Die Wanderwege der Gemeinde Perl erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Berühmt bei Wanderern ist der Panoramaweg um Perl, der eine der schönsten Traumschleifen ist, die das Saarland zu bieten hat. Der Höhepunkt der Wanderung ist das deutsch-französische Naturschutzgebiet Hammelsberg, an dessen Südhang siebzehn verschiedene, wilde Orchideenarten zu bewundern sind. Einen schönen Blick auf den Hammelsberg hat man auch bei einer anderen Wanderung, die getreu dem europäischen Gedanken in drei Länder führt.
Wir beginnen im luxemburgischen Schengen am Europäischen Informationszentrum „Centre Européen“, nachdem pflichtgemäß noch dem Europadenkmal, das an die Unterzeichnung des Schengener Abkommens erinnert, ein Besuch abgestattet wurde. Der Weinort Schengen gehört zu einer Gemeinde von neun Ortschaften, die ursprünglich Remerchen hieß, wo auch heute noch das Rathaus der Gemeinde ist, und eigens wegen des berühmten Abkommens in Schengen umbenannt wurde.
Über den Europaplatz gelangt man durch ein schmuckes Tor in den barocken Kräutergarten des Schengener Schlosses (3) und vorbei am spätbarocken Kochhaus hinauf in die Weinberge mit Blick in das Moseltal, auf die Brücke zwischen Perl und Schengen und im Hintergrund die Autobahnbrücke der A8, über die morgens die Pendler aus Deutschland in das Großherzogtum einfallen.
Bald kommt man in den Wald, in dem der Weg, geleitet von der Wegmarkierung „grenzenloses Schengen“ und „Traumschleifen“ serpentinenartig auf den „Strombierg“ (Stromberg) führt und dem Wanderer an einem Aussichtspunkt noch einmal die Schönheit des Moseltals zeigt. Direkt gegenüber liegt der Appach, wo vor dem Schengener Abkommen die Ein- und Ausreisenden von einem Grenzerhäuschen aus, das mitten auf der Straße stand, von französischen Zöllnern kontrolliert wurden.
Auf dem Aussichtspunkt angebrachte Informationstafeln erklären dem Wanderer, dass 1992 auf deutscher Seite 37 Hektar des gegenüberliegenden Hammelsbergs zum Naturschutzgebiet gemacht wurden und 1995 von französischer Seite noch 47 Hektar dazu kamen. Die Erklärungen sind nur in Deutsch, was darauf schließen lässt, dass dieser Weg vor allem von Deutschen gegangen wird. Franzosen und Luxemburger ziehen wohl eine geruhsamere Art der Freizeitgestaltung dem schweißtreibenden Wandern vor?
Nach einem weiteren Waldstück kommt der Wanderer auf das Plateau der Strombergs, wo er noch eine erstaunliche Vielfalt der Natur erleben kann, weil der Ackerbau der natürlichen Fauna und Flora nach Raum lässt. Die schöne Aussicht auf die Mosel und das gegenüberliegende Sierck-les-Bains laden zum Verweilen ein. Am Johannistag wird vom Stromberg aus nach alter Tradition ein Feuerrad talwärts gerollt und in Sierck-les-Bains ist die Fête de la Saint Jean ein großes Volksfest mit abendlichem Feuerwerk, das viele Besucher aus dem Dreiländereck anzieht.
Der Abstieg vom Stromberg erfolgt über einen serpentinenartigen Trampelpfad in die Ebene von Contz-les-Bains, wo eine Brücke über die Mosel führt. Im Schatten der Uferbäume führt dann der Weg nach Sierk-les-Bains, dessen heutiger Name auf ein Thermalbad aus dem 19. Jh. zurückgeht, das sich an der Stelle befand, wo heute der Bahnhof steht.
Der Ort ist im Schatten einer Burg aus dem 10. oder 11. Jh. entstanden und gehörte zunächst den Bischöfen von Trier und gelangte später in den Besitz der Herzöge von Lothringen. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 gehörte es wie ganz Elsass und Lothringen zum Deutschen Reich und wurde nach dem 1. Weltkrieg wieder französisch.
Das Städtchen hat viel Charme, aber
offensichtlich auch schon bessere Zeiten gesehen. Ein Besuch auf der Burg mit
ihrem massiven Mauern, Türmen und unterirdischen Gängen lohnt allemal, schon
alleine der guten Aussicht wegen.
Zurück an der Mosel führt der Weg an der Bahnlinie entlang bis nach Perl, wo die Mosel wieder überquert wird um an den Ausgangspunkt der Wanderung zu gelangen.
Für den Wanderer ist das Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg ein Eldorado, das viele Möglichkeiten zu wandern bietet. Traumschleifen und Premiumwanderwege sind überall zufinden. Und dann ist die Saarschleife ganz in der Nähe, wo der geübte und ungeübte Wanderer noch weitere Wege findet.
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Fotos: Ferdinand Luxenburger