Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Der Bettnässer

Russi thematisiert in seinem neuen, einfühlsamen Roman die gesellschaftlichen und psychischen Probleme eines Jungen, dessen Leben von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

Auch als E-Book 

Alexandre Louis Guillaume Jacomin de Malespine

Alexandre Louis Guillaume Jacomin de Malespine

Herbert Kihm

Erbauer des Alexanderturms auf dem Kahlenberg

Der Baron (*26.Juni 1821 in Zweibrücken, † 06.November 1883 in Breitfurt) war ein saarländisch-französischer Adliger, Gutsbesitzer und Schöngeist, der Erbauer des Alexanderturmes und ein Mäzen der katholischen Kirche. 1829 erwarben seine Eltern den Kahlenberger Hof und den Kirchheimer Hof bei Breitfurt (heute ein Stadtteil von Blieskastel). Das Gebiet des Saarlandes gehörte zu der Zeit zum Rheinkreis, der bekanntlich Teil des Königreiches Bayern war.

Er war der Sohn des aus dem südfranzösischen Buis-les-Baronnies stammenden Barons Benoit Auguste Alexandre Jacomin de Malespine (1774-1855) und dessen Gattin Maria Magdalena Antoinette Theodora geb. de Barthelmy (1785-1859), geboren zu Landau/Pfalz als Tochter des Jean-Baptiste Isaac de Barthelmy (1746-1817), Kommandant der französischen Militäradministration zu Hagenau und als Enkeltochter von Jean-Baptiste de Barthelmy (1714-1783), dem früheren Chef der französischen Militärverwaltung in Landau. Benoit Auguste Alexandre Jacomin de Malespine kam zur Zeit des französischen Besitzes der linken Rheinlande hierher. Zunächst napoleonischer Offizier, wirkte er später als Inspektor der staatlichen Domänen im Département Mont-Tonnere (Donnersberg). 

Ruine des Alexanderturms auf dem Kahlenberg
Ruine des Alexanderturms auf dem Kahlenberg

Den Kirchheimer Hof baute sich das Adelspaar zu seiner Residenz aus und vererbte ihn an den Sohn Alexandre Louis Guillaume. Dieser, ein ausgesprochener Ästet und Schöngeist, legte dort gepflegte Parkanlagen und Gärten an. Der Herrschaftssitz galt als „der schönste Hof zwischen Nahe und Vogesen".

„Über künstlich angelegte Wasserfälle rauschte der Ludenbach der Blies entgegen. Entlang des Laufes säumten hohe Bäume und auch exotische Ziersträucher die Ufer. Steinerne Bänke luden zum Verweilen ein, auch fanden sich ab und an Steintische am Wegesrand. Obst- und Gemüsegärten neben der Zuwegung präsentierten gepflegte Beete, die von der Gerade und vom Rechten Winkel bestimmten Pfade waren durch hohen Buchsbaum umfriedet. Im Zentrum dieses Nutzgartens fand sich ein Springbrunnen, in dessen Bassin Gold- und Silberkarpfen gehalten wurden. (......)Wildromantisch verschlungene Pfade mäanderten entlang fremdländischer Gewächse wie etwa Zypressen, aber auch heimischer Pflanzen wie farblich abgestimmt blühender Flieder. Malerisch unterbrochen waren die Säume von Blumenbeeten - Tulpen, Hyazinthen oder Narzissen standen im Frühling in der Blüte, zur Weihnachtszeit waren es Nieswurz oder Christrose, die ihre volle Pracht entfalteten. Ganz durchg&aumauml;ngig präsentierte sich diese Bepflanzung freilich nicht, hier und da unterbrachen Gehege, Zwinger das farbenfrohe Blütenband. Allerhand Raubtiere wie etwa Waschbären und sogar ein Wolf waren einige der Attraktionen für die Flaneure. Verwunschene Grotten oder lauschig-heimliche Pavillons fehlten daneben nicht. Auch ein Arboretum gab es - bereits vorhandene Baumriesen wie etwa eine monumentale, uralte Eiche wurden durch eine Vielfalt unterschiedlichster Laubbäume ergänzt, Maßholder, Rosskastanie, Silberlinde oder Ulme etwa, aber auch Eiben und fremdländische Koniferen sorgten für große Abwechslung in der Vegetation." (Martin Baus: „Schackmä" der Schöngeist vom Kirchheimer Hof, in: Pfälzischer Merkur, Zweibrücken, Ausgabe vom 20. September 2013; Onlineansicht des Artikels ).

Ein Relikt aus dieser Zeit ist vermutlich die sog. „Dicke Eiche", deren Alter auf über 250 Jahre geschätzt wird (Baumdenkmal des Saar-Pfalz-Kreises). Vielleicht genoss der Baron ja an warmen Sommertagen in ihrem Schatten die Ruhe und den herrlichen Ausblick?

Grabstein von Alexandre Louis Guillaume Jacomin de Mallespine auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof
Grabstein von Alexandre Louis Guillaume Jacomin de Mallespine auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof

Auf dem nahen Kahlenberg, der höchsten Erhebung des Bliesgaus, ließ er den nach ihm benannten Alexanderturm errichten (1939 von deutschen Pionieren gesprengt). Bei guten Sichtbedingungen konnte man von der Aussichtsplattform des Alexanderturms eine schöne Rundumsicht genießen: Der Blick reichte im Nordosten bis zum Donnersberg, im Osten zum Pfälzerwald und zur Haardt und im Südosten zu den Vogesen. An Tagen mit besonders klarer Luft soll man sogar das Straßburger Münster gesehen haben. Die Inschrift der Sandsteintafel über dem einstigen Turmeingang im Erdgeschoss erinnert an den Erbauer:

"Alexandersthurm"
Naturfreunden gewidmet von Baron Alexandre Jacomin de Malespine, Gutsbesitzer auf dem Kirchheimerhof."

Auch die Quelle auf dem Areal, nach der elsässischen Patronin Odilia benannt, ließ der Baron aufwendig sanieren und ausschmücken. Sie galt schon lange vorher als Wunder-und Heilquelle, speziell bei Augenleiden, Seitdem ihr Wasser jedoch zur Tränke des Hornviehs umgeleitet wurde, ist die Quelle ausgetrocknet.

Der leutselige Baron - von der Landbevölkerung in Verballhornung des Namens „Jacomin"- einfach „de Schakmä" gennant - lebte vom Ertrag seiner großen Landgüter. Er starb ohne direkte Nachfahren im November1893 auf dem Kirchheimer Hof.

In seinem Testament vermachte er der katholischen Kirche, d.h. konkret dem Bistum Speyer, 10.000 Mark und den Kahlenberger Hof mit der Vorgabe, damit in Bliesdalheim eine katholische Pfarrei zu gründen, damit die Bewohner nicht mehr den beschwerlichen Weg über den Berg nach Walsheim gehen mussten. In der (im Dialekt: „Dahlumer") Kirche des St. Wendelinus befindet sich deshalb eine Denkinschrift für Baron Alexandre Louis Guillaume Jacomin de Malespin. Seine Grabstätte, das Familiengrab mit dem französisch beschrifteten Wappen, befindet sich auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof.

 

 

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Bildquellen:
- Vorschaubild: Baron Alexandre Louis Guillaume Jacomin de Malespine (1821-1893), deutsch-französischer Adliger und Gutsbesitzer, aus Zweibrücken. (zeitgenössiche Fotografie, um 1890). Quelle: www.bliesdalheim.de
- Ruine des Alexanderturmes auf dem Kahlenberg. Fotograf:Mstp77, CC-BY-SA 3.0, via wikimedia commons
- Grabstein von Alexandre Louis Guillaume Jacomine de Mallespine (1821-1893) auf dem Hauptfriedhof in Zweibrücken. Fotograf: Altera levatur, CC0 1.0, (Verzicht auf Copyright).

 

 

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