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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Berndt Seite

Von Evchensruh nach Adams Hoffnung

Die sechs Erzählungen sind das Kaleidoskop eines Lebens: von der erinnerten Kindheit, die immer märchenhafte Züge trägt, über die verspielten Dinge der Jugend bis hin zu den harten Auseinandersetzungen im Erwachsenen-Dasein. Das Verschwinden von Glauben und Vertrauen, das Verzweifeln an der Welt, diese metaphorische Obdachlosigkeit (Safranski), sind Teil davon.

Ernst Christian Thiel

Ernst Christian Thiel

Ferdinand Luxenburger

Ein Bürgermeister, der Merzig prägte

Bei vielen Gelegenheiten trifft man in Merzig auf den Namen Ernst Christian Thiel. Da gibt es die Thielsparkhalle, die sozusagen in dem Park der Villa Thiel steht, zu der die Ernst-Thiel-Straße führt und nicht zuletzt der Thiels-Park-Cup der Merziger Handballer, der früher Ernst-Thiel-hummel-Cup hieß und ein bedeutendes internationales Hallenhandballturnier im Saarland ist.

Wer war Ernst Christian Thiel, dass in Merzig so oft an ihn erinnert wird? Über viele Jahre war er Bürgermeister der Stadt Merzig. Er stammte aus Gummersbach, wo er am 1. August 1860 geboren wurde. In Gummersbach besuchte er die höhere Schule und leistete seinen Vorbereitungsdienst für die Bürgermeisterlaufbahn in der königlich preußischen Regierungsstelle in Trier. Von 1884 - 1887 war er Bürgermeister des Verwaltungsbezirks Kyllburg/Eifel. Am 27. Januar 1887 wurde er zum Bürgermeister von Stadt und Land Merzig berufen.

Über die Zustände im damaligen Merzig ist in der Familienchronik Thiel folgendes zu lesen: „Was mir mein Wirken für meine Mitbürger in den Bürgermeistereien Merzig Stadt und Land besonders schwer machte, waren zunächst die unerhörten Zustände, in denen ich die hiesige Stadt und die zum Landbezirk gehörigen Gemeinden, sowie die Verwaltung selbst vorfand.“ Was er damit meinte, können wir an seinen vielfältigen Tätigkeiten erkennen, die seiner Ernennung folgten. Zunächst ging es darum, die Kommunalverwaltung neu zu strukturieren, eine zentrale Wasserversorgung in der Stadt einzuführen, unbefestigte Straßen zu pflastern und längst notwendige Brücken zu errichten sowie einen Schlachthof (1897/98) zu bauen, um die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch sicherzustellen. 1887 erfolgte dann die Errichtung eines Gaswerkes in Merzig. Ganz wichtig war ihm das Bildungswesen. In seiner Amtszeit entstand das Realprogymnasium (1888) durch die Übernahme der ehemals privaten höheren Knabenschule durch die Stadt, die Gründung einer höheren Töchterschule (1889) und eines Lehrerseminars, die den Ursprung für das heutige Peter-Wust-Gymnasium und das Gymnasium am Stephansberg bildeten. Außerdem war er Gründungsmitglied des Merziger Turnvereins und später dessen Ehrenvorsitzender sowie Gründungsmitglied der Casino-Gesellschaft der Stadt.

Ernst Christian Thiel mit seiner Ehefrau Elly
Ernst Christian Thiel mit seiner Ehefrau Elly

Er erkannte, dass weitere infrastrukturelle Maßnahmen notwendig waren, damit die zahlreichen Fabriken, die sich in dieser Zeit zum Teil aus Handwerksbetrieben entwickelt hatten, ihre Waren abtransportieren konnten. Neben der berühmten Terrakottafabrik der Firma Villeroy & Boch gab es unter anderen in Merzig die Tabakfabrik Fuchs, die Leder- und Treibriemenfabrik Thees, die Seifenfabrik Wagner, die Düngerfabrik Hees & Co, und die Aktienbrauerei die ein Zusammenschluss von verschiedenen Familienbetrieben war. Bei den Merziger Fabriken waren um 1889 zusammen 449 Arbeiter in Lohn und Brot. Aber auch in den Handwerksbetrieben arbeiteten naturgemäß viele Menschen. Der rasante Aufschwung der Terrakottafabrik führte dazu, dass diese um 1900 bereits 623 Arbeiter beschäftigte. Um die Verkehrsanbindung Merzigs und seiner Umgebung zu fördern, setzte Thiel sich sowohl für die Gründung der Merzig-Büschfelder Eisenbahn ein, als auch für eine Bahnlinie von Merzig über Waldwies nach Metz, das damals infolge des deutsch-französischen Krieges 1870/71 zu Deutschland gehörte. Mit diesem Blick auf sein Wirken ist leicht erkennbar, dass Ernst Christian Thiel die Stadt Merzig in dieser Zeit stark mitgeprägt hat.

1890 heiratete der verwitwete Ernst Christian Thiel Elly Spangenberg, die Tochter des Direktors der Merziger Terrakottafabrik. Um 1900 ließ er die heutige Villa Thiel erbauen, in der die Familie mit sieben Söhnen wohnte. Die Stadt Merzig ehrte ihn 1910 für seine Verdienste mit der Wahl zum Bürgermeister auf Lebenszeit.

Von 1914-1916 nahm er entsprechend seiner preußischen Einstellung pflichtgemäß am Ersten Weltkrieg teil, in dem seine drei ältesten Söhne fielen. Geschwächt durch eine schwere Ruhrerkrankung infolge des Krieges kehrte er bis 1917 kurzzeitig in das Amt des Bürgermeisters in Merzig zurück. Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Elly legte er zum 1. Juli 1917 mit der Vollendung seines 30-jährigen Dienstjubiläums sein Amt als Bürgermeister nieder. Ernst Christian Thiel starb 1932 mit 72 Jahren und wurde auf dem Merziger Probsteifriedhof beigesetzt.

In der Villa Thiel leben und arbeiten heute noch Nachfahren des seinerzeit umtriebigen und hochgeschätzten Bürgermeisters, die sich ganz in seinem Sinne ehrenamtlich für die Förderung junger Menschen einsetzen.

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Fotos: Familie Thiel, mit Dank für die freundliche Bereitstellung.

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