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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Magisches Lesevergnügen bietet Ingrid Annels Jugendroman, der den Leser auf eine Zeitreise ins Mittelalter führt.

 

Elisabeth von Lothringen

Elisabeth von Lothringen

Herbert Kihm

Gräfin von Nassau-Saarbrücken

* um 1395 in Lothringen; † 17. Januar 1456 in Saarbrücken

Im Jahr 1395 wird Elisabeth an der Wiege prophezeit, sie werde den schönen Künsten dienen und in die lebensbedrohenden Wirren um die Nachfolge auf dem französischen Königsthron eingreifen.

Elisabeth von Lothringen, Gräfin zu Nassau und Saarbrücken (1397-1456) gilt als die erste deutsche Unterhaltungsschriftstellerin, die französische Versepen (Chanson de geste), die der Vortragende in einer Art Sprechgesang frei rezitierte, ins Deutsche übersetzt und schriftstellerisch gestaltet hat. Die „Historie von Herzog Herpin", die „Königin Sibille" (Sibille - Das Buch von Konig Karl von Frankrich und siner Husfrouen Sibillen, die umb eins Getwerch willen verjaget wart), der „Loher und Maller"(Original verloren gegangen) und der „Huge Scheppel"( Ein lieplichs lesen vnd ein warhafftige Hystorij wie einer der da hieß Hug schäpler vnd wz metzgers gschlecht ein gewaltiger küng zu Franckrich ward) bilden das wichtigste Bindeglied zwischen der Epik des Mittelalters, die auf Paarreimen basierte und dem frühneuzeitlichen Prosaroman. Sie werden von der Forschung als die frühesten deutschen, großepischen Prosatexte mit weltlicher Thematik betrachtet.

Vita:

Elisabeth war die Tochter Friedrichs von Lothringen (1368-1415) und Margaretes von Vaudémont und Joinville (ca. 1354-1418). 1412 wurde sie die zweite Gemahlin von Graf Philipp I. von Nassau-Saarbrücken (1368-1429). Nach dessen Tod im Jahr 1429 übernahm sie bis 1438 die Regentschaft für ihre unmündigen Söhne Philipp II. (1418-1492) und Johann über das Nassau-Saarbrücker Territorium, das Gebiete an der Saar, der Blies, in Lothringen, in der heutigen Pfalz und in Hessen umfasste. Ihr gelang es, in den damaligen wirren Zeiten ihr Reich zusammenzuhalten und Streitigkeiten mit den umliegenden Herrschern zu vermeiden. Unter ihrer Regentschaft entwickelte sich Saarbrücken zu einer Residenzstadt.

Elisabeth starb am 17. Januar 1456. Sie wählte St. Arnual (Saarbrücken) als ihre letzte Ruhestätte. Ihr Grabmal befindet sich in der dortigen Stiftskirche, die in der Folge 200 Jahre lang zur Erbgrablege des Hauses Nassau-Saarbrücken wurde.

Noch zu ihren Lebzeiten hatte Elisabeth ihre Erbfolge geregelt. 1439 teilte sie ihre Besitztümer unter ihren beiden Söhnen auf: ein rechtsrheinisches Gebiet sprach sie ihrem älteren Sohn Philipp, dem Grafen von Nassau-Weilburg, zu, den linksrheinischen Bereich vergab sie an ihren jüngeren Sohn Johann Graf von Nassau-Saarbrücken. Dieser hatte wohl einen persönlichen Bezug zur literarischen Tätigkeit seiner Mutter. So ließ er prächtig ausgestattete Handschriften von Ritterromanen, die Elisabeth übersetzt hatte, anfertigen. Handschriften-Exemplare und frühe Drucke befinden sich in der Herzog August Bibliothek (Wolfenbüttel) und der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.

Exemplarisch sei hier der Inhalt zweier Werke Elisabeths angeführt:

Sibille

In der Geschichte von Königin Sibille wird diese von ihrem Gemahl, Karl dem Großen, wegen eines angeblichen Ehebruchs zum Tod verurteilt und nach Fürsprache des Adels dann verbannt. Es folgt eine lange Irrfahrt mit ungeheuren Gefahren, bei denen sie von einem Bauern und einem reumütigen Dieb beschützt wird. Schließlich sieht der König seinen Fehler ein und nimmt die Königin und ihren in der Verbannung geborenen Sohn Ludwig wieder auf.

Eine Ausgabe des Werkes ist dreisprachig (deutsch, französisch, luxemburgisch) im Verlag Bücher bauen Brücken, Saarbrücken (1. Auflage 2007, Euro 35, 3 Bände im Schuber, ISBN 978-3-9809584-4-8) erschienen.

Huge Scheppel

Huge Scheppel, auch Hug Schapler wurde von Elisabeth um 1437 fertig gestellt. Der spätmittelalterliche Ritterroman enthält die sagenhafte Geschichte Hugo Capets (französisch Hugues Capet; * 940 oder 941; † 24. Oktober 996 in Les Juifs bei Chartres). Er war König von Frankreich von 987 bis 996 und Gründer der Kapetingerdynastie. Die Kapetinger stellen heute das älteste noch im direkten Mannesstamm existierende Herrschergeschlecht des europäischen Hochadels und damit zugleich die älteste noch blühende Familie Europas dar, vertreten durch die Häuser Bourbon, Orléans und Braganza. Im Verlauf seiner über tausendjährigen Geschichte stellte es neben den Königen Frankreichs eine große Anzahl von Monarchen verschiedenster bereits erloschener und noch bestehender Monarchien. Aktuell regierende Monarchen kapetingischer Abstammung sind König Felipe VI. von Spanien und Großherzog Henri von Luxemburg.

Huge Scheppel tritt als Nachkomme eines Metzgers in dem Roman auf und erwirbt schließlich durch Tapferkeit den Königsthron.

Elisabeths Übersetzung erschien im Jahre 1500 erstmals in Straßburg im Druck. Die letzte Bearbeitung der Ausgabe erschien 1794 in Nürnberg unter dem Titel "Von dem streitbaren Helden Hugo Capet".

 

Würdigung

Elisabeth ist selbst mit unseren Maßstäben gemessen sicherlich als moderne, emanzipierte Frau zu bezeichnen. Als Schriftstellerin gilt Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken, heute als Wegbereiterin der kulturellen Öffnung über Grenzen hinaus und somit als Wegbereiterin Europas. Ihr europäisches Denken und Schaffen hat somit Geltung und Vorbildfunktion bis in unsere Zeit.

 

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Fotos "Elisabeth von Lothringen auf ihrer Tumba in der Stiftskirche St. Arnual": Rita Dadder

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