Zu Martins Lebzeiten war Trier eine der Hauptstädte des Römerreichs und eine der führenden Bistumsstädte in der Frühzeit des Christentums. So hatte Martin dort öfter Angelegenheiten zu regeln. Für die Wegstrecke von Tours nach Trier benötigte ein Reiter viele Tage. Deshalb machte Martin unterwegs immer wieder Station und nahm seelsorgerische oder caritative Aufgaben wahr. So auch in einem Dorf im nordwestlichen Teil des heutigen Saarlands. Dort wirkte er so nachhaltig, dass die Bewohner ihren Ort als Martinsdorf bezeichneten, was dann im Laufe langer Jahre in - Tins- und Tünsdorf abgekürzt wurde.
Auch die örtliche Pfarrkirche wurde dem schon früh als Heiligen Verehrten geweiht und auf dem Platz vor der Kirche erinnert ein Denkmal daran, dass Martin für den armen Bettler seinen Mantel zerteilte.
Im unteren Teil des Dorfs befindet sich ein Brunnen, der ebenfalls nach dem Heiligen benannt wurde und nicht weit davon entfernt steht eine „Martinskapelle". Kapellen sind kleine Gotteshäuser, die der Einkehr, dem Gebet oder stillen Gedenken dienen. Oft stehen sie in freier Natur und sollen Bauern, Pilgern oder Wanderern auch Unterschlupf bei Regen, Sturm und Gewitter geben. Der Name Kapelle entstammt dem lateinischen „Capella" und bedeutet kleiner Mantel. Gemeint war damit ursprünglich genau das Teil, das Martin großherzig abgetrennt und einem Mitmenschen zum Schutz zur Verfügung gestellt hatte.
Die erste Kapelle, die errichtet wurde, diente als Aufbewahrungsort für den als Reliquie verehrten Mantel Martins und bis ins 7. Jahrhundert waren alle Kapellen ihm gewidmet. Erst danach wurden sie auch zu Ehren Marias oder anderer Heiliger geweiht.
St. Martins-Lied
1. St. Martin, St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
St. Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt ihn warm und gut.2. Im Schnee saß, im Schnee saß, im Schnee da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
O helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bitt're Frost mein Tod!3. St. Martin, St. Martin, St. Martin zieht die Zügel an,
sein Ross steht still beim armen Mann.
St. Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.4. St. Martin, St. Martin, St. Martin gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
St. Martin aber ritt in Eil'
hinweg mit seinem Mantelteil.
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Fotos: Florian Russi