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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Das Kräuterweib vom Hexenberg, Band 2

Bedeutung und Anwendung von Heil- und Gewürzpflanzen

Diese übersichliche kleine Broschüre vermittelt althergebrachtes Wissen um die Zubereitung und Wirkung hiesiger Kräuter und Heilpflanzen.

Wie schon im ersten Heft sind hier Tipps für die Herstellung eigener Hausmittelchen gegen allerhand Alltagszipperlein, wie Erkältungen, Husten, Rheumaschmerzen, Insektenstiche, Nervenleiden oder Hautprobleme gesammelt.

Erinnerung an den Krieg 1870/71

Erinnerung an den Krieg 1870/71

Hans Herkes

Völklingen wurde von französischer Artillerie beschossen

Zu meiner Kinderzeit in Wehrden gab es etwa hundert Meter unterhalb unseres Hauses an der Hauptstraße einen kleinen Krämerladen, in dem wir kauften, was wir für das tägliche Leben brauchten.
Das Knappschaftskrankenhaus in Völklingen*
Das Knappschaftskrankenhaus in Völklingen*

Das Haus und das Geschäft gehörten zwei ledigen Schwestern, Katharina und Anna, die einige Jahre älter waren als meine Eltern. Anna war meistens im Laden, Katharina kümmerte sich mehr um Haus und Garten. Bei ihnen lebte ihr Vater, damals schon ein sehr alter Mann. An schönen Sommertagen stellte Katharina ihm einen Stuhl vors Haus in den Schatten. Er stützte sich auf seinen Stock, auf dem Kopf hatte er ein rundes Käppchen aus dunklem Samt, das mit einer bunten Blumenstickerei verziert war.

Da saß er nun eine Stunde oder zwei und schaute, was sich auf der Straße zutrug. Mancher Vorübergehende blieb um ein Schwätzchen bei ihm stehen. Wie auch heute noch wird es um die alten und die modernen Zeiten gegangen sein.

Blick vom Hühnerscharberg auf Völklingen
Blick vom Hühnerscharberg auf Völklingen

Der alte Mann erinnerte sich nicht nur an den Weltkrieg - er hieß noch nicht der Erste, es war ja noch vor dem Zweiten - sondern sogar an den Krieg 70. So nannte man damals den deutsch-französischen Krieg von 1870/71.

„Damals waren die Franzosen auf der Huhnaschär", pflegte er zu erzählen, „da haben sie ihre Kanonen aufgestellt und auf Völklingen herunter geschossen. Sie haben das Knappschaftskrankenhaus getroffen. Das war damals ganz neu. Vielleicht haben sie auf den Bahnhof gezielt. Ich habe den Kanonendonner gehört und den Rauch gesehen." 

Blick auf den Hühnerscharberg vom Stadtteil Heidstock auf der rechten Saarseite aus
Blick auf den Hühnerscharberg vom Stadtteil Heidstock auf der rechten Saarseite aus
Der Hühnerscharberg ist eine etwa 300 Meter hohe Erhebung links der Saar zwischen den Völklinger Stadtteilen Geislautern, Wehrden und Fürstenhausen. Von dort sind es nur wenige Kilometer auf der bewaldeten Höhe bis zur Grenze und den lothringischen Orten Kleinrosseln oder Alte Glashütte. Von seinem Nordhang aus, wo heute die Marienkapelle steht, überblickt man den gut 100 Meter tiefer liegenden Talkessel im Bogen der Saar, in dem Völklingen liegt. Bis dorthin hatten also die Franzosen im August 1870 ihre Artillerie vorgeschoben.

Ein Gedenkstein, der später an der Stelle aufgestellt wurde, erinnert an das Ereignis. Es war am 2. August 1870, vier Tage vor dem Kampf um die Spicherer Höhen. Auf einer Tafel an der Rückseite des obeliskförmigen Denkmals steht der Name eines Soldaten aus Fürstenhausen, eines Angehörigen des 40. Füsilierregiments, der am 6. August 1870 beim Kampf um die Spicherer Höhen gefallen ist. Er war einer von mehr als 800 deutschen Toten bei diesem Kampf.

Auf dem Hühnerscharberg über Fürstenhausen werden die Franzosen nicht nur ihre Kanonen aufgefahren haben, sie werden sie durch Infanterie gesichert haben. Zogen sie sich nach der Beschießung des Dorfes Völklingen zurück, oder verzichteten die Preußen darauf, diese Stellung auf dem Berg anzugreifen? Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Soldaten mit dem Gewehr in der Hand und dem Tornister auf dem Rücken an einem heißen Augusttag diesen mehr als 100 Meter steil aufsteigenden Hang hätten erstürmen sollen. Es wäre dasselbe Desaster geworden wie bei Spichern.  

Inschrift auf dem Denkmal
Inschrift auf dem Denkmal
Dort wäre es den Preußen wohl nicht gelungen, die Höhe zu erobern und die Franzosen zu vertreiben, wenn sie nicht der Hegemeister (Förster) Friedrich Adolf Bergmann vom Saartal bei St. Arnual aus auf die Höhe hinaufgeführt hätte. Der Weg durch den Stiftswald trägt heute noch seinen Namen.

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* Das Bild vom Knappschaftskrankenhaus Völklingen ist entnommen dem Buch:
Völklingen. Vom Königshof zur Hüttenstadt. Erschienen im Selbstverlag der Stadtverwaltung 1950. (Text von Hanspeter Buchleitner. Bilder von den Völklinger Fotogeschäften Hoffmann und Paar u. a.).

Fotos: Hans Herkes

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