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Saarbrücken

Die 99 besonderen Seiten der Stadt

Rita Dadder und Florian Russi

Saarbrücken, Landeshauptstadt des Saarlandes und unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze gelegen, ist eine Stadt mit vielen Reizen. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von Goethe wurde es besucht und beschrieben und von Kaiser Barbarossa teilweise zerstört. Heute ist Saarbrücken eine moderne Metropole mit Universität, Museen und vielfältiger Kultur. Hier lebt man nach der Devise: »Wir wissen, was gut ist«, ist gastfreundlich und lässt sich gerne »entdecken«.


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Zu Gast in Weimar

George Eliot; deutsche Übersetzung: Nadine Erler

Zu den vielen Künstlern, die es nach Weimar zog, gehörte auch die englische Schriftstellerin George Eliot. Im Sommer 1854 verbrachte sie drei Monate im kleinen, doch weltberühmten Städtchen an der Ilm. George Eliots schriftlich festgehaltenen Eindrücke sind äußerst amüsant. Dieser Blick einer Fremden lässt Weimar in anderem Licht erschienen.

Broschüre, 40 Seiten, 2019


Das beschauliche Tholey

Das beschauliche Tholey

Benedikt Hoffmann

Eine über 1000-jährige Geschichte

Tholeiitischer Basalt, früher bezeichnet als Tholeiit
Tholeiitischer Basalt, früher bezeichnet als Tholeiit
Das kleine und idyllische Örtchen Tholey hat eine immens lange Geschichte hinter sich. Dies bekundet nicht nur die große Benediktiner Abtei, welche heute, wie schon seit Jahrhunderten, den Ort baulich dominiert, sondern auch viele Funde, welche im und um den Ort herum zu Tage traten, die von einer viel älteren Siedlungsgeschichte erzählen. Der Beginn des Klosters ist ins siebte Jahrhundert zu datieren (Testament des Grimo von 634). Doch steckt hinter diesem Namen kein Mann, obwohl ein solcher „Grimo" auch auf einer überlieferten Äbte-Liste erscheint, sondern die aus dem Geschlecht der Merowinger stammende Hochadelige Adalgisel, welche das Kloster reich beschenkte. Warum sich eine fränkische Hochadelige einen männlichen Namen in Ihrem Testament und auch schon zu Lebzeiten gab, darüber kann nur spekuliert werden. Hatte sie, wie die Liste der Äbte zu vermitteln versucht, tatsächlich eine abt-ähnliche Position inne? Die hätte zwar ihrem hochadeligen Status entsprochen, doch war sie ihr wegen ihres weiblichen Geschlechts verwehrt. Hat sie einen Männernamen angenommen, um einer Männerposition zu entsprechen?
Doppelrelief - oben: keltische Gottheit, unten: römische Bearbeitung
Doppelrelief - oben: keltische Gottheit, unten: römische Bearbeitung

Diese Frage wird sich wohl nicht klären lassen, allerdings vermachte sie dem Kloster „Gesindel ... Gebäude", weswegen eine Siedlung schon damals vorhanden sein musste. Herr Prof. Haubrichs geht davon aus, dass das Kloster damals ebenfalls schon bestanden hatte und lediglich erweitert wurde.

Doch geht die Historie des Örtchens weit hinter die Zeiten des Klosters zurück. Das aussagekräftigste Fundstück, dass das belegen kann, ist das sogenannte Doppelrelief. Dadurch, dass bei diesem Stein beide Seiten aus unterschiedlichen Epochen und von unterschiedlichen Kulturen behauen wurden, ist das ein einmaliger Beweis. So ist auf einer Seite der Rest einer keltischen Gottheit zu erkennen und auf der Gegenseite eine römische Bearbeitung erkennbar. Zu allem Überfluss wurde genau dieser Stein im Fundament der Abteikirche aufgefunden. Damit belegt er eine vollständige Kontinuität der Besiedlung des Ortes von keltischer Zeit über eine römische Epoche bis hin zur christlich-mittelalterlichen Geschichte, was ihn zu einem besonderen Objekt macht. Nur dieser Stein, alleine für sich genommen, kann schon aufgrund seines Fundortes von einer aus heutiger Sicht weit über zweitausendjährigen Besiedlungsgeschichte erzählen. Das ist sehr erstaunlich für einen einzigen Stein in einem kleinen Ort im Hochwald.

Auch der Name „Tholey" scheint keltischen Ursprungs zu sein. So bezeichnet „dol" im keltischen „herausragend" und „ley" Felsen; mit dem Gipfel des Schaumbergs im Rücken eine sehr plastische Bezeichnung für den Ort. Die zweite Namensdeutung von Tholey kommt von dem lateinischen Wort „Tegolegium" - Ziegelbedecktes Gebäude. Doch stammt diese Bezeichnungsherkunft aus dem Mittelalter, in welchem die keltische Besiedlungsperiode völlig in Vergessenheit geraten ist und ist damit, trotz recht früher Überlieferung, die Schrift stammt aus dem 10. Jahrhundert, für mich eher unwahrscheinlich. Es ist zu vermuten, dass man sich im 10. Jahrhundert eine römische Herleitung erdachte, da man von der keltischen Epoche einfach keine Kenntnis mehr hatte. Einen Beleg, für die Größe und Bedeutung der keltischen Besiedlung kann ein aufgefundener großer Bronzekessel geben, welcher hier mit Fenster und Heizung fotografiert wurde, um die Größe zu demonstrieren. Einen solchen Kultgegenstand kann man sich schwerlich in einem winzigen, verarmten, keltischen Gehöft vorstellen. Dies würde ebenfalls für den keltischen Namensursprung von „Tholey" sprechen. Auch die Plumpheit der lateinischen Herleitung des Namens spricht dafür. im Grunde genommen hätte man jeden x-beliebigen Ort so bezeichnen können, im Gegensatz zur keltischen Herleitung, welche eine genaue topographische Bestimmung des Ortes zu liefern vermag. Ganz abgesehen davon macht eine etymologische Herleitung für Tholey von Dol-ley einen wahrscheinlicheren Eindruck als von Tegolegium.

Römische Fibel im Vordergrund, dahinter eine spätmittelalterliche Hakebuse
Römische Fibel im Vordergrund, dahinter eine spätmittelalterliche Hakebuse
Allerdings muss der Ort Tholey oder genauer, die Gemarkung Tholey, mit dem Vicus Wareswald, sowie auch das Plateau des Schaumbergs eine rege römische Nutzung gehabt haben, was unter anderem eine Vielzahl an Funden römischer Keramik (IMG 2164+2165), wie auch eine spätantike römische Fibel nahelegen. Diese römische Fibel (IMG 2151), hier zusammen abgebildet mit einer spätmittelalterlichen Hakebuse, belegt eine sehr lange Nutzung des Schaumbergplateaus in militärischer Hinsicht. So haben wir auf dem Plateau eine Fibel, wie sie von höheren Militärs getragen wurde, aus dem dritten Jahrhundert, Mauer- und Burgüberreste, welche in das elfte Jahrhundert zu datieren sind, zusammen mit diesem Vorläufer des Gewehrs aus dem fünfzehnten Jahrhundert.
Römische Keramikfunde
Römische Keramikfunde

Ein definitives Ende der Befestigungsanlage ist durch eine Mehrfachzerstörung im Dreißigjährigen Krieg zu verzeichnen, also in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Im achtzehnten Jahrhundert ist die Ruine dann zum Abriss frei gegeben worden. Doch dürfen wir uns hier nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass die Lücke zwischen dem dritten und elften Jahrhundert im Fundhorizont besteht, weswegen im frühen Mittelalter nicht mit Sicherheit von einer militärischen Nutzung ausgegangen werden kann.

Doch wie alt ist nun Tholey wirklich? Es ist sicher, dass es zur Zeit des großen keltischen Bronzekessels bereits eine Siedlung war (ca. 500 v. Chr.), auf die zuerst die Römer, danach das frühe christliche Mittelalter zurückgegriffen hat. Eine Vielzahl von Funden deutet aber darauf hin, dass wohl nicht die Kelten die ersten waren, die sich hier niederließen, sondern dass schon vorher eine Besiedlung stattgefunden haben könnte. Dafür sprechen die aufwendigen Keramikfunde, welche aus der mittleren Jungsteinzeit stammen. Da sie aufwendig hergestellt wurden, kann man darauf schließen, dass diejenigen, die sie herstellten, sesshaft waren, doch ist dadurch noch nicht belegt, dass sie auch hier hergestellt wurden. Diese Frage wird sich auch bis zum Auffinden steinzeitlicher Siedlungsreste nicht lösen lassen und diese können längst vollständig abgetragen und zerstört sein, weswegen dies jetzt nur spekuliert werden kann.

Funde aus der Jungsteinzeit
Funde aus der Jungsteinzeit

Doch das Auffinden so zahlreicher Funde über einen langen Zeitraum ist ein gutes Indiz dafür, dass hier bereits vor den Kelten Menschen siedelten. Alleine die vier Steinbeile, welche auf dem unteren Foto abgebildet sind, stammen vom sechsten bis vierten Jahrtausend v. Chr. Und alleine die Tatsache, dass nach einem solchen Zeitraum noch so viele Fundstücke vorhanden sind, deutet darauf hin, dass sehr viele solcher Stücke hier gewesen sein müssen. Dies kann darauf hinweisen, dass diejenigen, welche die Krüge oder Becher herstellten, tatsächlich hier siedelten. Es ist aber allein noch kein Beweis, erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit für das frühere Vorhandensein einer steinzeitlichen menschlichen Behausung oder eines Gehöfts. Es ist durchaus denkbar, dass der Reliefstein schon eine vorherige menschliche Nutzung erfahren hat, an welche die Kelten anknüpften und dass er, wenn man die heutige museale Nutzung hinzuzieht, bereits die fünfte Nutzung durch den Menschen erfährt.

Noch ein paar erwähnenswerte Besonderheiten zu Tholey. So gibt dieser Ort einer Gesteinsform heute seinen Namen, welche nach Tholey Tholeiit genannt wird (s. Foto ganz oben rechts). Nach neuster Definition ist der Tholeiit aus Tholey kein Tholeiit mehr, sondern ein anderes Gestein aus Großbritannien trägt jetzt diesen Namen. Der Namensursprung des Gesteins ist zwar immer noch Tholey, aber der hier vorkommende Stein ist kein Tholeiit mehr, sondern nennt sich tholeiitischer Basalt. Ein schöner Beweis dafür, dass Wissenschaft nicht immer logisch sein muss.

Ebenfalls zu erwähnen ist, dass der Erfinder der Photogrammetrie Albrecht Maydenbauer aus Tholey stammt. Dieses Verfahren liegt im Grunde noch heute jeder 3D Aufnahme zugrunde und auch dem Sonar, Radar usw... Damit ist er heute noch extrem wirkmächtig, aber nahezu unbekannt. Zudem sind die im Theolegium zu besichtigende mittelalterliche Musiksammlung der Olga Schwind (1887-1979) und die erhaltenen Instrumente des Klavierbauers Peter Mönch (1811-1884) einen Besuch in Tholey wert, ebenfalls beide aus Tholey stammend.

Sie, lieber Leser, werden sich vielleicht fragen, warum hier so wenig auf das Kloster eingegangen wurde, dazu möchte ich sagen, dass ich der Meinung bin, das Kloster sollte einen eigenen schönen Artikel bekommen, wie es auch schon der Klostergarten durch Johannes Naumann bekam. Aus diesem Grund wurde hier hauptsächlich auf den Ort aus historischer Perspektive eingegangen.

 

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Fotos: Benedikt Hoffmann

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