Für Helga Hoffmann war die Sportschule vor den Toren ihrer Heimatstadt Saarbrücken das Tor in eine neue und größere Welt des Sportes. Sie war 17 und hatte Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre ihre sportlichen Neigungen mehr oder weniger in einem eigenen Übungskonzept gebündelt. Dabei steht der Alt-Saarbrücker Straßenname „Am Ordensgut" an vorderer Position. Hier war sie daheim. Hier hat sie mit der ebenfalls erfolgreichen Klubkameradin Liesel Jakobi (beide ATSV Saarbrücken) ihre ersten Lauf-Versuche gemacht. Neunjährig übten sie hier auf der 100-Meter-Distanz. Hinzu kam der Kurs rund um die Häuserblocks - das waren 250 Meter. So arrangierte Helga Hoffmann mit Mädchen und Jungen vom „Ordensgut" schon in diesem Alter eigene Sportfeste. Mit der Hacke buddelten sie sich Sprunggruben, eine rostige Eisenkugel diente zum Kugelstoßen. Ende der 40er Jahre beteiligte sie sich an einem Staffellauf in Saarbrücken. „Der führte über die Notbrücke, wo heute das Finanzamt ist." Sie erinnert sich deshalb an diesen Tag, „weil ich arge Probleme mit meiner Sportkleidung hatte".
Diesen bescheidenen Ursprüngen der Nachkriegszeit folgten kleine Schritte hin zu besseren Leichtathletik-Strukturen. Vor einem halben Jahrhundert war denn auch für diese Wettkampf-Sparte die Bühne der Sportschule verfügbar. Anreise mit dem Linienbus. Der 20. April 1955 war ein Mittwoch. Dieses Datum und andere Details aus der Frühzeit des gut organisierten Trainings hat Helga Bühler-Hoffmann in ihrem Lebacher Heim im privaten Archiv gespeichert. Das erste Training im Stadtwald war auf der Laufbahn im Freien. „Eine sehr gut gepflegte und feste Aschenbahn, das war komfortabel für damalige Verhältnisse", schwärmt sie beim Gedanken an den Übergang in das bessere Übungszeitalter. Nach dem Olympia-Auftritt der Saarmannschaft 1952 in Helsinki hatten die Sportpolitiker des Landes auch Melbourne 1956 autonom im Visier. Diese Pläne wurden vom Ergebnis des Referendums im Oktober 1955 durchkreuzt. Helga Hoffmann startete dennoch bei den olympischen Spielen in Australien. Für Deutschland. Sie wurde Zehnte im Weitsprung, 1960 in Rom Sechste, 1964 in Tokio Sechste im Fünfkampf und Achte im Weitsprung. 1972 bei den Spielen in München war die Saarbrückerin Betreuerin der bundesdeutschen Frauenmannschaft aller Wettkampfarten. Zweimal ist sie auf Bundesebene zur &bdbdquo;Sportlerin des Jahres" gekürt worden, zweimal ist sie mit EM-Bronze heimgekehrt.
Weitere Hoffmann-Erinnerungen an die Frühzeit der Sportschule: „Im März 1956 nahm ich dort zum ersten Mal an einem Wochenendlehrgang des Leichtathletikbundes teil." In der Spielhalle, der Turnhalle und in der kleinen Halle für Kraftsportler und Ringer habe es so gut wie keine Trainingszeiten für die Leichtathleten gegeben. „Wir konnten uns aber im schönen Waldgelände und auf dem Sportplatz tummeln, während man am Abend die technischen Möglichkeiten nutzen, sogenannte Ringfilme anschauen, und die Bewegungsabläufe von Spitzenathleten studieren konnte." Im Sommer-Halbjahr 1957 habe jeden Donnerstag ein SLB-Training auf dem Sportschulen-Lehrplan gestanden. Helga Hoffmann: „Nach dem oft strapaziösen Wintertraining, zeitweilig auf Asphalt unter Straßenlaternen, war ich glücklich, auf dem weichen Rasen die Fußgelenke schonen zu können. Ja, bescheiden mußten die Athleten der 50er Jahre schon sein..." Die sympathische Sportlerin, die zwischen 1957 und 1966 insgesamt 14 deutsche Titel gewonnen hat (Weitsprung sechs im Freien, fünf in der Halle; 1 im Fünfkampf), zieht den Vergleich zur modernen Gegenwart: „Erst Jahrzehnte später hatten die Leichtathleten mit der Trainingshalle auch im Winter ideale Voraussetzungen an Sportschule. Die neue moderne Halle ist eine weitere große Steigerung. Da geht auch uns älteren Sportlern das Herz auf, wenn man diese großzügige Halle betritt ..."