So tauml ich von Begierde zu Genuß,
und im Genuß verschmacht ich nach Begierde.
Goethe, Faust L, Wald und Höhle, 3249
Die Liebe macht - vollzogen - satt.
Jedoch sie stillt den Hunger nicht.
Wer sie am Tag genossen hat,
wünscht sie zur Nacht als Leibgericht.Wodurch ist dieser Tatbestand
bedingt? fragt sich die Wissenschaft.
Erforscht liegt es nun auf der Hand:
Der Liebesakt ist mangelhafLDurchs tiefste Innre geht ein Riß.
und spaltet jedes Erdensein.
Es ist und bleibt ein Ärgernis:
Zur Lust gehören Schmerz und Pein.Doch immerhin sind Mann und Frau
vom Liebesspiel zu zweit entzückt.
Allein sie wissen auch genau,
dass es von Fall zu Fall missglückt.Doch wer die Sehnsucht denunziert
und sie zum Teufelswerk ernennt,
gehört zur Hölle überführt,
wo er in Hass auf ewig brennt.Die Liebe gilt als Himmelslohn
und ist ein Stück vom Paradies.
Auf Lesbos reimte Sappho schon
die Liebeslust auf bittersüß.
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Vorschaubild: Rita Dadder