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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Der Froschkönig", „Schneewittchen" oder „Rapunzel" sind Erwachsenen und Kindern auf der ganzen Welt bekannt. Wer aber weiß mehr über das Brüderpaar zu erzählen als dessen Märchen? Und wer weiß schon, dass die Grimms auch viele schaurige, schöne Sagen sammelten, eine umfangreiche deutsche Grammatik veröffentlichten oder an einem allumfassenden Deutschen Wörterbuch arbeiteten?


St. Martin in Tünsdorf

St. Martin in Tünsdorf

Florian Russi

Was ein kleiner Ort im Saarland einem großen Heiligen verdankt

St. Martin-Statue vor der Kirche in Tünsdorf
St. Martin-Statue vor der Kirche in Tünsdorf
„Ein Lichtermeer zu Martins Ehr" singen die Kinder und tragen stolz ihre Laternen vor sich her. Der 11. November ist der Namenstag von St. Martin, einem der weltweit populärsten Heiligen, der sowohl in der katholischen als auch der evangelischen, der orthodoxen und der anglikanischen Kirche verehrt wird. Martin wurde in Savaria in der römischen Provinz Pannonien im heutigen Ungarn geboren. Er lebte von 316/17 bis 397. Sein Vater war römischer Militärtribun und auch für den Sohn war eine Offizierslaufbahn vorgesehen. Doch Martin konvertierte zum christlichen Glauben, ließ sich taufen und entschied sich für den Priesterberuf. 372 wurde er Bischof von Tours, einer Stadt an der Loire. Er war sehr beliebt wegen seiner Hilfsbereitschaft und über seine Taten wurden wundersame Dinge berichtet. Symbolhaft für seine Mildtätigkeit ist die Geschichte, dass er an einem nackten und frierenden Bettler vorbeiritt, kurzerhand seinen Mantel mit dem Schwert in zwei Teile zerschnitt und einen davon dem armen Mann überreichte.
Die St. Martin-Kirche in Tünsdorf
Die St. Martin-Kirche in Tünsdorf

Zu Martins Lebzeiten war Trier eine der Hauptstädte des Römerreichs und eine der führenden Bistumsstädte in der Frühzeit des Christentums. So hatte Martin dort öfter Angelegenheiten zu regeln. Für die Wegstrecke von Tours nach Trier benötigte ein Reiter viele Tage. Deshalb machte Martin unterwegs immer wieder Station und nahm seelsorgerische oder caritative Aufgaben wahr. So auch in einem Dorf im nordwestlichen Teil des heutigen Saarlands. Dort wirkte er so nachhaltig, dass die Bewohner ihren Ort als Martinsdorf bezeichneten, was dann im Laufe langer Jahre in - Tins- und Tünsdorf abgekürzt wurde.

Auch die örtliche Pfarrkirche wurde dem schon früh als Heiligen Verehrten geweiht und auf dem Platz vor der Kirche erinnert ein Denkmal daran, dass Martin für den armen Bettler seinen Mantel zerteilte.

St. Martin-Brunnen in Tünsdorf
St. Martin-Brunnen in Tünsdorf

Im unteren Teil des Dorfs befindet sich ein Brunnen, der ebenfalls nach dem Heiligen benannt wurde und nicht weit davon entfernt steht eine „Martinskapelle". Kapellen sind kleine Gotteshäuser, die der Einkehr, dem Gebet oder stillen Gedenken dienen. Oft stehen sie in freier Natur und sollen Bauern, Pilgern oder Wanderern auch Unterschlupf bei Regen, Sturm und Gewitter geben. Der Name Kapelle entstammt dem lateinischen „Capella" und bedeutet kleiner Mantel. Gemeint war damit ursprünglich genau das Teil, das Martin großherzig abgetrennt und einem Mitmenschen zum Schutz zur Verfügung gestellt hatte.

Die erste Kapelle, die errichtet wurde, diente als Aufbewahrungsort für den als Reliquie verehrten Mantel Martins und bis ins 7. Jahrhundert waren alle Kapellen ihm gewidmet. Erst danach wurden sie auch zu Ehren Marias oder anderer Heiliger geweiht.

St.-Martins-Kapelle in Tünsdorf
St.-Martins-Kapelle in Tünsdorf
Die Römer sprachen vom „Genius Loci", dem Geist des Ortes, wenn sie dessen besondere Anziehungskraft bezeichnen wollten. So hat der sympathische Heilige auch in Tünsdorf wichtige Erinnerungen hinterlassen. Noch heute mag man ihn sich vorstellen, wie er mit wehendem ihm verbliebenem Mantelteil durch Tünsdorf reitet.

 

St. Martins-Lied

1. St. Martin, St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
St. Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt ihn warm und gut.

2. Im Schnee saß, im Schnee saß, im Schnee da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
O helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bitt're Frost mein Tod!

3. St. Martin, St. Martin, St. Martin zieht die Zügel an,
sein Ross steht still beim armen Mann.
St. Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.

4. St. Martin, St. Martin, St. Martin gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
St. Martin aber ritt in Eil'
hinweg mit seinem Mantelteil.

*****

Fotos: Florian Russi

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