Seine Familie stammte aus Westfalen und wanderte um 1730 in die saarländische Grenzregion ein, als ein Johann Gottfried Röchling (1703-1780) eine Anstellung als hoher Beamter bei der fürstlichen Verwaltung Nassau-Saarbrücken erhielt. Als Leiter der Rentkammer verwaltete er das Eisenwerk Schönau und das Stahlhammerwerk Contwig in der Pfalz und kam somit erstmals mit dem Gewerbe in Berührung, das später für den Reichtum seiner Urenkel sorgen sollte.
Sein Sohn Pfarrer Johann-Friedrich (1763-1814) galt später als Stammvater der Röchlings. Der Vater von Carl, der Arzt Christian Röchling (1772-1855), stammte in direkter Linie von Johann-Friedrich ab, der als Pfarrer in Saarbrücken arbeitete. Christian Röchling hatte vier Söhne, die alle zum Erfolg des Industrieunternehmens beitrugen, Theodor, Ernst, Carl und Fritz. Sie erbten zusammen mit dem Sohn der ältesten Schwester Maria-Carolina, Johann Carl Schmidtborn, das Unternehmen ihres Onkels Friedrich Ludwig (1774-1836), der einen Kohlenhandel in Saarbrücken betrieb. Die vier Brüder erhielten eine solide Ausbildung, jeder in einem anderen Handelshaus im Ausland.
Carl besuchte von 1837 bis 1844 das Saarbrücker Ludwigsgymnasium und absolvierte anschließend ein Jahr lang eine kaufmännische Lehre in der Farbwarenfirma Karcher & Westermann in Metz. Danach folgte ein Jahr Militärdienst beim 9. Husarenregiment in Saarbrücken. Von 1846 bis 1848 setzte er seine Ausbildung fort bei Speditionen in Rotterdam und Le Havre. Zurück in Saarbrücken wurde er Teilhaber des Kohlen- und Bankgeschäfts C. Schmidtborn in Saarbrücken, das sich seit 1861 Schmidtborn & Gebr. Röchling nannte. Daraus entstand 1872 die Firma Gebr. Röchling. Die Brüder teilten sich die Arbeit. Ernst betreute das 1849 in Ludwigshafen gegründete Handelshaus, heiratete dort und fand seinen Lebensmittelpunkt im Mannheimer Großbürgertum, in der Folge ein geographischer Nebenschwerpunkt des Unternehmens am Rhein.
Carl Röchling war ein begabter Techniker, Organisator und Kaufmann, eine seltene Verbindung und beste Voraussetzung für eine Karriere. Er war der Macher unter den Brüdern und stand 25 Jahre lang unangefochten an der Spitze der Unternehmen. Schon früh dachte er daran, vom Handel in die Produktion umzusteigen.
1852 gründete Carl die Koksofenanlage in Altenwald und errichtete um 1855 gemeinsam mit der Firma Hardy die Hochofenanlage in Pont-à-Mousson. 1860 kam die Gasfabrik in Saargemünd hinzu.
1877 wurde die Ludwigshafener Firma umbenannt in Fa. Röchling & Klingenburg. Weitere Standorte entstanden in Duisburg, Basel, Middlesborough , Glasgow und Mailand.
1881 wurde von den Gebrüdern Röchling die stillgelegte Völklinger Eisenhütte gekauft. Das Völklinger Eisenwerk Gebr. Röchling OHG wurde gegründet. Die Werksleitung übernahm Carl Röchling.
Der größte Hochofen an der Saar wurde in Völklingen bereits zwei Jahre später in Betrieb genommen, 1886 begann man mit der Erzeugung von Koks. Erzfelder wurden in Algringen hinzugekauft.
Im Jahr 1885 gründete Carl Röchling eine Pensionskasse für die Arbeiter und zeigt damit seine soziale Verantwortung. 1887 folgte eine Pensionskasse für Beamte und Angestellte. 1904 wurde eine Arbeitergenossenschaft gegründet.
1886 wurde Carl in die Handelskammer des Saarbezirks gewählt, wo es zu Konflikten mit Carl Ferdinand von Stumm kam.
1896 erfolgte die Umwandlung in „Röchling'sche Eisen- und Stahlwerke gmbH".
1897 wurde eine Kokerei auf dem Werksgelände in Betrieb genommen, um den notwendigen Hochofenkoks selbst herstellen zu können.
Weitere Stationen auf seinem Weg zum Großindustriellen waren die Errichtung des Thomas-Stahlwerkes 1890 und die Gründung der Carlshütte bei Diedenhofen (Thionville) 1898, wo Roheisen erzeugt wurde.
1900 errichtete man den ersten Teil der Gasgebläsehalle. 1907-1908 folgte der Röchling-Rodenhauser Drehstromofen, der den Beginn der Elektrostahlproduktion in Völklingen markierte. 1909-1910 wurde ein Edelstahlwalzwerk gebaut.
Carl Röchling hatte aber auch neben all seinen Aktivitäten ein Privatleben. 1857 heiratete er Alwine Vopelius (1837-1918). Sie hatten zusammen 14 Kinder. Eines von ihnen, Hermann Röchling (1872-1955), wird später die Geschäfte seines Vaters weiterführen.
Baumeister Rahfeld errichtete für Carl Röchling eine Villa im neugotischen Stil in Saarbrücken am Triller. Der Umzug erfolgte 1898. In der gleichzeitig errichteten Grabkapelle sind bis heute neben Carl 22 weitere Familienmitglieder beigesetzt worden.
Das Haus selbst existiert heute nicht mehr. Wirtschaftsgebäude und Grabkapelle sind noch vorhanden und stehen unter Denkmalschutz. 1964 wurde die Gruft geschlossen, 1993 die Kapelle saniert.
Oft ist auch die Rede von einer Villa Röchling, die heute Villa Europa heißt. Dabei handelt es sich aber um ein anderes Gebäude, dass der Bankier Eduard Röchling 1913 errichten ließ. Auch dieses Gebäude steht heute samt seinem Park unter Denkmalschutz.
*****
Bildquellen:
- Vorschaubild: http://www.saarland-biografien.de/Roechling-Karl
- Portrait oben rechts: http://www.voelklinger-huette.org/de/faszination-weltkulturerbe/die-unternehmerfamilie-roechling/
- ehemalige Villa Röchling am Triller entnommen: http://www.saarlandbilder.net/orte/saarbruecken/stadtrundgang/rundgang14g.htm; Quelle: Fritz Kloevekorn: Saarbrückens Vergangenheit im Bilde, 1934 (Reprint Würzburg 1976)