Wie St. Wendelinus, St. Oranna oder Arnulf von Metz (St. Arnual) gehört St. Lutwin, lat. Lutwinus, auch Liutwin, Ludwin, Ludowinus oder Leodewin genannt, zu den großen Heiligen, die im Gebiet des heutigen Saarlands gelebt und gewirkt und bis heute ihre Spuren hinterlassen haben. Lutwin lebte im 7. und 8. Jahrhundert. Er war ein fränkischer Adliger aus dem Geschlecht der Widonen. Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, gestorben ist er im Jahr 717 in Reims. Dort wurde er zunächst auch bestattet.
Lutwin war gleichzeitig Bischof von Trier, Reims und Laon (Picardie), also ein mächtiger Kirchenfürst. Er hatte sich zunächst für eine weltliche Laufbahn entschieden, geheiratet und Kinder bekommen. Sein Sohn Milo wurde später sein Nachfolger als Bischof von Reims und Trier. Der befand, dass die sterblichen Überreste seines Vaters in Trier beigesetzt werden sollten, wo Lutwin hauptsächlich gelebt und gewirkt hatte.
Nach einer Legende, die an die Grablegung des Heiligen Wendelinus erinnert, war es nicht möglich, Lutwin in Trier zu beerdigen, weswegen man es ihm selbst überlassen wollte, seine Begräbnisstätte zu bestimmen.
Man verbrachte seinen Sarg auf ein Schiff, das von unsichtbarer Kraft getrieben, sich mosel- und saaraufwärts bewegte und in Mettlach anlandete. Im selben Moment begannen dort die Kirchenglocken zu läuten. So wurde deutlich, dass Lutwinus in Mettlach seine letzte Ruhe finden wollte. Also bestattete man seinen Leichnam in der Marienkirche des dortigen Benediktinerklosters.
Um 990 wurde die Marienkirche durch einen achteckigen Neubau ersetzt, der heute als „der Alte Turm in Mettlach" bekannt ist und als der älteste Sakralbau und zugleich das älteste Bauwerk überhaupt im Saarland gilt. Diese Grabstätte wurde zum Ziel vieler Pilger und man berichtete von zahlreichen Wundertaten des Heiligen. Lutwinus wurde zum Stammheiligen von Mettlach und blieb es bis heute.
Nach der Französischen Revolution (1789) fielen die Gebäude des Mettlacher Klosters ins Eigentum der Industriellenfamilie Boch. Sie ließ die baufällig gewordene Klosterkirche abreißen und die Lutwinuskirche errichten, deren Türme bis heute die Mettlacher Innenstadt überragen. In dieser Kirche fanden die Gebeine Lutwins ihren wohl endgültigen Ruheplatz.
Was aber hat Lutwin so eng mit Mettlach verbunden? Als junger Mann soll er der Legende nach in der Gegend der Saarschleife zur Jagd gegangen sein und auf einer Lichtung gerastet haben. Dabei schlief er ein, die Sonne schien ihm ins Gesicht und hätte ihm gesundheitlichen Schaden zugefügt, wenn nicht vom Himmel ein Adler aufgetaucht, über dem Schlafenden in der Luft stehen geblieben wäre und ihn so vor den Sonnenstrahlen geschützt hätte. Als Lutwinus aufwachte und von dem Ereignis erfuhr, deutete er dies als einen Fingerzeig Gottes. An der Stätte, an der er gerastet hatte, ließ er daraufhin eine Kapelle errichten, die er dem Heiligen Dionysius, dem ersten Bischof von Paris und christlichem Märtyrer weihte.
Aus dieser Kapelle entwickelte sich später ein christliches Missionszentrum und die heutige Pfarrkirche von St. Gangolf. Um 690 gründete Lutwin dann auch das Kloster in Mettlach, jenen Ort, an den es ihn nach seinem Tod wieder zurückzog und wo heute weltweit begehrte Fayencen hergestellt werden.
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Literatur:
Andreas Heinz: Heilige im Saarland. 2. Aufl., Saarbrücker Druckerei und Verlag 1991. ISBN 3-925036-44-X
Fotos: Rita Dadder