Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Bevölkerung in Grenznähe zu Frankreich evakuiert. Schon am 1. September 1939, dem Tag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf den östlichen Nachbarn Polen, sollten die Bewohner der sogenannten Roten Zone ihr Hab und Gut verlassen und vor einem denkbaren französischen Angriff in sogenannte „kriegssichere Gebiete“ verbracht werden. Ca. 600.000 Menschen wurden vor allem nach Nordhessen, Thüringen und Oberfranken umgesiedelt. Wer Glück hatte, konnte bei Bekannten oder Verwandten im unmittelbaren Hinterland bleiben.
Für die Bewohner der roten Zone war es natürlich ein Schock, Haus und Hof mit nur minimalem Gepäck verlassen zu müssen, zumal die Umsiedlungsaktion an sich unter chaotischen Bedingungen ablief. An den Zielorten waren die Evakuierten selten willkommen, wenngleich sie versuchten sich nützlich zu machen so gut es ging. Bei der Rückkehr im Mai 1940 kam dann für viele der nächste Schock. Die Wohnung oder das Haus waren teils geplündert und verdreckt, Ungeziefer hatte sich breitgemacht.
Bei der zweiten Evakuierung, im September 1944, weigerten sich viele Bewohner der Roten Zone wegen der schlechten Erinnerungen an die erste Evakuierung, ihre Orte zu verlassen. Bei ihrer Rückkehr war das Entsetzen noch größer als beim ersten Mal, denn infolge der Kriegshandlungen waren viele Häuser und Gebäude zerstört.
Vor diesem historischen Hintergrund ist das folgende Gedicht zu verstehen.
Ferdinand Luxenburger
Du Land meiner Liebe, du Land meiner Wonne,
Du strahlende Sonne, mein Saarland.
Ihr herrlichen Wälder, ihr fruchtbaren Felder,
Ihr blühenden Wiesen, ich lasse euch grüßen —
im Saarland.
Ihr rauchenden Schlote, ihr fahrenden Boote,
Ihr silbernen Wellen, ihr sprudelnden Quellen,
Ich seh' euch bei Tage, ich seh' euch bei Nacht,
Ich schaue der Weinberge knospende Pracht -
im Saarland.
Auf Schifflein „Saarnixe“ fahr’ froh ich dahin,
Durchs Saartal seh’ ich die Postkutsche ziehn.
Ich schau’ auf St.Gangolfs herrlicher Flur
Die Wunder des Frühlings in schöner Natur —
im Saarland.
Auch weidende Kühe auf saftigen Wiesen
Die Glockenblumen den Frühling begrüßen,
Das kleine Kirchlein, so kunstvoll und fein,
Es ladet den Wanderer zum Beten hier ein —
im Saarland.
Jetzt Dreisbachs und Steinbachs idyllische Pracht,
Wie hat mich der Anblick so glücklich gemacht.
Hier rastet die Jugend am Strande der Saar,
Die Lieder erklingen so herrlich und klar —
ins Saarland.
Von Montciairs Zinnen schau’ stolz ich ins Land,
Die Geister der Ritter, die hier nun verbannt,
Sie treten hervor, verkünden den Frieden,
Der heute nach Jahren dem Saarland beschieden—
dem Saarland.
In Serrig bei Johanns des Blinden Grab,
Dort senke ich müde den Wanderstab.
Des Böhmenkönigs heilige Ruh’
Erfasst mich mit Ehrfurcht, ich bete dazu —
für’s Saarland.
So glaubt’ ich im Paradiese zu sein,
Im Saarland, im Frieden, im eigenen Heim.
Jetzt schlägt eine Uhr, ich bin glücklich erwacht:
Da war es der Traum einer seligen Nacht —
vom Saarland.
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Quellen:
- Gedicht von Helene Regler-Steinmetz aus: Verein für Heimatkunde im Kreise Merzig, Fünftes Jahresbuch 1952.
- Vorschaubild: Burg Montclair. Foto von Ferdinand Luxenburger