Saarland-Lese

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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Ingrid Annel

Esel Erasmus unterwegs im sagenhaften Erfurt
Geschichten und Sagen über das mittelalterliche Erfurt

Die Erfurter Autorin Ingrid Annel lädt ein in eine sagenhafte Erfurter Welt der Vergangenheit, in der Esel Erasmus Martin Luther trifft und die Zaubereien des Magiers Faust miterlebt.

Alfred Diwersy

Alfred Diwersy

Ferdinand Luxenburger

Kaufmann, Kulturmensch und Menschenfreund

Jede Begegnung mit Alfred Diwersy war etwas Besonderes. Sein freundliches Wesen, seine perfekten Umgangsformen, sein wacher Geist, seine umfängliche Bildung, sein phänomenales Gedächtnis, seine Schlagfertigkeit und sein bisweilen schelmisches Lächeln haben beeindruckt. Was aber fast noch wichtiger war, man konnte sich seiner ganzen Aufmerksamkeit gewiss sein. Er liebte Kunst, Kultur und besonders Bücher, noch mehr aber liebte er die Menschen.

Alfred Diwersy (links) bei einer Vernissage in Dillingen 2013
Alfred Diwersy (links) bei einer Vernissage in Dillingen 2013

Sein Engagement für die Merziger Kaufmannschaft bringt ihm den Vorsitz des Vereins für Handel und Gewerbe ein, so ganz nebenbei wird er noch zum Handelsrichter am Landgericht Saarbrücken berufen und ist im Prüfungsausschuss für Textilkaufleute tätig.

Ebenfalls beeindruckend ist seine politische Karriere. Über die Junge Union und CDU findet er den Weg in die Kommunalpolitik und wird schnell Mitglied im Stadtrat. Er wird zunächst stellvertretender Vorsitzender und dann Vorsitzender der CDU-Fraktion, ehrenamtlicher Erster Beigeordneter der Stadt Merzig, ehrenamtlicher Dezernent für Bildung und Sport und schließlich 1977 hauptamtlicher Erster Beigeordneter der Stadt Merzig und als solcher zuständig für das Amt für Bildung und Sport, das Sozialamt, das Ordnungsamt und die Stadtwerke sowie den Schlachthof.

Alfred Diwersy verordnet Merzig ein Kulturprogramm, das sich sehen lassen kann. Mit bis zu 200 Veranstaltungen bringt er das kulturelle Leben der Stadt in Schwung, die auch zahlreiche Besucher von außen anlocken. Theater, Opern und Operetten sorgen u.a. dafür, dass die Stadthalle oft ausgebucht ist. Darüber hinaus knüpft er Kontakte nach Frankreich, Polen und Israel.

Denn neben der Erforschung jüdischen Lebens in seiner Heimatstadt hat er sich die Aussöhnung mit den durch die Nazis ins Exil getriebenen Juden auf die Fahne geschrieben. Alfred Diwersy, der als Kind 1938 im Zuge der Reichspogromnacht den Brand der Merziger Synagoge selbst miterlebt hatte, initiiert zusammen mit Georg Hasenmüller, dem pädagogischen Leiter der Christlichen Erwachsenenbildung Merzig eine Einladung der Stadt an alle ehemaligen Merziger Juden, die vor Hitler geflohen sind, ihre alte Heimat zu besuchen. Es gibt kaum eine Stadt in Deutschland, die sich so intensiv um ihre ehemaligen jüdischen Bewohner bemüht hat.

Alfred Diwersy an seinem 80. Geburstag
Alfred Diwersy an seinem 80. Geburstag

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Versöhnung mit dem „verlorenen Sohn“ der Stadt Gustav Regler, der in der Bevölkerung wegen seiner zeitweiligen Zughörigkeit zur Kommunistischen Partei in den siebziger und achtziger Jahren noch ziemlich viel Ablehnung erfährt. Zahlreiche Veranstaltungen auch in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für Gustav-Regler-Forschung der Universität Saarbrücken, die Einrichtung eines Gustav-Regler-Bildarchivs und eigene Publikationen belegen eindrucksvoll sein Engagement für den gebürtigen Merziger. Heute gibt es in Merzig einen Gustav-Regler-Platz mit einem Gedenkstein, ein Gustav-Regler-Zentrum sowie einen Gustav-Regler-Wanderweg, der bis in die Gemeinde Perl führt. Ablehnung erfährt der berühmteste Sohn der Stadt nicht mehr, die Erinnerung an ihn verblasst allerdings allmählich.

„Steine an der Grenze“ heißt die Skulpturenstraße an der deutsch-französischen Grenze zwischen Büdingen und Wellingen und ist eines der letzten Projekte, die er in seiner Amtszeit bei der Stadt Merzig mit ins Leben ruft.

Aus rein politischen Gründen scheidet der Wahlbeamte Alfred Diwersy 1987 aus der Stadtverwaltung Merzig aus, denn die Mehrheitsverhältnisse haben sich geändert. Danach dauert es lange, bis die Stadt Merzig kulturell wieder auf die Beine kommt. Alfred Diwersy wird nun Kulturbeauftragter der Karlsberg-Brauerei und ist als Kulturveranstalter wieder in seinem Element. Zudem ist er Ideengeber, Mitinitiator und Spiritus Rektor für so manche kulturelle Aktivität im gesamten Saarland.

1993 gründete er den Gollenstein-Verlag mit dem Ziel, Autoren der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Wallonien zu fördern. Das Programm des Verlages umfasst 450 Bücher. 2012 hat Diwersy die Verlagsleitung abgegeben, seit 2016 existiert der Verlag nicht mehr. Er selbst hat als Autor und Herausgeber zunächst seine Heimatstadt Merzig mit ihrer Geschichte und Baudenkmälern in den Blickpunkt genommen. Zu seinen Reisen nach Afrika in den nahen und fernen Osten hat er Aufsätze und Bücher veröffentlicht und natürlich zu Gustav Regler und der jüdischen Geschichte von Merzig. „Reb Mosche Merzig und die jüdische Geschichte der Stadt“ ist eines der letzten Bücher, die er im Gollenstein Verlag herausgegeben hat, in diesem Fall zusammen mit Hans Herkes.

Für seine Verdienste wird Alfred Diwersy 1982 die Silberne Verdienstmedaille der Stadt Paris verliehen, 1986 wurde er zum Chevalier dans l'Ordre des Palmes Académiques ernannt und erhielt 2013 die Ehrenprofessur des Saarlandes.

Am 21. Dezember 2017 verstarb Alfred Diwersy.

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Bildquellen:
- Vorschaubild und Foto oben rechts: Gerhard Alt
- Foto unten links: mit freundlicher Genehmigung der Stadt Merzig:

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