Als Maria Magdalena Merten wurde sie am 10. Juli 1883 in Düppenweiler im Landkreis Merzig-Wadern geboren. Sie war das neunte Kind einer katholisch geprägten Bauernfamilie. Nach dem Besuch des Lehrerinnenseminars in Marienau bei Vallendar arbeitete sie als Volksschullehrerin in Oberthal (Kreis St. Wendel), Morscheid (Hunsrück) und Großrosseln (Warndt). Im Jahr 1908 trat sie in die Kongregation der Ursulinen vom Kalvarienberg in Ahrweiler ein. Hier nahm sie den Ordensnamen Blandina an, der von ihren Mitschwestern Blandine gerufen wurde. Von 1910 bis 1916 wirkte sie als Lehrerin und Erzieherin in den Schulen der Ursulinen in Saarbrücken und Trier. Ende 1916 erkrankte sie an Tuberkulose und musste ihre Tätigkeit aufgeben. Am 18. Mai 1918 starb sie mit nicht einmal 35 Jahren im Kloster St. Bantus in Trier.
Vor allem in den Monaten ihrer Krankheit muss Blandine ihre Umgebung mit ihrer Geduld, ihrem Glauben und ihrer Freundlichkeit tief beeindruckt haben. Schon bald nach ihrem Tod stand sie im Ruf der Heiligkeit. In den Berichten über sie heißt es, dass sie als Lehrerin streng aber gerecht und hilfsbereit gewesen sei. Das kann ich auch von vielen meiner früheren Lehrer sagen. Bei Blandine muss eine große charismatische Ausstrahlung hinzugekommen sein.
Selig bzw. heilig gesprochen werden nach römischem Kirchenrecht Märtyrer, d.h. Menschen, die für den Glauben ihr Leben geopfert haben; darüber hinaus Menschen, die entsprechend den Seligpreisungen der Bergpredigt ein besonders tugendhaftes Leben geführt haben. Hinzu kommen muss der „Ruf der Wundertätigkeit". Das heißt, dass der betreffenden Person ein Wunder, z.B. die medizinisch nicht erklärbare Heilung eines Schwerstkranken, zugesprochen werden kann. Beides hat die dafür zuständige römische Kommission für Blandine Merten anerkannt. Am Allerheiligenfest 1987 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 18. Mai.
Nicht weit von der saarländischen Grenze entfernt, im lothringischen Scy-Chazelles lebte ein Mann, für den in Rom ebenfalls ein Seligsprechungsprozess anhängig ist: Robert Schuman. Er war französischer Ministerpräsident und Außenminister und einer der „großen Europäer". In seinen hohen Ämtern war er vielen Versuchungen der Macht ausgesetzt. Sein Biograf Christian Pennera hat mir erzählt, dass er trotz intensiver Recherchen kein Beispiel dafür gefunden habe, dass sich Schuman irgendwann korrupt, machtgierig, unmoralisch oder skandalös verhalten habe. Er habe gelebt wie ein tugendhafter Mönch und Heiliger. Auch hier wird ein anerkanntes Wunder den letzten Beleg bringen müssen.
Im Raum Saar-Lor-Lux ist also noch mit Heiligen zu rechnen, die nicht aus Irland, Schottland oder anderen fernen Ländern, sondern aus der Region selbst stammen. Wer sie verehren will, darf an viel Gutes glauben.
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Fotos:
- Vorschaubild: Blandine Merten (gemeinfrei)
- Grab Blandine Merten Trier, Urheber L.Sieht, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons