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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Bärenlustig: mein 4. Geburtstag

Mit Brummi Bär und Bertha Huhn geht es auf eine fantastische Reise mit Geschichten, Experimenten, Rätseln und Abenteuern.

Der Englische Garten der Freifrau von Esebeck in Gonnesweiler

Der Englische Garten der Freifrau von Esebeck in Gonnesweiler

Johannes Naumann

Geschichte und Wiederentstehung der historischen Gartenanlage

Gonnesweiler war über Jahrhunderte Standort eines freiadeligen Hauses beziehungsweise eines Schlosses. Die dort lebenden Adelsgeschlechter (Braun von Schmidtburg, von Schellard, de Latre de Feignies) gehörten zum regional verankerten Kleinadel des Westrichs. Ende des 18. Jh. kam das in den 1730er Jahren wesentlich erneuerte Schloss an die Familie von Esebeck. Deren Beziehung zum Zweibrücker Hof gaben der Anlage in Gonnesweiler eine weit über die engere Region hinausgehende Bedeutung. Freifrau von Esebeck lies die Schlossanlage im Geschmack der Zeit um- bzw. neu bauen und legte den Englischen Garten an. Mit der Französischen Revolution wurden das Schloss und die Ländereien zu Nationalgut und in der weiteren Entwicklung an verschiedene Privatpersonen verkauft.
Freifrau von Esebeck, ehemalige Herrin des Schlosses Gonnesweiler
Freifrau von Esebeck, ehemalige Herrin des Schlosses Gonnesweiler

Caroline Auguste Gayling von Altheim war die Jugendliebe des Prinzen Carl August von Pfalz-Zweibrücken. Beide kannten sich von Landaufenthalten im elsässischen Bischweiler. Sie verstand es ihn für sich einzunehmen und zwar über die Jugendzeit hinaus. 1766 wurde sie Gemahlin des Freiherren Ludwig von Esebeck. Nach der Inthronisierung Carls II. August zum Herzog von Pfalz-Zweibrücken erlebte sie ihren Aufstieg zur mächtigsten und wohl reichsten Frau im Herzogtum. 1778 wurde sie, die offizielle „Grande Maitresse" zur Oberhofmeisterin der Herzogin ernannt. Die Hofhaltung selbst wurde auf ihr Betreiben ins Neue Schloss Jägersburg verlegt. Später fiel sie in Ungnade und wurde vom Hof nach Gonnesweiler abgeschoben. Sie verbrachte dort einige Jahre bevor die Französische Revolution das Feudalsystem hinwegfegte. Caroline Auguste von Esebeck floh allerdings nicht wie der Zweibrücker Hof nach Mannheim, sondern nach Karlsruhe, wo sie 1823 starb.

Weiteren Forschungen in privaten Adelsarchiven sind im Gange und werden wohl 2013 publiziert werden können.

Ziel der Bemühungen vorort ist die Wiederherstellung des historisch bezeugten Englischen Gartens in Gonnesweiler. Dieser soll die touristische Attraktivität steigern und die Wohnqualität vor Ort heben. Untrennbar mit der Herstellung der historischen Gartenanlage ist die Geschichte des Ortes zu erhellen und in geeigneter Form in die Konzeptionierung und Vermarktung einzubringen.

Phantasievolle Rekonstruktion des Schlosses Gonnesweiler von K.H. Klein
Phantasievolle Rekonstruktion des Schlosses Gonnesweiler von K.H. Klein

Dazu wird im Rahmen der ökologischen und gestalterischen Aufwertung der Naheaue im Bereich des ehemaligen „Englischen Gartens" des früheren Schlosses ein fußläufiger Rundweg angelegt. Dieser steht im Zusammenhang mit mehreren Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Naheaue in Ortslage Gonnesweiler.

Der Planungsbereich zeichnet sich durch die offene, meist als Grünland genutzte Aue in unmittelbarer Ortsrandlage aus. Die rückwärtigen Gärten der Ortslage Gonnesweiler grenzen unmittelbar an den Auenbereich an. An der Mündung des Bosbaches befindet sich auf der gegenüberliegenden Auenseite der neugestaltete Festplatz von Gonnesweiler, weiter bachabwärts thront am unteren Hangbereich die neu aufgebaute Schlosskapelle. Der Auenbereich wurde durch ein gewässerbegleitendes Aufwertungsprojekt sowie Ausgleichsmaßnahmen für die Ansiedlung eines Einkaufszentrums in Türkismühle im Jahr 2011 durch Anlage von Flutmulden und Rückbau von Fichtenriegeln, Gärten etc. aufgewertet.

Die Nahe fließt in einem zunächst gestreckten und ausgebauten, dann mäandrierenden und naturnahen und etwa drei bis vier Meter breiten und circa ein Meter tief eingeschnittenen Bett. Die Querung der Nahe von der Ortsmitte in Richtung Nepomuk-Kapelle ist derzeit auf sicherem Weg nur über die Straßenbrücke zum Schwarzhof möglich. Der noch vorhandene, stark beschädigte Betonsteg nördlich der Nepomuk-Kapelle ist nicht mehr verkehrssicher und zudem extrem schmal. Daher ist die Naheaue in Gonnesweiler trotz ihres attraktiven, offenen landschaftlichen Charakters, der kulturhistorischen Bedeutung und der innerörtlichen Lage für Erholungssuchende kaum erschlossen, viele Sichtbeziehungen auch für die Ortsbewohner kaum mehr erlebbar. Mit der erfolgten Umsetzung ökologischer Aufwertungsmaßnahmen in der Naheaue von Gonnesweiler hat diese landschaftlich weiter an Attraktivität gewonnen. Die Rodung von Fichtenaufforstungen hat den offenen Charakter der Aue und historische Sichtbeziehungen zumindest teilweise wiederhergestellt.

Damit bietet sich die Möglichkeit, auf den ökologisch und gestalterisch orientierten Planungen aufbauend weitere Maßnahmen zur Erschließung des kulturhistorischen und natürlichen Erbes und zur Ortsentwicklung anzuschließen.

Die Aufwertung der Naheaue in Gonnesweiler ist mit einer erheblichen Verbesserung des Landschaftsbildes, des Erlebniswertes der Aue und des Fließgewässers einhergegangen. Über die ökologische Aufwertung hinaus sollte daher auch die Bedeutung der innerörtlichen Aue für die Erholung und Freiraumnutzung erhöht werden, zumal mit dem historischen Englischen Garten ein wichtiger Bezug zu einer früheren Gestaltung dieses Auenabschnitts vorhanden ist, der wieder aufgegriffen werden kann.

Urkataster Gonnesweiler von 1838/39. Gut erkennbar die Flur „Im Englischen Garten“
Urkataster Gonnesweiler von 1838/39. Gut erkennbar die Flur „Im Englischen Garten“

Um die Situation des ehemaligen Englischen Gartens, den Standort des ehemaligen Schlösschens Esebeck und die attraktive Naheaue in der Ortslage wieder erlebbar zu machen, soll eine Wegeplanung umgesetzt werden, welche die vorhandenen Wege aufgreift und sinnvoll ergänzt. Dieser Weg erschließt die Naheaue in Orts(rand)lage und macht die (wiederhergestellten) Blickbeziehungen zur Kapelle und entlang der Nahe wieder erlebbar. In seinem neuzubauenden Abschnitt orientiert sich der Wegeverlauf am ehemaligen Mühlgraben und seiner Gewässerparzelle. Die teilweise in die Mühlgrabenparzelle vorgebauten Gärten wurden hierfür bereits zurückgenommen und können großteils für die Anlage des Weges verwendet werden.

Die vorhandene, bereits in den Katasterkarten zum Schloss Esebeck dargestellte Wegequerung über die Nahe besteht heute aus einem schmalen, beschädigten Stahl-Beton-Steg, der ein sicheres Queren der Nahe nicht mehr erlaubt. Der Steg soll abgerissen und durch eine ansprechende Holzkonstruktion ersetzt werden. Als weitere Wegequerung ist eine Holzbrücke zwischen Festplatz nd Nepomuk-Kapelle vorgesehen, die den Rundweg schließt. Dadurch entsteht eine attraktive Wegeführung zwischen dem Standort des ehemaligen Schlosses Esebeck, der Nepomuk-Kapelle auf der gegenüberliegenden Naheseite, dem Festplatz und über den ehemaligen Mühlgraben bis zurück zum ehemaligen Schloss. An den Rundweg wird über einen Stichweg der noch existierende Gewölbekeller des Schlosses angebunden, an dem die Geschichte der Eigentümerin und der Gebäude nochmals durch eine Tafel in Erinnerung gerufen werden kann.

Über eine wegbegleitende Baumreihe aus Kopfweiden erfolgt eine Betonung der Wegeverbindung und wichtiger optischer Leitlinien, die gleichzeitig eine Offenhaltung wichtiger Sichtachsen und die Bewahrung des insgesamt offenen Auencharakters zulässt. Gleichzeitig stellt die kulturhistorisch bedeutende Nutzungsform (Auf-den-Kopf-setzen) einer auentypischen Baumart (Silberweide) eine Reminiszenz an den Parkcharakter dieses Auenabschnitts dar. Mit der Umsetzung der Maßnahme soll ein innerörtlicher Auenabschnitt entstehen, der die historischen und aktuellen Besonderheiten der Ortslage von Gonnesweiler aufgreift und eine hohe Aufenthaltsqualität als ortsnaher Freiraum besitzt. Im Zusammenspiel der Renaturierungs- und Gestaltungsmaßnahmen mit der Wegeerschließung entsteht auch ein touristisch interessantes Ensemble, das ein Stück Kulturgeschichte erschließt und gleichzeitig die attraktive Flusslandschaft der Naheaue zugänglich macht. Damit stellt die Maßnahme einen Baustein zur Attraktivierung des St. Wendeler Landes im Umfeld des Bostalsees dar.

Über die Wegeerschließung wird dieser Freiraum für die Besucher und Anwohner erlebbar, ohne den naturnahen Charakter der Aue zu beeinträchtigen. Die intakten Grünlandflächen sollen durch die Aufwertungsmaßnahmen so wenig wie möglich beansprucht werden.Der frühere Landschaftsparkcharakter des historischen „Englischen Gartens" wird in einem modernen Sinne interpretiert, indem sehr naturnahe Elemente (naturnahes Fließgewässer, Röhricht, Feuchtwiesen) mit gestalterischen Elementen (Kapelle, Baumreihen, Stillgewässer) und einem erholungsbezogenen Wegesystem kombiniert werden.

Der geplanter Wegeverlauf und Brückenbau

Beginnend am Festplatz quert der Weg hinter der Nahebiegung mit einem Holzsteg die Nahe und verläuft zwischen Hausgärten und Auengrünland auf der Parzelle des Mühlteichs mit ständigem Blick auf die Wiesen der Naheaue und die Kapelle nach Norden. Der Weg folgt dem Parzellenverlauf bis zur Parzelle des offenen Gewölbekellers, wo der Weg mit einer Abzweigung nach Westen eine Verbindung zum Standort des Gewölbekellers des Schlosses Esebeck und in der Verlängerung zur Nahetalstraße herstellt.

In der Fortführung wendet sich der Weg nach Osten und schwenkt auf den zweiten Holzsteg über die Nahe ein. Jenseits des Steges nimmt der Weg den bestehenden Fußweg auf und verläuft entlang der vernässten Retentionsfläche nach Süden, wo er nördlich der Kapelle auf den vorhandenen geschotterten Forstweg trifft. Hier erreicht der Weg die Nepomukkapelle, von wo sich der Blick über die Feuchtflächen der Naheaue und den Ort Gonnesweiler öffnet. Im weiteren Verlauf erreicht der Schotterweg wieder den Festplatz von Gonnesweiler.

Der geplante Weg besitzt somit Zugänge vom Festplatz, von der Nahetalstraße (Gewölbekeller oder Stichstraße der Nahetalstraße) und vom Forstweg (aus Richtung Türkismühle kommend).

 

 

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Vorschaubild: kolorierter Ausschnitt einer fantasievollen Zeichnung des Schlosses Gonnesweeiler von K.H. Klein 

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