Zunächst ist es eine Legende, doch der historische Hintergrund ist durchaus zutreffend. Der römische Reichsbeamte Pontius Pilatus lebte und wirkte in den Jahren 26–36 n. Chr. als Präfekt („Landpfleger") in der Unruheprovinz Judäa. Er war es, der Jesus Christus zum Tod am Kreuz verurteilte.
Als einzige nichtgöttliche Person neben der Jesus-Mutter ist er im apostolischen Glaubensbekenntnis namentlich genannt. „Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben" heißt es da.
Historisch verbürgt ist, dass Pilatus später bei der kaiserlichen Verwaltung in Ungnade fiel. Wahrscheinlich waren finanzielle Unregelmäßigkeiten der Hauptgrund. Jedenfalls wurde er nach Rom zitiert, um sich dort zu rechtfertigen. Der Legende nach hat man ihn danach verbannt, einer Version zufolge in den Ort Pachten im Saarland, der zur Römerzeit Contiomagus hieß.
Zwar erheben weitere Ortschaften in Europa denselben Anspruch, doch für den heutigen Stadtteil von Dillingen spricht, dass selbst eine blühende Fantasie nicht ohne Grund darauf verfallen sein kann, einen so kleinen und unbekannten Ort als letztes Domizil des Verbannten zu nennen.
Bis in die heutige Zeit jedenfalls werden die Pachtener Bürger von einigen ihrer Nachbarn „Pilatus-Brüder" genannt.
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Bildnachweise:
- Vorschaubild: Jesus und Pilatus. (Ecce homo) Gemälde von Johann Heinrich Tischbein d. Älteren, 1778.
- Bild oben rechts: Jesus- Pilatus. Was ist Wahrheit? Russisches Gemälde aus dem 19. Jahrhundert.