Der Maler und Zeichner Hans Dahlem wurde am 29. Juli 1928 in Blieskastel geboren und starb am 22. Juli 2006 in Saarbrücken.
Ich erinnere mich noch sehr gut, ihn als Jugendlicher im „Gasthaus Schwalb“ gesehen und gehört zu haben, wenn er, in „feucht-fröhlicher“ Runde, mit seinen Künstlerfreunden, darunter dem dichtenden Gastwirt Theo Schwalb und dem Schriftsteller Ludwig Harig, am runden Tisch des Nebenzimmers der großen Gaststube diskutierte, umwölkt von blauem Tabaksrauch.
Hans Dahlem gehörte zu den ersten Schülern der „Schule für Kunst und Handwerk“, die im November 1946 den Lehrbetrieb in Saarbrücken aufnahm. Er studiert bei Boris Kleint und hatte auch im späteren Leben noch intensiven Kontakt mit Karl Kunz, einem Surrealisten, der ebenfalls an der Schule lehrte.
Prägender wirkte aber sicher ein Stipendium in Paris. Dahlem studierte dort bei Picard le Dou und Edouard Goerg an der "Académie de la Grande Chaumière" und bei Brianchon an der "École des Beaux Arts". Mehrere Jahre lebt und arbeitet er in Paris, wobei er sich am Kubismus orientierte, der in Paris sehr präsent in dieser Zeit war.
1954 wird Hans Dahlem in den Saarländischen Künstlerbund aufgenommen. Er hospitiert bei einer Ausstellung der Darmstädter Sezession und stellt zusammen mit Fritz Zolnhofer, Max Mertz, Oskar Holweck, Wolfram Huschens und Jean Schuler („Sechs Saarländer in Paris“) aus.
Das Jahr 1963 bildet einen Markstein im Künstlerleben Hans Dahlems;
es bringt eine von nun an immer stärkere Ausprägung in seine Werke.
Dahlem lernt nämlich den Gedichtband "Taschenkosmogonie" des
surrealistischen, französischen Lyrikers Raymond Queneau (1903-1976)
kennen. "Kosmogonie" wird zum unendlich variierten Bildthema bei Hans
Dahlem. Es dominieren von jetzt an die graphischen Mittel ‒ Linien,
Punkte, Strichelungen, die auch in den Gemälden die Farbe in den
Hintergrund drängen.
Die Orientierung an der Literatur ist evident und die langjährige Freundschaft Dahlems mit dem kürzlich verstorbenen Schriftsteller Ludwig Harig ist sicherlich kein Zufall: Worttüftler und Linientüftler haben bekanntlich eine intensive Verständigungsebene.
Liebe Leserin, lieber Leser, lassen sie mich noch einmal zum Beginn des Artikels zurückkommen. Werke Hans Dahlems befinden/befanden sich in Blieskastel auch im öffentlichen Raum, so an der Wand der Bliesgaufesthalle und im Entree der Orangerie, in der dem Künstler 2018 eine Retrospektive gewidmet wurde.
Auch ich habe aus der Zeit, als ich noch in Blieskastel lebte, zwei Bücher des Heimatdichters Theo Schwalb im Besitz, die Hans Dahlem mit Zeichnungen bekannter Blieskasteler Motive ausgeschmückt hat.
Zum Schluss eine köstliche Anekdote, die mir der Fredi Brabänder, der Besitzer des Bildes „Metz“ erzählte:
„Dahlem und mein Bruder Karlheinz hatten (ich glaube beim Dollar*) dem Alkohol zugesprochen und mein Bruder hat ihn danach heimgefahren, nach Saarbrücken. Dahlem schenkte ihm als Dank das Bild. Auf der Heimfahrt kam Karlheinz in eine Polizeikontrolle und der Führerschein war weg!“
*(„De Dollar“ war ein legendärer Wirt einer sehr beliebten Gaststätte in Blieskastel).
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Bildquellen:
alle Bilder: Fredi Brabänder
Textquellen:
Michael Jähne, In: Kunstpreis der Stadt Saarbrücken an Hans Dahlem. In: Saarheimat 1988, S. 157