Sie war nie im Saarland und dennoch ist sie dort eine vertraute Person. Sie ist Schutzpatronin der Bergleute. Bis zum Ende des Bergbaus im 21. Jahrhundert nahmen die Kohlengruben im Saarland eine führende Stellung in dessen Wirtschaft ein. Nach dem 2. Weltkrieg arbeiteten über 65.000 Menschen „auf der Grube", im Jahr 2000 waren es immerhin noch 11.000. Viele Gemeinden wurden vom Bergbau bestimmt. Die „Kaffeküche" in den Bergwerken war ein wichtiges Zentrum der Kommunikation. Bergbaugewerkschaften spielten im sozialen Leben des Saarlandes eine wichtige Rolle. Keine Volkspartei konnte es sich leisten, im Landtag nicht auch mit Bergleuten vertreten zu sein.
In den Bergmannsdörfern gab es zahlreiche Vereine von Bergleuten. Die Melodie des Liedes „Glückauf, der Steiger kommt" diente als musikalische Grundlage für den Text, der für einige Zeiten die Hymne des Saarlandes bildete (Deutsch ist die Saar ...).
Die Bergleute galten als fleißig, und sie waren meistens katholisch und fromm. Die Kirche, die seit dem Altertum für alle Lebensbereiche und Berufsgruppen einen zuständigen Heiligen anzubieten hatte, war auch um den Bergbau nicht verlegen. Zwar gab es keinen Heiligen, der in eine Grube eingefahren war, um dort Kohle oder Erze abzubauen. Doch war da die heilige Barbara, die der Legende nach, weil sie dem christlichen Glauben nicht abschwören wollte, in einem Turm festgehalten wurde. Die engen und dunklen Räume dort aber ließen sich gut mit denen unter Tage vergleichen.
So wurde Barbara zur Schutzheiligen der Bergleute und die saarländischen Bergarbeiter waren ihr besonders verbunden. Das war verständlich, denn in den Kohlengruben lauerten, wie noch im Jahr 1962 beim großen Grubenunglück in Luisenthal deutlich wurde, tödliche Gefahren.
„Sankt Barbara, in jeder NachtDie Bergarbeiter selbst beteten:
Fahr mit dem Vater in den Schacht!
Steh du ihm bei in jeder Not,
bewahr ihn vor dem jähen Tod."
„Oh heilige Barbara, du edle Braut,
mein Leib und Seele sei dir anvertraut,
sowohl im Leben, als im Tod,
komm mir zu Hilfe in der letzten Not."
Im Jahr 1855 gründete der Ottweiler Pfarrer und Dechant Johann Anton Hansen die erste St. Barbara-Bruderschaft „für Berg- und Hüttenleute." Weitere folgten und schlossen sich zu einer Gemeinschaft zusammen. Bis heute bestehen sie weiter, stehen inzwischen auch Frauen und Angehörigen anderer Berufsgruppen offen.
Die Heilige soll während der Regierungszeit des römischen Kaisers Maximus Daja (310-313) in Bithynien, im Nordwesten der heutigen Türkei als christliche Glaubenszeugin den Märtyrertod erlitten haben. Derjenige, der sie im Turm eingesperrt und später eigenhändig mit einem Schwert hingerichtet hatte, war ihr eigener Vater. Manche Historiker vermuten, dass es sich bei dieser und ähnlichen Turmgeschichten nicht nur um einen Glaubensstreit, sondern auch um einen Fall von inzestiösem Missbrauch gehandelt hat. Wie es auch gewesen sein mag, die tapfere und unbeugsame Barbara verdient unsere Sympathie und Ehrerbietung.
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Bildquellen:
- Vorschaubild: St. Barbara-Statue auf einem Altar mit Bergmannsattributen in der Pfarrkirche St. Maria in Sehnde (Niedersachsen), Ausschnitt. Urheber: Matthias Feige, gemeinfrei.
Quelle: Wikimedia Commons
- Barbara als Beschützerin der Bergleute, Bleiglasfenster in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Sankt Johann (bei Mayen). Urheber: GFreihalter, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons.
- - St. Barbara-Statue in Luisenthal (Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks 1962). Foto: Rita Dadder
- Hl. Barbara, Saarfels (Gemeinde Beckingen), Barbarastraße, Altarskulpturen, 18. Jh. (Einzeldenkmal). Urheber: Lokilech, CC BY-SA-30, via Wikimedia Commons.
- Lukas Cranach der Ältere: Martyrium der Heiligen Barbara, Ölbild ca. 1510 (heute: Metropolitan Museum of Art in New York) (gemeinfrei).