Die amerikanische Armee hatte die Stadt besetzt, da erschien im bischöflichen Ordinariat ein amerikanischer Offizier, um sich nach dem Verbleib des Hl. Rockes zu erkundigen. Es sei ihm nicht um Kriegsbeute gegangen, versicherte der Erzähler, sondern ganz im Gegenteil darum, die kostbare Reliquie zu schützen. Mit der Auskunft, die Tunika Christi sei nicht nur in einem sicheren Versteck geborgen, sondern liege zudem unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes, habe sich der Amerikaner zufrieden gegeben.
Es war nicht das erste Mal, dass die berühmteste Reliquie des Trierer Domes vor Entweihung, Raub oder gar Vernichtung geschützt werden musste. Als sich 1792 die französische Revolutionsarmee Trier näherte, brachte man sie auf die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz, dann über viele Stationen und auf Umwegen nach Augsburg, wo der letzte Erzbischof von Trier, Clemens Wenzeslaus, nach seiner Flucht residierte. Im Jahr 1810 gelang es dem von Napoleon eingesetzten Trierer Bischof Charles Mannay, die Rückführung des Hl. Rockes nach Trier zu veranlassen. Der Transport führte durch die Pfalz und die Saargegend, wurde zunächst geheim gehalten und erreichte am 8. Juli Merzig. In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli wurde die kostbare Reliquie in St. Peter in Merzig aufbewahrt.
In der „Geschichte des Bistums Trier", herausgegeben von Martin Persch und Bernhard Schneider, Band 4, wird auf Seite 568 von diesem Ereignis berichtet:
„Die Rückführung vollzog sich zunächst im Geheimen. Erst als man Merzig erreicht hatte und damit nur noch eine Tagereise von Trier entfernt war, wurde die Geheimhaltung aufgegeben und die Rückführung als eine öffentliche religiöse Feier in Form einer Prozession mit begleitenden Gottesdiensten vollzogen. Die Nationalgarde sorgte für den Schutz, die Musik und den militärischen Salut. Am 9. Juli 1810 gelangte die Reliquie schließlich am Trierer Dom an. Drei Wochen später, am 2. August, gab Bischof Mannay bekannt, dass die heimgekehrte Reliquie ausgestellt werden sollte und bistumsweit Wallfahrten nach Trier stattfinden würden."
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- Foto "Pfarrkirche St. Peter in Merzig": Urheber Urheber: Lokilech Cc BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
- Foto "Trierer Dom". Public domain, Urheber Berthold Werner