Die Kirche St. Peter ist nicht nur das bedeutendste Bauwerk der Kreisstadt Merzig, es ist auch der einzige erhaltene romanische Sakralbau des Saarlandes. Sie wurde um 1200 von Prämonstratensern, die von Wadgassen kamen und 1182 die Nachfolge der Augustinerchorherren antraten, als Klosterkirche erbaut und 1205 eingeweiht. In einer Urkunde von 1267 wird erstmals das Patrozinium des hl. Petrus für die Kirche erwähnt. Die Mönche der Propstei übernahmen die Seelsorge in Merzig. Pfarrkirche für die Merziger war damals eine ganz in der Nähe stehende Kirche, die der Hl. Walpurgis geweiht war. Diese wurde wegen Baufälligkeit um 1775 niedergelegt. Schon von 1725 an war die dem hl. Petrus geweihte Klosterkirche auch gleichzeitig Pfarrkirche.
1766 wurde das Kloster in Wadgassen mit seiner Propstei in Merzig Frankreich zugeschlagen. 1790 fiel auch das Prämonstratenser Kloster in Wadgassen unter die Säkularisationsgesetze der Französischen Revolution. Die Mönche konnten aber bis 1792 ihr Kloster halten. Der letzte als Pfarrer tätige Prämonstratenser in Merzig verließ 1794 die Propstei, weil er den französischen Revolutionsheeren weichen musste.
Die dreischiffige spätromanische Kreuzbasilika besteht aus einem Langhaus mit zwei Seitenschiffen, einem Querhaus und dem Westturm. An das Querhaus schließt sich der Chorraum mit Tonnengewölbe und abschließender runder Apsis, Chorflankentürmen und Nebenapsiden an. Die wappenverzierte gotische Kreuzgewölbe-Decke im Hauptschiff wurde erst im 16. Jahrhundert nach einem verheerenden Brand eingezogen.
1475 wurde Merzig durch die Truppen Karls des Kühnen von Burgund völlig zerstört. Auch St. Peter wurde in Mitleidenschaft gezogen und im gleichen Jahr mit Änderungen wieder hergestellt. Zwischen 1657 und 1714 wüteten gleich fünf Brände in Merzig, bei denen die Kirche so stark beschädigt wurde, dass vom Langhaus nur noch Mauerreste mit einigen Pfeilern, Reste der Nordwand des Westturmes, untere Teile der Außenwände der Seitenschiffe und im Osten die Außenwände des Querschiffes, des Chores und untere Teile der Chorflankentürme sowie die Apsis und die Nebenapsiden stehen blieben. Kurzum, die erforderlichen Baumaßnahmen waren so umfangreich, dass Zeitgenossen von einer „neuen Kirche" sprachen.
Die Merziger waren jedenfalls nicht in der Lage, diese Bauarbeiten finanziell zu stemmen. So sprang ihnen der Erzbischof und Kurfürst von Trier Karl Joseph zur Seite und stellte der Pfarrei 1714 die notwendige Summe für die Wiederaufbau zur Verfügung. Weiter erklärte er sich bereit, auch noch die Bauunterhaltung zu übernehmen. Das Langhaus und der Turm wurden weitgehend neu erbaut und die Ostseite mit Apsiden und Flankentürmen im romanischen Stil wiederhergestellt.
Aus dieser Epoche stammen u.a. auch der Hochaltar, die prachtvolle barocke Figurengruppe der Apostel mit Jesus und Maria, die über den Kapitellen der Säulen des Mittelschiffes zu finden sind, eine besondere Pieta in einer Nebenkapelle im Querhaus, das barocke Wanddrehtaufbecken mit der Taufe Christi, ein wertvoller Kelch und eine Monstranz. Als weitere Kostbarkeit sei noch das gotische Pestkreuz über dem Altar hervorgehoben.
Die Kirche wurde in den Jahren 1887 - 1898 neuerlich gründlich restauriert. Bei dieser Gelegenheit wurde der Innenraum, wie damals in Deutschland üblich, flächendeckend ausgemalt. Außerdem erhielt sie einen Mosaik-Boden von der Firma Villeroy & Boch im Chorraum und Glasgemälde in den Fenstern, die allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. 1953 wurde die Ausmalung überstrichen und das Bodenmosaik mit dem heutigen Belag zugedeckt.
Der Altarraum wird heute von dem bereits erwähnten überlebensgroßen Pestkreuz aus dem 14. Jh. beherrscht, das von der Decke schwebt. Original ist allerdings nur der Torso. Arme und Kruzifix wurden stilgerecht ergänzt. Darunter steht der Zelebrationsaltar aus dunklem Stein, der dem 2. Vatikanum seinen Standplatz verdankt. Weiter hinten hat der barocke Hochaltar in der Apsis einen neuen Platz gefunden.
In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Ausmalungen freigelegt bzw. schlecht erhaltene wieder hergestellt. Beeindruckend sind die figürlichen Darstellungen und die ornamentalen Teile der Bemalung, die in dem gesamten Gotteshaus zu finden sind.
Die Entwürfe für die Ausmalung des Chorraumes ließ Dechant Reis 1882 von dem damals letzten noch lebenden Nazarenermaler Edward von Steinle anfertigen, die aber erst fünf Jahre später durch den Merziger Kirchenmaler Heinrich Klein umgesetzt wurden. Die sogenannten „Nazarener", deren Vorbilder alte deutsche und italienische Meister waren, vertraten am Beginn des 19. Jh. eine romantisch-religiöse Kunstrichtung mit dem Ziel, die Kunst im Geiste des Christentums zu erneuern. Sie besaßen einen starken Einfluss auf die Kunst der Romantik.
Als zentrales Bild ist im Chorraum in der Wölbung der Apsis der Christus Pantokrator (All- oder Weltenherrscher) zu sehen. Diese Darstellungsform findet man vor allem in der byzantinischen Kunst und in orthodoxen Kirchen. Der thronende Christus schaut den Betrachter an und segnet ihn mit der rechten Hand, während er in der linken ein aufgeschlagenes Evangelium hält. Über im zeigt die Hand des Vaters auf den Sohn.
Auf der Stirnseite über der Apsis ist die Übertragung des Hirtenamtes durch Jesus an Petrus dargestellt. An den Langwänden des Chores ist auf der einen Seite in Anlehnung an die ursprüngliche Pfarrkirche die Hl. Walburga und gegenüber ihr Grab mit davor knienden Gläubigen zu sehen. Sie fangen unter Aufsicht eines Franziskaners aus dem Steinsarg Heilöl auf, das der Sage nach aus ihrem Sarg in Eichstätt tropfen soll.
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Textquellen:
- Jürgen Waldorf (Hrsg.), Die Pfarrkirche St. Peter in Merzig. Verlag Merziger Druckerei, 2005.
- Wikipedia-Artikel: Abtei_Wadgassen
Fotos: Ferdinand Luxenburger