten beides unter den Bedürftigen.
Die Arbeit des Vereins muss vorbildlich, wenn nicht bewundernswert gewesen sein, schon in den ersten Jahren seines Bestehens wurden ihm Grundstücke und Gebäude geschenkt, in denen er eine Unterkunft für Obdachlose und einen Kindergarten, man sagte damals eine Kleinkinderbewahranstalt, einrichten konnte. Nicolas Villeroy, der Besitzer der Steingutfabrik, wollte den Kindergarten stiften, starb jedoch, ehe er den Plan ausführen konnte. Seine Erben erfüllten sein Vermächtnis. Das war der Anfang eines langen Weges mit Stiftungen und Gründungen wohltätiger Einrichtungen in Wallerfangen, der 1871 zur Sophienstiftung und 1878 zur Eingliederung des Armenvereins in diese Stiftung führte.
Gründer dieser Stiftung war der in Wallerfangen begüterte und mit den Familien Villeroy und Boch verschwägerte Grundbesitzer Nicolas Adolphe de Galhau. Er übertrug der Stiftung ein Kapital von 60000 Talern, 180 000 Mark. Zu Ehren seiner Mutter Sophie Villeroy bekam die Stiftung den Namen Sophienstiftung. 1882 ließ Nicolas Adolphe de Galhau das St. Nikolaus-Hospital errichten, das Haus, das heute die Geriatrie beherbergt. Die Stiftung war in ihren Anfängen und bleibt bis auf den heutigen Tag mit den Namen Villeroy und de Galhau verbunden. Nicolas Adolphe de Galhau starb kinderlos. So ist es nur folgerichtig, dass zu den ständigen Mitgliedern des Kuratoriums der Stiftung neben dem Pfarrer und dem Bürgermeister von Wallerfangen immer auch ein Mitglied der Familie Villeroy gehört.
Schon der Vorstand des Armenvereins erkannte, dass man solche Einrichtungen nicht in ehrenamtlicher Vereinstätigkeit führen kann, auch wenn sie noch so klein sind. Zunächst suchte man eine geeignete Frau, die man zur Ausbildung nach Straßburg schickte, wo sie lernen sollte, einen Kindergarten zu leiten. 1848 wandte sich der Armenverein an das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern des hl. Karl Borromäus in Nancy mit der Bitte, drei Schwestern zu senden. Seitdem und bis zum heutigen Tag arbeiten Borromäerinnen in Wallerfangen.
Die Anfänge der sozialen Einrichtung in Wallerfangen liegen in preußischer Zeit lange vor der Entstehung der Kohlen- und Eisenindustrie an der Saar. Es folgten Jahrzehnte mit Ereignissen und Zeitabschnitten, die ihrer gedeihlichen Entwicklung eher abträglich waren. Drei deutsch- französische Kriege suchten das Grenzland heim. Am schlimmsten waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges mit zwei Evakuierungen, Plünderungen, Luftangriffen und Artilleriebeschuss. Die dabei entstandenen materiellen Schäden konnten wieder beseitigt werden, als die Gefahr vorbei war. Dagegen wurde die Stiftung in ihrer Existenz bedroht, als politische Kräfte an der Macht waren, denen eine katholisch geprägte Einrichtung wie die Sophienstiftung in Wallerfangen ein Dorn im Auge war, in der Zeit des Bismarck'schen Kulturkampfes und besonders unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. Sie hat auch diese Zeiten überstanden. Zuletzt wurde die Situation noch einmal bedrohlich in den 1970er und 1980er Jahren, als es darum ging, ob das St. Nikolaus-Hospital in den saarländischen Krankenhausbedarfsplan aufgenommen werden könne. Auch diese Schwierigkeiten konnten überwunden werden.
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Quelle:
Adolf von Galhau'sche Sophienstiftung. Anläßlich des 150jährigen Jubiläums der Schwestern vom heiligen Karl Borromäus. Ein Bericht von Gernot Karge, Wallerfangen1998
Fotos: Hans Herkes