Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Florian Russi:

Alids Traum

12 Einhorngeschichten

Mit diesen Geschichten entführt Florian Russi in die Welt der Einhörner und der Götter, Menschen und Tiere, denen sie begegnen.

Auch als E-Book erhältlich 

Fischer, Schiffer und Halfen an der unteren Saar

Fischer, Schiffer und Halfen an der unteren Saar

Ferdinand Luxenburger

Dass die Menschen über die Jahrhunderte mit und von der Saar gelebt haben, ist hinlänglich dokumentiert. Dabei hatte die Saar zwar nur regionale Bedeutung, dennoch gab sie zu früheren Zeiten vielen Menschen Lohn und Brot.

Die ehemaligen Leinpfade sind touristisch erschlossen.
Die ehemaligen Leinpfade sind touristisch erschlossen.

Die wohl wichtigste Erwerbsquelle war der Fischfang. Die Landes- bzw. Grundherren vergaben die Fischereirechte an Pächter. Als gesichert gilt, dass das ehemalige Benediktinerkloster in Mettlach die Fischereirechte für die Saarschleife besaß und diese an die Zunft der Dreisbacher Fischerbruderschaft verpachtet hatte. Ihr mussten üblicherweise alle Berufsfischer angehören. Es wurde überwiegend mit selbstgefertigten Stell- und Wurfnetzen gefischt. Etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in diesem Bereich der Saar noch nebenberuflich gefischt, heute bevölkern Hobbyangler die Saarufer im Bereich der unteren Saar.

Die Schifffahrt auf der Saar ist seit der Römerzeit verbrieft, wir können aber annehmen, dass sie auch schon vorher zumindest regional als Wasserstraße diente. Auf der Saar wurde geflößt und getreidelt. Für Letzteres stehen die vielen Treidel- bzw. Leinpfade an der Saar, die heute überwiegend von Wanderern und Radfahrern genutzt werden. Der Leinpfad hat übrigens seinen Namen von der Leine, die beim Schleppen der Schiffe benötigt wurde. Gezogen wurden die Schiffe sowohl von Menschen, wie die Igeler Säule es für die Mosel belegt, als auch von Tieren. Es kamen Esel, Maultiere und Pferde zum Einsatz.

Die stilecht restaurierte Schifferschenke.- Der Pferdestall war ursprünglich im Keller untergebracht.
Die stilecht restaurierte Schifferschenke.- Der Pferdestall war ursprünglich im Keller untergebracht.

Hatte der Schiffseigner, was oft vorkam, keine eigenen Zugtiere, so mietete er ein komplettes Pferdegespann bei den Bauern in der Region an. Diese sogenannten Halfen bildeten sich an der unteren Saar wegen des schwierigen Flusslaufes als eigener Berufsstand heraus. Sie waren Bauern, die mit ihren schweren Pferden, meist belgische Kaltblüter, im Nebenerwerb die Schiffe flussaufwärts zogen. Stromabwärts schwammen diese mit der Strömung. Auf dem Vorschiff standen in der Regel zwei Schiffsknechte, die mit ihren Schorstangen, an deren Ende ein eiserner ¨Schuh¨ angebracht war, das Frachtschiff an den Klippen und Untiefen des Flusses vorbei manövrierten.

Stromaufwärts kamen dann die Halfen mit ihren Pferden zum Einsatz. Mensch und Tier hatten einen langen und harten Arbeitstag. Im Sommer waren sie mitunter 14 Stunden oder mehr im Einsatz. Zudem war die Arbeit nicht ungefährlich. So hatte die ¨Heeb¨, eine Art Krummbeil ihren festen Platz am Kummet eines Pferdes für den Notfall. Sollten nämlich die Pferde wegen einer zu starken Strömung oder aus anderen Gründen rückwärts in dem Fluss gezogen werden, durchtrennte der Halfe die Treidelleine, um sein Gespann vor dem Ertrinken zu retten.

Die neue Nikolaus-Figur von 1954 in der Uferwand der Saarschleife.
Die neue Nikolaus-Figur von 1954 in der Uferwand der Saarschleife.

Gefahr ging aber auch von den Leinpfaden selbst aus, wenn sie etwa wegen einer Überflutung aufgeweicht waren. Dann konnten die Pferde in den Fluss abrutschen und ertrinken. Daher legte man größten Wert auf die Instandhaltung der Treidelpfade. Besonders gefährliche Stellen wurden eigens befestigt und oft gepflastert.

Eine ganz schwierige Stelle für die Schiffe auf der Saar war übrigens der sog. ¨Welles¨ im Bereich der Saarschleife, vor der die Schiffseigner und Halfen großen Respekt hatten, denn hier war ein felsiger Flussabschnitt mit besonders heimtückischen Untiefen und Riffen. Es soll in diesem Bereich besonders dramatischen Havarien gegeben haben, bei denen Frachtschiffe gesunken sind und sogar Schiffer ertranken. Es wird aber auch von waghalsigen Rettungsaktionen berichtet, bei denen die Sache glimpflich ausging. Ihren Schutzpatron, den hl. Nikolaus sollen die Schiffer dort regelmäßig angerufen haben, damit er ihnen an der gefährlichen Stelle beisteht.

Arthur Fontaine, der umtriebige Autor vieler Heimatbücher, schrieb dazu in seinem Buch ¨Über den Tag hinaus¨, dass man den Schiffern scherzhaft nachsagte, vor der Gefahrenstelle würden sie den hl. Nikolaus anflehen:

Der hl. Nikolaus in der Hausnische der Schifferschenke in Schwemlingen
Der hl. Nikolaus in der Hausnische der Schifferschenke in Schwemlingen

¨Oh heiliger Neklos, helf mir, dou kries(bekommst) och en Kirz (Kerze) esu gruß (groß) wie mein Maastbaam (Mastbaum).¨

Waren sie dann gut durch die gefährliche Stelle hindurch gekommen, schnippten die Glücklichen mit dem Finger und sagten: ¨Nekläschen, net daat defir¨ (Nikolaus, nicht so viel dafür).

Seit eh und je steht im Scheitel der Saarschleife, dem Anfang der berüchtigten Welles in einer Nische in der Uferwand eine Nikolausfigur. Die alte Skulptur war im zweiten Weltkrieg verschwunden, sie wurde 1954 durch eine neue ersetzt. Beim Saarausbau erhielt sie aus gegebenem Anlass an erhöhter Stelle einen neuen Platz. Wie sehr die Saarschiffer ihren Schutzpatron verehrt haben, kann man daran sehen, dass die Figur des Heiligen mehrfach an der Saar und in Kirchen in Flussnähe zu finden ist. In St. Peter in Merzig gab es gleich mehrere, von denen aber nur noch eine erhalten ist. Ähnliche Barockfiguren im vollem Ornat mit Bischofsstab, Segensgestus und dem Bottich mit drei Jünglingen finden wir beispielsweise in der Kapelle in Dreisbach und in Schwemlingen an der Außenfassade einer ehemaligen Schifferschenke. Traditionell wird an dieser Figur in Schwemlingen von den wechselnden Besitzern des Hauses seit Menschengedenken in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember eine Kerze zu Ehren des Hl. Nikolaus aufgestellt.

Die Ringe zum Anbinden der Pferde sind noch original.
Die Ringe zum Anbinden der Pferde sind noch original.

Die Halfenhäuser und Schifferschenken waren für die Saarhalfen von großer Bedeutung. Hier wurde Rast gemacht, die Tiere getränkt und gefüttert, aber auch übernachtet, denn oft waren die Treidelzüge tagelang unterwegs. Die Schiffseigner kamen dann für die Übernachtung und Verpflegung der Halfen auf, inklusive „Halfenwein“. Auch das Futter der Pferde musste er bezahlen. Die Halfenhäuser und -schenken waren aber auch der Ort, an dem die Schiffseigner und die Halfen zusammenkamen, wenn es darum ging, einen Halfen für eine Fahrt anzuheuern oder einen Schiffer zu finden, der einen Halfen mit seinem Gespann brauchte. Es wird erzählt, dass beim Aushandeln des Schlepplohnes so mancher Schoppen Wein geflossen ist, bis sich Halfe und Schiffer handelseinig waren.

Das Halfenhaus in Merzig
Das Halfenhaus in Merzig

Es gibt auch heute nach an einigen Orten Halfenhäuser, die aber für den Außenstehenden als solche nicht so leicht zu erkennen sind. In Dreisbach und in Steinbach, wo es außer den Fischern auch einige Schiffer- und Schiffseignerfamilien gab, hat es je zwei solcher Schiffertreffpunkte gegeben. Leider ist die letzte unter Denkmalschutz stehende Halfenschenke in Dreisbach in Unkenntnis der Tatsache vor einigen Jahren vom Besitzer einfach abgerissen worden. In Schwemlingen gibt es, wie oben erwähnt noch eine ehemalige Schifferschenke, deren Fassade inklusive barocker Nikolausfigur vom derzeitigen Besitzer stilecht restauriert wurde. Die Ringe zum Anbinden der Pferde am Treppenaufgang des Hauses erinnern noch an diese Zeit. Ebenfalls in Fremersdorf ist noch ein ehemaliges Halfenhaus zu bewundern. Das bekannteste erhaltene Halfenhaus steht in Merzig. Das recht kleine, sehr schön restaurierte eingeschossige Gebäude, in dem wieder eine Gaststätte untergebracht ist, wirkt allerdings etwas verloren zwischen den wuchtigen neuzeitlichen Gebäuden.

*****

Quellen:
- Arthur Fontaine, Über den Tag hinaus, 3. Aufl., Norderstedt 2016
- Gerhild Krebs, Die Saar als Großschifffahrtsstraße und der Saar-Kohlen-Kanal, aus: R. Hudemann (Hg.), Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. u.
20. Jahrhundert

Fotos:
- Vorschaubild: Saar: Rita Dadder
- Alle Fotos im Text: Ferdinand Luxenburger

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