Das Castellum Sarrabrucca wurde im Jahr 999 erstmals urkundlich erwähnt. Im Lauf ihrer Geschichte wurde die Burg mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Im Mittelalter wurde sie mit Bollwerken, Zugbrücke und Gräben versehen. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich die Burg allmählich zum Schloss. Die Merian-Abbildung aus dieser Zeit (rechts im Bild) zeigt eine vierflügelige Schlossanlage mit Wehrmauern und -türmen.
Im 18. Jahrhundert beauftragte Fürst Wilhelm Heinrich den Architekten Friedrich Joachim Stengel mit einer umfassenden städtebaulichen Planung, in die auch das Schloss einbezogen wurde. Die alte Wehranlage wurde aufgegeben zu Gunsten einer großzügigen Gestaltung mit Höfen, Gärten und Plätzen unter Einbezug von Einzelbauten und Sichtachsen. 1748 wurde das neue Barockschloss fertiggestellt. Fast 50 Jahre diente es nun als Residenz der Fürstenfamilie und als repräsentative Verwaltung. Aber schon 1793 während der Französischen Revolution wurde der Nordflügel durch Brand zerstört.
Ab 1810 erfolgte unter Baumeister Johann Adam Knipper der Wiederaufbau in klassizistischem Stil, wobei der Stengelsche Mittelbau abgerissen wurde und somit ein freier Durchgang entstand. 1872 erteilte der Industrielle Karl Ferdinand Stumm dem Architekten Hugo Dihm den Auftrag für einen neuen Mittelbau, der im Stil der damals beliebten Neorenaissance ausgeführt wurde.
Nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde das Saarbrücker Schloss in den Jahren 1982 bis 19989 grundlegend saniert. Dabei wurde der Mittelbau nach einem Entwurf des Architekten Gottfried Böhm als moderner Stahlskelettbau mit viel Glas realisiert und in den restaurierten Schlossbau integriert.
Heute dient das Saarbrücker Schloss als Verwaltungssitz des Regionalverbands Saarbrücken. Vom Schlossgarten aus erschließt sich dem Besucher ein großartiger Blick über die Schlossmauer hinweg auf die Saar und auf St. Johann.
Teile der unterirdischen alten Burganlage aus dem Mittelalter und dem 17. Jahrhundert sind im Zuge der Sanierungen freigelegt worden und können nach umfangreichen Ausgrabungen in den Jahren 2003 bis 2007 nun besichtigt werden. Der Eingang zu den Kasematten befindet sich im Neubau des Historischen Museums nahe beim Schloss.
Recht unauffällige Schilder an den Schlossflügeln weisen auf den „Platz des Unsichtbaren Mahnmals" hin. Das Mahnmal besteht aus den dunklen Pflastersteinen, die in der Mitte des Schlossplatzes zum Schloss führen. Zurückgehend auf ein Konzept von Kunstprofessor Jochen Gerz und einigen seiner Kunststudenten, wurden in insgesamt 2146 Pflastersteine die Namen jüdischer Friedhöfe, die bis zum Jahr 1933 auf deutschem Boden bestanden hatten, eingefräst und die Steine dann mit den Namen nach unten in den Boden eingelassen. Der Stadtverbandstag hatte die Anfang der 1990er Jahre zunächst heimlich ausgeführte Idee aufgegriffen und 1993 wurde das Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben. Das unsichtbare Denkmal unter den Füßen des Besuchers auf dem Schlossplatz soll auch die Verdrängung der Geschichte symbolisieren.
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Bildnachweise:
- Gemälde Saarbrücker Schloss, unbekannter Künstler, gemalt nach 1760, Öl auf Leinwand. Das Original befindet sich im Besitz des Saarland Museum Saarbrücken.
- Foto Saarbrücker Schloss bei Nacht: Manfred Riehs, Saarbrücken.
- Foto Saarbrücker Schloss (Vorschaubild) + Foto "Platz des Unsichtbaren Mahnmals" + Panoramafoto Saarbrücker Schloss: Rita Dadder..