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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Sebastian Hennig

Kennst du Theodor Fontane?

Vom jungen Apotheker über den Balladendichter und Journalisten wurde Fontane zum gefeierten Reiseberichtautor und späten Romancier. Das Buch begleitet den Autor auf seinem Weg und stellt gleichzeitig die Frage: Was können uns Fontanes Beobachtungen heute noch sagen?

Die Afrika–Kapelle auf dem Schaumberg

Die Afrika–Kapelle auf dem Schaumberg

Johannes Naumann

Gedächtnis an die Afrika-Veteranen des 2.Weltkriegs

 

Die Afrika-Kapelle auf dem Schaumberg
Die Afrika-Kapelle auf dem Schaumberg

Seit 1958 gehört die Afrika-Kapelle auf der Nordseite des Schaumberges zum Landschaftsbild unserer Heimat. Ungewöhnlich ist der siebeneckige Grundriss, der die sieben Schmerzen Mariens darstellen soll. Entwerfer dieses ungewöhnlichen Sakralbaues war der Tholeyer Mönch Bonifatius Köck, der vielfach künstlerisch tätig war. Sein bekanntestes Werk sind wohl die bunten Glasfenster der Tholeyer Pfarr- und Abteikirche.

Im Falle der Afrika-Kapelle plante Pater Bonifatius auch die besondere Architektur mit siebeneckigem Grundriss und den zeitgenössischen Innenraum. An jedem der sieben Ecken steht ein Pfeiler, der über das zeltartige Dach hinaus in die Höhe ragte. Diese Formgebung erinnert an eine Dornenkrone, dem Symbol für das Leiden Christi und der Menschen. Außerdem erinnern die turmartigen Pfeiler in Verbindung mit den geschlossenen Mauerflächen an die biblische Idee der „Stadt auf dem Berg". Auch die Sieben Schmerzen Mariens werden durch diese Architektur versinnbildlicht. Letzteres war der Abtei wegen des Marienpatroziniums besonders wichtig, da von Anfang an die Kapelle auch zum Rosenkranzgebet bestimmt war. Unter den sieben Schmerzen Mariens versteht man folgende Ereignisse aus der Heilsgeschichte: Darstellung Jesu im Tempel mit Weissagung Simeons, Flucht nach Ägypten vor dem Kindermörder Herodes, Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel, Begegnung zwischen Jesus und seiner Mutter am Kreuzweg, Kreuzigung und Sterben Christi, Kreuzabnahme und Übergabe des Leichnams an Maria (Beweinung Christi) sowie die Grablegung Jesu.

Pieta aus Ram-Ram
Pieta aus Ram-Ram

Wie kam es nun zur Errichtung dieser Kapelle?

Pater Willibrord Hauck war ursprünglich Mönch der Abtei St. Matthias in Trier. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Feldgeistlicher zur Wehrmacht eingezogen. Zusammen mit tausenden deutscher Soldaten landete er nach dem Sieg der Alliierten in Nordafrika in der Kriegsgefangenschaft. Mit etwa 4000 Schicksalsgefährden kam er in das Gefangenenlager Ram-Ram in Französisch-Marokko. Die Lage im Atlasgebirge macht die Gefangenschaft unter widrigen Bedingungen sehr hart für die Betroffenen. Viele fanden Trost und Hoffnung im Glauben. Pater Willibrord mühte sich um das Seelenheil der oft durch Kriegserlebnisse traumatisierten Soldaten. Es entstand in Ram-Ram eine sehr einfache Lagerkapelle, die von den Gefangenen im Rahmen ihrer Möglichkeiten geschmückt wurde.

Bisher unbekannt war der Name des Schöpfers besagter Pieta. Es handelt sich hierbei um den Österreicher Eduard Föderl (1909-1974). Föderl war ein Schüler von Anton Hanak an der Kunstgewerbeschule in Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Föderl als Restaurator für das Bundesdenkmalamt in Wien tätig.

Mit der Aufhebung des Lagers und der Heimkehr der letzten Gefangenen wurde der Entschluss gefasst, die Pieta welche einst die Lagerkirche schmückte, mit nach Deutschland zu nehmen. Ursprünglich sollte aus Dankbarkeit eine Kapelle in Westphalen entstehen. Dieses Projekt zerschlug sich und das Gelöbnis einer Reihe von Kriegsteilnehmern blieb lange Jahre unerfüllt. Pater Hauck kehrte in sein Trierer Kloster zurück und siedelte 1950 mit dem Großteil des Konventes nach Tholey über. Im damals nach Autonomie strebenden Saarland war kein Platz für Reservistenerinnerungen aus dem verlorenen Weltkrieg. Erst nach der Saarabstimmung von 1955 und der politischen Vereinigung mit der jungen Bundesrepublik Deutschland war eine Gedächtniskapelle der Afrika-Veteranen politisch an der Saar möglich. Der Bau der Kapelle wurde 1957 begonnen und am 14. September 1958 wurde sie durch Abt Dr. Petrus Borne feierlich geweiht.

Die Afrika-Kapelle im Urzustand der Erbauungszeit
Die Afrika-Kapelle im Urzustand der Erbauungszeit

Nach einer Sanierung in den 1980er Jahren stand nun eine umfassendere Sanierung des Stahlbetons an. Das raue Klima hatte dem Sakralbau zugesetzt und der Diebstahl von kupfernen Fallrohren gab den Anstoß zu Grundsanierung der Kapelle. Die Benediktinerabtei St. Mauritius konnte diese etwa 30.000 Euro teure Maßnahme dank des Verkaufes von Anteilen an der Schaumbergturm GmbH und von Spenden realisieren. Insbesondere der Traditionsverband des Afrikakorps und einzelne Veteranen trugen hierzu bei.

Am 25. September 2010 konnte die renovierte Kapelle im Rahmen eines Gottesdienstes wieder der Öffentlichkeit übergeben werden. Viele Besucher von nah und fern suchen diesen Ort des Gebetes auf. Die regelmäßig stattfindenden Rosenkranzgebete unter Leitung von Mönchen der Abtei St. Mauritius entsprechen in ihrer eigenen Religiosität dem Charakter der Kapelle und ihres Standortes.

 

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Fotos: Johannes Naumann

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